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GEW fordert Grundsatzdebatte

Bildungsministerium weicht Fachkräftgebot in Kindergärten weiter auf

Mit einem Rundschreiben informierte das Bildungsministerium die Städte und Gemeinden, dass diese nun mehr und länger Assistenzkräfte in Kindergärten einsetzen können. Verabschieden wir uns von Qualitätsstandards?

Unser Kindergartengesetz enthält ein bundesweit vorbildliches Fachkräftegebot, das Träger und Beschäftigte, aber vor allem auch die Eltern zu schätzen wissen. Davon verabschiedet sich das Thüringer Bildungsministerium zunehmen; und das nicht über Grundsatzdiskussionen im Zuge einer Gesetzesänderung, sondern über Rechtsverordnungen. Ein Skandal!

Seit Oktober 2020 besteht die Möglichkeit, Assistenzkräfte unter Anrechnung auf den Betreuungsschlüssel einzustellen. Diese Maßnahme sollte kurzfristig Personalengpässe kompensieren und 2023 auslaufen.

Nun hat das Bildungsministerium den Einsatz von Assistenzkräften sogar bis 2025 verlängert. Und nicht nur das: der prozentuale Anteil von Assistenz- zu Fachkräften wurde von 10 Prozent auf 20 Prozent erhöht.

Wir lehnen diese befristete Anerkennung ab, da sie nicht dazu führt, dass die Assistenzkräfte mittelfristig eine berufsbegleitende Fachschulausbildung absolvieren. Vielmehr werden Kinderpfleger:innen und Sozialassistent:innen aus dem Ausbildungssystem abgezogen. Und sie stehen den Einrichtungen nicht für erzieherische Tätigkeiten zur Verfügung.

Die GEW hat bereits bei der Einführung in 2020 davor gewarnt, dass aus einer befristeten Sonderregel schnell ein Einfallstor für weitere Aufweichungen werden kann. Et voilà.

Auch die GEW weiß um die personellen Engpässe in Kindergärten, um die regelmäßigen Überschreitungen des Mindestpersonalschlüssels, um Aufsichtspflichtverletzungen und Qualitätsverluste. Was wir fordern ist der demokratische Diskussionsprozess. In diesem Prozess stellen wir auch unsere Vorschläge zur Diskussion:

  • Arbeitsbedingungen verbessern
  • Zugänge und Aufstiegsperspektiven ermöglichen
  • PiA verstetigen
  • Ausbildung reformieren

Die Berufe in der frühkindlichen Bildung sind inhaltlich attraktiv. Was wir in Zeiten eines steigenden Fachkräftebedarfs brauchen, sind attraktivere Bedingungen, damit mehr Menschen diesen Beruf ergreifen wollen und auch in ihm verbleiben.

Kontakt
Heike Leipold
Team Referatsleitung Frühkindliche Bildung und Sozialpädagogik
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 0