Eine Beschäftigte eines freien Trägers (im speziellen von einer Schule der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland), die seit Jahren über schlechte Arbeitsbedingungen und wenig vorhandene Mitsprachemöglichkeiten klagt, antwortete auf meine Bitte nach einem Beitrag oder Interview für diese Zeitung so: „Ich mache doch nicht den Maulwurf für Euch“. Für uns, die GEW? Im Zweifelsfall ist das einfach nur ein Missverständnis über die Wirkungsweise gewerkschaftlicher Arbeit, andernfalls schlicht Unkenntnis. Zur Klarstellung sei gesagt, dass die GEW (wie jede anderen Gewerkschaft auch) nur das Werkzeug ist, welches von den Beschäftigten allerdings selbst benutzt werden muss.
In einem anderen Fall führte ich die Vorabsprache zu einem Interview mit einer Beschäftigten einer anderen freien Schule, dann führten wir das Telefoninterview durch, danach transkribierte und redigierte ich das gesprochene Wort und sendete den fertigen Text für letzte Korrekturen bzw. Freigabe an die Beschäftigte. Zwei Tage später kam die ängstliche Absage, dass wir es doch nicht abdrucken dürfen (incl. einer Entschuldigung für die umsonst geleistete Arbeit).
Als drittes Beispiel möchte ich von dem Anruf eines GEW-Mitglieds berichten, der Interesse an einem Beitrag zum diesem Schwerpunkt artikulierte. Die Befürchtungen, für diese Meinungsäußerung jedoch berufliche Nachteile zu erlangen, waren allerdings so groß, dass er mir weder seinen Namen noch seine Telefonnummer noch seine E-Mail-Adresse verriet. Am Ende lief unsere gesamte Kommunikation über eine extra für diesen Zweck eingerichtete anonyme E-Mail-Adresse.
All diese Beispiele machen auf die dringende Notwendigkeit aufmerksam, sich den Arbeitsbedingungen von Beschäftigten bei freien Trägern im Bildungsbereich in Thüringen zu widmen. In Gesprächen mit den Kolleg*innen spürte ich leider oftmals Angst und Einschüchterung und das manchmal in Kombination mit einem nur wenig ausgeprägten Rückgrat. Aber genau das benötigt es, wenn sich an den Arbeitsbedingungen etwas prinzipiell verbessern soll. Die GEW Thüringen steht auf jeden Fall bereit und möchte auch mit dieser Zeitung den Kolleg*innen bei freien Trägern den Rücken stärken:
Seien Sie sich bewusst, dass ein Arbeitsvertrag immer ein Vertrag auf Gegenseitigkeit ist. Ihre Arbeitsleistung wird gegen Arbeitsentgelt getauscht, nicht mehr und nicht weniger und dieser Tausch incl. aller sich daraus ergebenden beiderseitigen Rechte und Pflichten ist vertraglich. Die Zeiten, als der Arbeitgeber gottgleich agieren konnte, sind zum Glück vorbei (auch wenn sich das noch nicht bis zu jedem Arbeitgeber herum gesprochen hat). Ihnen, den Beschäftigten bei freien Trägern, möchte ich daher zurufen:
Bestehen Sie auf einer respektvollen und gleichberechtigten Behandlung und fordern Sie Verbesserungen, denn dass diese notwendig sind, erfahren Sie aus den Einzelbeiträgen dieses Schwerpunkts.
Und ebenso wichtig: Weisen Sie, bei Bedarf, Ihren Arbeitgeber selbstbewusst auf Ihre gleichberechtigte Position hin!