Der Regenbogenkoffer befasst sich mit verschiedenen Facetten des Menschseins und nehme insbesondere Geschlecht, sexuelle Identitäten und vielfältige Lebensweisen wertschätzend als Inhalte auf, so Leonie Roth von der pro familia Beratungsstelle Weimar. „Jeder Mensch vereinigt verschiedene Aspekte von Vielfalt in sich“, so Roth weiter,„Einige dieser Facetten können das Risiko für Diskriminierung und Ungleichbehandlung erhöhen. Gerade wenn Kinder und Jugendliche erlernten Normen in Bezug auf Körper, Identität, Begehren oder Verhalten nicht entsprechen, kann es zu Erfahrungen der Abwertung und Ausgrenzung kommen.“
Mithilfe des entwickelten Koffers,sollen Lehrkräfte, Erzieher*innen, Sexualpädagog*innen und Schulsozialarbeiter*innen, die mit Kindern und Jugendlichen gezielt vielfaltspädagogisch arbeiten wollen, geeignete Methoden an die Hand gegeben werden. Es werden sowohl Methoden für die Grundschule als auch für die Sekundarstufe 1 und 2 angeboten, mit denen u. a. Vorurteile und Klischees sowie eigene Vorstellungen und Erfahrungen besprochen und diskutiert werden können. Damit werden die Empfehlungen des Thüringer Bildungsplans bis 18 Jahre zu Geschlechter- und Vielfaltssensibilität aufgegriffen und die Umsetzung der Vorgaben in den Lehrplänen zur vorurteilsbewussten und sexuellen Bildung unterstützt. Melanie Schönheit von der Agethur meint dazu: „Ab der 1. Klasse ist es bereits sinnvoll das Thema Familienformen mit den Kindern zu besprechen.Bis zur Klasse 9-12 finden sich unterschiedlichste Angebote zu den Themen Geschlechtsidentitäten und Geschlechterrollen, Liebe,Freundschaft und auch zu Diskriminierungserfahrungen.“
Kostenfreie Schulung und kostenfreie Nutzung
Der Regenbogenkoffer kann kostenfrei nach einer eintägigen Schulung zum Umgang und den Inhalten des Methodenkoffers ausgeliehen werden. Auf die Ansprechpartner*innen verweist die Homepage www.regenbogenkoffer.de. Am 25.01.2017 findet die erste Schulung in Weimar statt. „Weitere werden folgen, denn schon jetzt gibt es viele Anfragen“, so Schönheit.
GEW-Mitglied Marcus Felix, der für das ehrenamtliche Aufklärungsprojekt miteinanders an der Erarbeitung des Koffers beteiligt war, begründet das große Interesse mit einem Mangel an Materialien und Fortbildungen zu diesen Themen: „Es wird zwar gefordert, dass die Heterogenität der Kinder und Jugendlichen im Unterricht wertschätzend aufzugreifen sind, aber selten bekommen Pädagoginnen und Pädagogen das Werkzeug dafür an die Hand. Nicht umsonst wird unser Aufklärungsprojekt von besonders engagierten Lehrkräften angefragt, um die Fragen der Jugendlichen zu den noch immer vorhandenen ‚heißen Eisen‘ zu beantworten. Oft fühlen sich die Lehrkräfte überfordert oder im Stich gelassen.“
Der Regenbogenkoffer soll ein Angebot für den wertschätzenden Umgang mit Vielfalt sein. Damit wird auch auf die Forderungen der Eltern und Schüler*innenvertretungen reagiert, die eine adäquate und flächendeckende Thematisierung von vielfalts- und sexualpädagogischen Inhalten bisher vermissen. In ihrer Pressemitteilung vom 9. August 2015 spricht die Landesschüler*innenvertretung Thüringen von einem „Missstand“, der behoben werden müsse, weshalb „sich die Landesschüler*innenvertretung Thüringen die Verbesserung der sexuellen Aufklärung an Schulen im Freistaat als Ziel gesetzt“ hat.