Was sich mit Blick auf die Tagesordnung und der Ablaufplanung schon vermuten ließ, bewahrheitete sich bereits am ersten Beratungstag. Durch eine scheinbar endlose Diskussion zur Geschäfts-und Wahlordnung verschoben sich die Wahlen zum neuen Vorstand um mehrere Stunden.Auch die folgenden Vorstellungen, Befragungen und Wahlen der einzelnen Kandidat*innen zu den Vorstandsbereichen zogen sich bis in den Nachmittag des dritten Beratungstages hinein, so dass für die nun endlich folgende Antragsberatung kaum Zeit bleiben würde.
Dank der unermüdlichen Arbeit der Antragskommission, die ständig versuchte, die verschiedensten Anträge zusammenzuführen und so zustimmungsfähig zu machen, konnte ein Teil der Anträge ohne weitere Aussprache beschlossen werden. Ein weiterer Teil der Anträge wurde zwar beraten und verabschiedet - zur eigentlich notwendigen inhaltlichen Auseinandersetzung blieb nach geändertem Beratungsmodus jedoch kaum Zeit. Eine beträchtliche Zahl von Anträgen, für die letztendlich keine Zeit mehr für die Beratung blieb, wurde zur weiteren Behandlung an den Hauptvorstand überwiesen. So erging es auch je nach Lage den verschiedenen 41 bildungspolitischen Anträgen.
Zur Beratung und etwas ausführlicheren Diskussion kamen zwei Leitanträge,die für die zukünftige bildungspolitische Ausrichtung der Arbeit der GEW bundesweit und damit auch für die GEW Thüringen von großer Bedeutung sein werden. Zum einen ist das der Leitantrag 3.17 Es gibt keine Alternative zur Inklusion und zum anderen 3.26 Bildung in der digitalen Welt. Diese stellen sich inhaltlich den Herausforderungen der Inklusion und der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft.
- 3.17 Es gibt keine Alternative zur Inklusion
Für die Umsetzung unseres Zieles „Eine inklusive Schule für Alle“ ist natürlich dieser Beschluss besonders weitreichend. Was gibt er als Hauptinhalte vor? „Alle allgemeinen Schulen sollen aus ihrem Einzugsbereich Schülerinnen und Schüler aufnehmen, die sonderpädagogischen Förderbedarf haben. Die an diesen Schulen tätigen Fachkräfte sollen alle Aufgaben von Inklusion abdecken. Medizinische Fachkräfte und Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache sowie für Herkunftssprachen sind nach Bedarf einzustellen. Multiprofessionelle Teams arbeiten auf Augenhöhe zusammen – mit unbefristeten Verträgen. Unterrichtsverpflichtung und Arbeitszeit müssen Inklusionsaufgaben ermöglichen, Klassenobergrenzen sollen gesenkt werden. Statt Ziffernnoten soll es alternative Formen der Leistungsrückmeldung geben, Prüfungen müssen an ein inklusives Schulsystem angepasst werden. Pädagoginnen und Pädagogen müssen entsprechend aus- und fortgebildet werden, die Länder richten regionale Zentren für Beratung und Unterstützung ein.“ (Quelle: GEW- Bund)
In der (zu) kurzen Diskussion wurde deutlich, dass auch innerhalb der GEW die inhaltlichen und zeitlichen Dimensionen der Umsetzung des Inklusionsprozesses durchaus umstritten sind. Dies machten auch einige Änderungsanträge zum ursprünglichen Antrag deutlich.
„Um die Verabschiedung des mehrfach modifizierten Antrags hatte es ein zähes Ringen gegeben. Intensiv diskutiert wurde über die von der Antragskommission empfohlene Streichung eines Passus, in dem es unter anderem hieß, die Landesverbände sollten sich bei Ministerien und Regierungen dafür einsetzen, LSE-Förderschulen (LSE: Lernen, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung) in auslaufende Schulformen zu überführen, so dass diese „schnellstmöglich“ geschlossen würden. Gundi Müller von der BFGA Sonderpädagogische Berufe kritisierte eine große Verunsicherung ihrer Kolleginnen und Kollegen: Diese bräuchten eine sichere Perspektive.“ (Quelle GEW-Bund)
Logisch ist, dass bei der Umsetzung dieser Forderung die Förderlehrkräfte irgendwann keine schulische Perspektive mehr hätten. Um dies zu verhindern, müssen sie in einen gelingenden Umsetzungsprozess in die Kollegien der allgemeinbildenden Schulen integriert werden. Damit die Ziele des mit einigen Änderungen und endlich mit deutlicher Mehrheit beschlossenen Leitantrages gemeinsam mit den Beschäftigten erreicht werden können, wird der Hauptvorstand beauftragt, zeitnah eine Bildungsfachtagung Inklusion zu organisieren.