Bendeleben und Ilfeld - zwei Grundschulen als Modellprojekte im Norden Thüringens

Im Jahr 2021 wurde ein Architektur-Wettbewerb durchgeführt, mit dem innovative und modellhafte Entwürfe für zwei Grundschulen in Bendeleben und Ilfeld gesucht wurden. In den Konzepten sollten Aspekte wie Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und Anforderungen an eine zeitgemäße Bildung und Schulorganisation berücksichtigt werden. DGJ Architektur GmbH aus Frankfurt am Main gewann mit seinem Entwurf den 1. Preis. Die Umsetzung hat bereits begonnen.

Der flexible Raum lässt verschiedene Lernkonzepte zu

„Leitgedanke des Entwurfs war unsere Überzeugung, dass zeitgemäße Pädagogik Räume braucht, die verschiedene Lern-Konzepte zulassen“, erläutert Hans Drexler, geschäftsführender Partner bei DGJ Architektur. „Es muss sowohl Frontalunterricht als auch Gruppen- und Einzelarbeit möglich sein. Insbesondere in Ganztagsschulen muss es eine hohe Flexibilität für die Räumlichkeiten geben, um den Alltag von Kindern und Lehrenden abwechslungsreich und attraktiv zu gestalten.

DGJ Architektur entwickelte für den Schulbau in Thüringen ein neues Holz-Bausystem, das vorhandene und gut eingeführte Technologien sinnvoll zu einem flexiblen Baukasten weiterentwickelt. Die Grundtypologie der Gebäude kann flexibel auf Standort, Lehrkonzept und die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Schule ausgerichtet werden. Die Stärken des Bausystems sind seine Einfachheit und Anpassungsfähigkeit. Elemente lassen sich mit fertigen Oberflächen, Fenstern und Türen planen und ausführen, so dass ein hoher Vorfertigungsgrad erreicht wird. Das spart Zeit und Kosten. Die elementierte und offene Skelettkonstruktion der Wandtafeln erlaubt moderne und offene Schul- und Unterrichtsformen. Es gibt geschützte Ruheräume und Zonen des freien Tobens. Konzentriertes Arbeiten und ausgelassener Spaß wechseln sich ab. Das Bausystem ist damit auch für zukünftige Konzepte gut nutzbar.

Erlebbare Schulgemeinschaft und Unterricht im Freien

Beide Schulen sind barrierefrei geplant. In den Unterrichtsräumen sind standardmäßig WLAN-fähige TV- bzw. Beamergeräte unter den Decken und Whiteboards vorgesehen. Der Schulhof ist das Zentrum der beiden Schulstandorte. Hier wird die Schulgemeinschaft erlebbar. Gerahmt wird der Schulhof von Spielplätzen und den erdgeschossigen Laubengängen, die eine witterungsunabhängige Erschließung sichern. Im Außenraum gibt es überdachte „grüne Klassenzimmer“ für den Unterricht im Freien. Der Schulgarten ist ein ruhiger Bereich der Entspannung und des Ausgleichs. Gleichzeitig wird er Teil des Unterrichts, indem die Kinder dort selbst pflanzen, pflegen und ernten.

Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung

Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Konstruktion. „Für uns war es sehr wichtig, dass die Kinder durch unseren Entwurf ein Verhältnis zu Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung entwickeln können“, erläutert Drexler. „Eine Holzbauschule bietet dafür gerade im ‚Wald-Land‘ Thüringen beste Voraussetzungen.“ Rund ein Drittel der Landesfläche, etwa 34 Prozent, ist mit Wald bedeckt. Das natürliche Material schafft eine warme und einladende Atmosphäre, die das Lernumfeld und das Raumklima positiv beeinflussen. Die Kinder eignen sich ihre Schule kreativ an und identifizieren sich auf neue Weise mit dem Gebäude. Holz, Natur und Umwelt können am Beispiel der eigenen Schule zu lebendig erfahrbaren Lerninhalten werden. Drexler ist überzeugt: „Die Kinder lernen so, dass man Dinge zum Besseren verändern kann.“

Umweltverträglich durch reine Holzkonstruktionen

Das Bausystem arbeitet – im Gegensatz zur hybriden Bauweise - mit monomaterialen Holzkonstruktionen, die CO2 in hohem Maße binden. Dadurch wird die Recyclingfähigkeit der Gebäudestrukturen optimiert.

Durch industrielle Fertigungsverfahren verbessert sich nicht nur die Wirtschaftlichkeit. Der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes, von der Herstellung, dem Transport bis hin zum Abriss und der Entsorgung, verfolgt einen nachhaltigen Ansatz. Reine Holzkonstruktionen lassen sich recyceln oder sortenrein zu Holzwerkstoffen trennen. Grundlage sind traditionelle Holzverbindungen, aus denen jeder Holzbaubetrieb Wand- und Deckenelemente seriell vorfertigen kann. Holz ist eine wichtige Ressource für die Region. Seine Verwendung kann kleinere, regionale Betriebe stärken und die Kreislaufwirtschaft vor Ort fördern.