Meine schrecklich schöne Schule
Gibt’s doch gar nicht! Oder doch?
Als Kind zu DDR-Zeiten ging ich als Schülerin in ein imposantes rotes Backsteinschulgebäude aus der Kaiserzeit in Schlotheim. Es gab damals immer wieder Ruhrausbrüche. Da musste man nach dem düsteren Toilettengang seine Hände nicht nur waschen, sondern in eine emailliert auf einem Dreibein stehenden mit stinkiger, trüber Flüssigkeit gefüllten Schüssel tauchen, um auch den letzten Ruhrbazillen den Garaus zu machen. Den restlichen Tag hat man nach diesen Chemikalien gerochen.
Ich bin für die Umsetzung des jährlichen Toilettentages als Projekttag an Schulen. Da kommen Hausmeister, Klempner, Reinigungskräfte und Schulverwaltungsleute und reden mal mit uns Lehrer:innen und Schüler:innen über die gemeinsamen Sorgen. Raus aus der Schmuddelecke mit dem Thema! Dann gehen wir alle mit dem
knappen Gut am Ende besser um und jeder weiß vom nicht aufzulösenden Problem des ekeligsten Ortes der Schule zu allen Zeiten. Nicht umsetzbar? Doch! Der Welttoilettentag findet jedes Jahr am 19. November statt. Dieses Jahr ist es ein Samstag, da können wir nochmal darüber nachdenken. Dann 2023 ein Sonntag, aber 2024 ist es ein Montag, da gehen wir es an, bestimmt! Der unvermutet dreckigste Platz ist in unserer Schule an einer Decke zu finden. Die Decken sind hoch, die Gedanken könnten fließen, aber wenn man so den Blick nach oben schweifen lässt, dann rufen selbst hartgesottene Jungs der 8. Klassen: „Iiiiiih was ist denn das da oben? Kommt das gleich herunter? Das sieht ja aus wie Sch….!“ Und was soll man als Lehrerin da pädagogisch sinnvoll antworten, wenn man eigentlich nur stumm nickend zustimmen kann?
So sieht es in unserer Schülerküche aus. Aber wann einmal ein Maler oder eine Malerin kommt, ich vermag es nicht zu sagen. Bin schon ein paar Jährchen an der Schule, Maler habe ich noch selten bis gar nicht gesehen. Schade darum. So fühlt man sich nicht wohl, am Ort des Lernens. Welche Botschaft geben wir als Gesellschaft den Kindern damit auf den Weg?
Ich schäme mich…
