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Wer unterstützt bei... Diskriminierung? Teil 3

„Vielfalt als Querschnittsthema und als Voraussetzung für eine gute Betreuungsqualität“

Der Landesausschuss Diversity der GEW Thüringen informiert über Projekte, Melde- und Beratungsstellen zu Antidiskriminierung in Thüringen. Ramona Mayer hat mit Anne Friedemann und Sarah Dietrich vom Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement gGmbH (IBS) gesprochen.

Quelle: Canva Pro

Das IBS begleitet und berät Menschen mit Migrationserfahrung beim Einstieg in die Arbeitswelt in Thüringen. Wie sieht die Arbeit im pädagogischen Bereich konkret aus?

Wir sind ein 1998 gegründetes Unternehmen im Verbund der AWO Thüringen, mit Sitz in Erfurt. Seit über 15 Jahren bieten wir Bildungs-, Beratungs- sowie Vernetzungsangebote im Migrationsbereich an. Seit 2011 beraten und begleiten wir Menschen im Prozess der beruflichen Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Abschlüsse. Auffällig ist dabei, dass viele Fachkräfte trotz der Erfüllung der formalen Voraussetzungen nur erschwert Zugang zu einer qualifikationsadäquaten Beschäftigung im pädagogischen Bereich finden.

Um dieser Situation zu begegnen, bieten wir ein Qualifizierungsprogramm für internationale pädagogische Fachkräfte zur Vorbereitung und Begleitung ihres beruflichen Einstiegs in Thüringer Kindertagesstätten und Grundschulhorte an. Dieses wird über das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) finanziert. Seither konnten viele Personen erfolgreich bei der Arbeitsaufnahme unterstützt werden. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass es weiterer Stützpfeiler bedarf, damit eine belastbare Brücke in den Arbeitsmarkt entsteht. Hier kommt das Projekt „Vielfalt willkommen“ ins Spiel.

Könnt ihr vom Projekt „Vielfalt willkommen – Internationales Fachpersonal für Kitas und Grundschulhorte“ erzählen? Was ist das Ziel des Projekts, an wen richtet es sich?

Seit Anfang 2023 begleiten wir sowohl internationale pädagogische Fachkräfte als auch Thüringer Kita- sowie Grundschulhort-Teams bei der Zusammenarbeit. Das Projekt bietet die Möglichkeit einer ganzheitlichen Herangehensweise. Es wird durch die Robert Bosch Stiftung gefördert. Unseres Erachtens ist es wichtig, auch die Einrichtungen, in denen die pädagogischen Fachkräfte ihre Anpassungsqualifizierung absolvieren oder bereits in Beschäftigung sind, dabei zu unterstützen, Kompetenzen im Umgang mit Vielfalt im pädagogischen Alltag zu verankern.

Das Begleitprojekt umfasst verschiedene Angebote zur Stärkung einer vorurteilsbewussten und vielfaltsorientierten Team- und Kommunikationskultur. Denn gerade in Kindertagesstätten und Grundschulen ist Sensibilität für Vorurteile und Diskriminierungen entscheidend, da sie zu den wichtigsten Erfahrungsräumen für Kinder im Alter bis 10 Jahren gehören. Hier wird ein funktionaler Umgang mit Unterschieden für Kinder erfahr- und erlernbar. Die Etablierung einer vorurteilsbewussten und vielfaltsorientierten Haltung, gerade im Bildungsbereich, ist für gerechtere Teilhabechancen sowie die Repräsentanz der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen – nicht nur bei den zu betreuenden Kindern, sondern auch beim Fachpersonal – unabdingbar.

Wie entsteht die Zusammenarbeit mit Kitas und Grundschulhorten?

Im ersten Jahr des Projektes fokussierten wir uns zunächst auf Strukturarbeit und die Bekanntmachung bei Trägern und behördlichen Anlaufstellen. Nach einer gelungenen Auftaktveranstaltung mit Vertreter:innen der Praxispartnereinrichtungen Ende September sind die pädagogischen Fachkräfte des aktuellen Kursjahrgangs nun seit zwei Monaten im Praktikum. Aus dem Austausch mit den Einrichtungen wissen wir, dass derzeit
viele Themen Dringlichkeit haben. Dabei verstehen wir einen produktiven Umgang mit Vielfalt als Querschnittsthema und als Voraussetzung etwa für eine gute Betreuungsqualität oder ein effektives Kinderschutzkonzept.

Bislang ist es eher die Ausnahme, dass eine Kita oder eine Grundschule von sich aus Kontakt zu uns aufnimmt. Wir kontaktieren die teilnehmenden Kindertagesstätten und Grundschulen und bieten diesen zur Begleitung flexible inhaltliche Formate an, die sich an deren begrenzten zeitlichen und personellen Ressourcen orientieren. Wir sind sehr daran interessiert, den Kreis der Praxispartnereinrichtungen, die ein Interesse an einem gemeinschaftlichen Fachkraftaufbau haben, stetig auszubauen und diese auch für eine Zusammenarbeit im Rahmen von „Vielfalt willkommen“ zu gewinnen.

Wie können die Kolleg:innen das IBS besser kennenlernen?

Wir möchten alle Interessent:innen herzlich dazu einladen, per Mail, Telefon oder über unsere Internetseite Kontakt mit uns aufzunehmen. Gerne stehen wir Euch für Fragen, Beratungen und Schulungen rund um die Themenfelder

  • Einstellung internationaler pädagogischer Fachkräfte,
  • Vielfalt im Team,
  • vorurteilsbewusste und vielfaltsorientierte Teamentwicklung

zur Verfügung. Als Einstieg empfehlen wir unseren Leitfaden zur Beschäftigung von pädagogischen Fachkräften mit im Ausland erworbenen Bildungsabschlüssen.

Der nächste Impulsworkshop ist für März 2024 geplant. Hierzu laden wir alle Interessierten, Trägervertreter:innen, Kita- oder Hortleiter:innen und Personalverantwortliche herzlich ein. Informationen zu aktuellen Angeboten findet Ihr auf unserer Website.

 

Kontakt
Anne Friedemann, Sarah Dietrich
Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement (IBS)
Wallstraße 18 | 99084 Erfurt
Tel. 0361 511 500 23
E-Mail: paedagogik(at)ibs-thueringen(dot)de
Internet: www.ibs-thueringen.de