Leider nichts verstanden
1.000 langzeitkranke Thüringer Lehrer*innen können nicht lügen!
In seinem heute veröffentlichten Jahresbericht 2020 hat der Thüringer Rechnungshof u.a. die Abschaffung der Altersabminderungsstunden von Thüringer Lehrkräften gefordert. Die GEW Thüringen fordert den Thüringer Rechnungshof auf, sich erst über die Arbeitsbelastung und damit über die Gründe von so vielen älteren Langzeitkranken unter den Thüringer Lehrer*innen zu informieren, bevor solche kurzsichtigen Forderungen, welche die gesundheitlichen Dimensionen ignorieren, öffentlich gemacht werden.
Es ist allgemein bekannt, dass Thüringen nicht nur eine verhältnismäßig hohe Anzahl an langzeiterkrankten Lehrer*innen aufweist, sondern dass diese vor allem unter den älteren Kolleg*innen zu finden sind. Ältere Kolleg*innen werden nicht öfter, aber eben länger krank und das hat in erster Linie etwas mit ihren Arbeitsbelastungen zu tun. Die aktuell gültige Regelung der Abminderungsstunden nimmt auf diesen Umstand Rücksicht und ist damit inhaltlich begründet.
Dass der Thüringer Rechnungshof diese Begründung übersehen hat und nicht versteht, warum es mehr statt weniger Abminderungsstunden benötigt, ist nicht nachzuvollziehen. Weniger Arbeitsbelastung für die älteren Kolleg*innen durch mehr Abminderungsstunden kann den Langzeitkrankenstand erheblich verringern. Das Ergebnis wäre ein deutlich besseres hinsichtlich Unterrichtsausfall und vor allem ein der Fürsorgepflicht als öffentlicher Arbeitgeber angebrachtes.
Es hat sich gezeigt, dass das Sparen in den systemrelevanten Bereichen – und dazu zählt das System Schule – der falsche Weg ist. Eine der eindrücklichsten Erkenntnisse in der Coronakrise ist, dass die Schwarze-Null-Politik vor allem auch an den Schulen zu untragbaren und beschämenden Ergebnissen geführt hat. Die Sparpolitik durch die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der älteren Lehrer*innen noch zu steigern, ist unsäglich. 1.000 langzeitkranke Thüringer Lehrer*innen können nicht lügen.
99096 Erfurt