- Der erste Tag führt mich und meinen Kollegen Michael Kummer nach Westthüringen. Am Morgen steht ein Besuch der Mosewaldschule in Eisenach an.
Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Katja Wolf und Bernd Wächter aus der Schulverwaltung gibt es ein Gespräch mit der stellvertretenden Schulleiterin Frau Füldner und dem Schulsozialarbeiter Herrn Säckel zur personellen und baulichen Situation. Letzteres tut wirklich Not. Eine Plattenbauschule, Baujahr 1980, die Katja Wolf und mich in unsere eigene Schulzeit zurückwirft. Denn wirklich viel hat sich nicht geändert am Bau. Ein bisschen mehr Farbe da, ein Smartboard dort, ansonsten ist vieles in einem Zustand, der funktioniert, aber weit davon entfernt ist, einladend zu sein. Das sei ein großes Problem, sagt die stellvertretende Schulleiterin, die für ihre Funktion noch nicht einmal beauftragt ist. Viele Eltern würden nicht einmal ihre Kinder vorstellen, sondern gleich den Gastschulantrag mitbringen. Dabei ist es eine wachsende Schule, mittlerweile rund 260 Schüler*innen aus fünfzehn Nationen besuchen die Grundschule in Eisenach Nord. Ein weiteres Stichwort. Eisenach Nord ist eine Plattenbausiedlung, grün, weitläufig, mit gut ausgebauter Infrastruktur, aber eben preiswertem Wohnraum. Hier leben viele Familien und Alleinerziehende, viele Ältere und viele Geflüchtete, da sich Eisenach für eine dezentrale Unterbringung stark gemacht hat. Etwa ein Drittel der Schüler*innen sind nichtdeutscher Herkunft. Die stellvertretende Schulleiterin ist dafür mehr als aufgeschlossen, aber mehr Unterstützung wünscht sie sich schon. So ist die DaZ-Lehrerin jetzt Klassenlehrerin als Ersatz für die stellvertretende Schulleiterin. Damit fehlt aber deren Einsatz im DaZ-Unterricht, so dass mittlerweile Erzieher*innen versuchen, diese Lücke zu schließen. Besser als nichts, aber eben nicht optimal. Vielleicht auch ein Grund, warum bislang so viele Lehrer*innen einen Versetzungsantrag stellten. Glücklicherweise unterstützt hier das Schulamt sehr. Wer nach ein paar Wochen sagt, hier kann ich nicht arbeiten, der wird es nie können, ist sich Frau Füldner sicher. Jetzt aber hat sie ein gutes Team zusammen und wirbt für diese besondere Grundschule. Wenn alles gut läuft, wird die Schule im nächsten Jahr vollständig saniert. Pläne und Wünsche äußern aber weder Füldner noch Säckel, zu groß ist die Enttäuschung, vor anderthalb Jahren schon einmal leer ausgegangen zu sein. Dennoch, beim Rundgang durch die Schule werden doch ein paar Wünsche laut: ein Lehrerzimmer, in dem alle Kolleg*innen Platz haben für Pausenbrote und Kaffee, Gespräche und Arbeitsmaterialien. Ein größerer und vor allem ansprechender Speisesaal. Unterrichtsräume für den Fachunterricht, damit die Musiklehrerin nicht mit den Instrumenten durch die Schule wandern muss und der Englischunterricht in einem Raum mit britischer Flagge, mit Bildern von den britischen Inseln, ein Raum eben, in dem beim Betreten klar wird, hier wird englisch gesprochen. Es sind oft Kleinigkeiten, die das Arbeiten der Pädagog*innen einfacher machen würden. Aller Probleme zu Trotz: Frau Füldner macht mit ihrem Kollegium richtig gute Arbeit. Die Gesichter der Kinder, die wir in ihren Klassenzimmern besuchten, waren ein eindeutiges Zeugnis.