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Zukunftswerkstatt der GEW Thüringen: Statt Qualitätsverbesserung in den Kindergärten werden wenig nachhaltige Wahlgeschenke verteilt

Thüringen verpasst eine Chance und investiert auch weiterhin nicht ausreichend in die Qualitätsverbesserung der Kindergärten. Stattdessen werden mit Blick auf die Landtagswahl im nächsten Jahr wenig nachhaltige zusätzliche Gebührenbefreiungen angestrebt. In der „Zukunftswerkstatt Kindertagesbetreuung 2030“ am 15. Juni 2023 in Erfurt diskutiert die Bildungsgewerkschaft das mit 100 Erzieher:innen des Landes.

Am Freitag, den 09.06.2023, wird Thüringens Bildungsminister Helmut Holter zusammen mit Bundesministerin Lisa Paus einen Vertrag zwischen Thüringen und dem Bund zum „Kita-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetz“ des Bundes unterzeichnen. Hierbei geht es um die nach dem Auslaufen des Gute-Kita-Gesetzes freiwerdenden finanziellen Mittel des Bundes für Thüringen, die eigentlich – wie der Name des Gesetzes schon sagt – für mehr Qualität in den Kindergärten eingesetzt werden sollten. Die GEW Thüringen appelliert erneut an die politischen Entscheidungsträger, die Qualität in den Thüringer Kindergärten spürbar auszubauen und finanzielle Mittel des Bundes, aber auch des Landes genau dafür zu verwenden. Dazu Nadine Hübener, Bildungsreferentin für den Bereich Frühkindliche Bildung und Sozialpädagogik bei der GEW Thüringen: „Die SPD z. B. will ab nächstem Jahr neben einem dritten beitragsfreien Kindergartenjahr auch ein kostenloses Mittagessen finanzieren. Aber was hat das bitte mit Bildungsqualität zu tun? Beitragsfreiheit und kostenloses Mittagessen sind wichtige sozialpolitische Vorhaben, die aber nicht aus dem Bildungshaushalt finanziert werden sollten.“

Die Chance, bei sinkender Auslastung der Kindergärten die Qualität über einen verbesserten Personalschlüssel spürbar zu erhöhen, ist jedoch gerade jetzt da. Denn laut Bildungsministerium werden nächstes Jahr etwa 12.000 Vollzeitstellen benötigt, im Jahre 2030 aufgrund weniger Kinder im Kindergartenalter dann nur noch etwa 10.400. Geht es nach der aktuell gültigen Gesetzeslage in Thüringen, müssten dann Kindergärten geschlossen und Personal abgebaut werden. Geht es dagegen darum, die Qualität zu verbessern, dann muss es um die rechtliche Ermöglichung eines besseren Personalschlüssels gehen. Dazu Ralf Jungnickel, Referatsleitung Frühkindliche Bildung und Sozialpädagogik bei der GEW Thüringen: „Schließungen kompletter Einrichtungen können nur das letzte Mittel sein. Vielmehr ist jetzt die Zeit, Rahmenbedingungen zu verbessern, den Stillstand bei der Erhöhung der Personalschlüssel zu beenden. Kindern könnten nun endlich mehr als zweieinhalb Quadratmeter Platz zur Verfügung gestellt werden. Die Einrichtungen könnten durch hochspezialisierte pädagogische Konzepte viel besser auf individuelle kindliche Bedürfnisse eingehen und das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern endlich realisieren. Zwingende Voraussetzung dafür ist aber, die Finanzierung des Kitasystems umzustellen“.

Wofür das Geld vom Bund eingesetzt werden könnte und damit die Qualität der Thüringer Kindergärten erhöht würde und auch darüber, wofür das Geld nach derzeitigen Planungen der Regierungsfraktionen voraussichtlich ausgegeben werden soll, wird die GEW Thüringen mit 100 Erzieher:innen aus dem ganzen Land in einer „Zukunftswerkstatt Kindertagesbetreuung 2030“ diskutieren. Die Veranstaltung ist öffentlich und findet am 15.06.2023, von 17:30 bis 20:00 Uhr im Haus Dacheröden in Erfurt statt.

Auf dem Podium diskutieren:

  • Bettina Löbl, stellvertretende GEW-Landesvorsitzende und Leiterin eines Erfurter Kindergartens,
  • Prof. Dr. Rißmann, Thüringer Institut für Kindheitspädagogik der Fachhochschule Erfurt,
  • Dr. Thomas Hartung, Mitglied des Landtages und bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion,
  • Franziska Baum, Mitglied des Landtages der parlamentarischen Gruppe der FDP,
  • Dr. Steffen Kachel, Referent für Bildung, Jugend und Sport der Fraktion DIE LINKE,
  • Tim Strähnz, Referent für Bildung, Kinder und Jugend der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Die Landtagsfraktion der CDU sendet keinen Vertreter.

 


Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die mitgliederstärkste Interessenvertretung in Thüringen im Bildungsbereich. Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas, Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin Vitzthum.

Kontakt
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Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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