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Schulöffnungen und Schulsicherheit gemeinsam denken!

„Bei aller Erleichterung wegen sinkender Infektionszahlen: Die Rückkehr in den normalen Präsenzunterricht ist zu früh“, warnt Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen.

„Es jetzt nicht der Zeitpunkt, Maßnahmen wie Maskenpflicht und Testen aufzugeben. Die Pandemie ist nicht vorüber. Es ist fahrlässig, die Sicherheit der Beschäftigten, der Schüler:innen und deren Familien zu riskieren. Solange Schüler:innen nicht geimpft werden können, gehören Maske und regelmäßiges Testen zu den Voraussetzungen geöffneter Schulen!“, kommentiert Kathrin Vitzthum die am Wochenende ins Spiel gebrachten Ideen für Lockerungen an Schulen. Die sichtbaren Erfolge nach den einschränkenden Maßnahmen dürfen jetzt nicht leichtfertig geopfert werden. Sichere Schulen bleibt das oberste Gebot.

Die GEW Thüringen erwartet vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, dass die Öffnungen sorgsam und unter Beachtung aller Bedingungen für sichere Bildung organisiert werden. Die geplanten Schritte sind so zeitig zu kommunizieren, dass die Schulleitungen, das pädagogische  Personal, aber auch Eltern und Schüler:innen verlässlich und gut planen. Eine Anweisung am Freitagnachmittag über Öffnungen oder Schließungen ab Montag gehört nicht dazu.

Darüber hinaus sollte das Bildungsministerium endlich Prioritäten setzen und das auch klar kommunizieren: „Es ist in den kommenden Wochen für alle Beteiligten wichtiger, die Zeit zum Wiederaufbau eines funktionierenden Schulalltags zu haben statt wegen eines vermeintlichen Notendrucks in kurzer Zeit Leistungskontrollen und Klassenarbeiten zu schreiben“, so noch einmal Kathrin Vitzthum. Der Fokus muss zunächst auf der Reflexion der vergangenen Schulwochen liegen, dabei ist die psychosoziale und emotionale Entwicklung zu stärken sowie das bereits vermittelte Wissen zu festigen und zu stärken. Neue Lerninhalte sollten erst dann wieder erwogen werden, wenn sichergestellt ist, dass die möglichen Lernlücken aller Schüler:innen bekannt und aufgearbeitet werden können, ggf. sind Lerninhalte in das nächste Schuljahr überzuleiten.

Und weil die Pandemie auch aktuell noch nicht beendet ist, benötigen Schulen Perspektiven und Unterstützung, wie bei zukünftigen Einschränkungen guter Distanzunterricht zu organisieren ist. Das erfordert Zeit für Kommunikation sowie Fort- und Weiterbildung – es erfordert aber endlich auch die Ausschöpfung der Mittel aus dem DigitalPakt sowie der Investitionsmittel für Luftfilter.

Als GEW Thüringen verweisen wir auf den Beschluss des Hauptvorstandes der GEW, Mai 2020, der diese Forderungen und damit verbundene Begründungen präzisiert:

„Wenn über die Folgen der Corona-Pandemie für Schüler:innen gesprochen wird, dann ist in der öffentlichen und politischen Debatte in erster Linie von „Lernlücken“ die Rede, die es nach der Pandemie aufzuholen gilt. Dafür werden sogar Bundesmittel eingesetzt. Die Frage ist nun: Wie und wo sind diese finanziellen Mittel sinnvoll angelegt? – Der Fokus auf die entstandenen „Lernlücken“ und der Begriff der „Corona-Generation“ ist dabei in vielerlei Hinsicht problematisch. Der Betonung von „Rückständen“ und „Lücken“ liegt ein defizitorientierter Blick auf die Lernenden und die Schulen zu Grunde. Diese einseitige Sichtweise entmutigt und verunsichert die Kinder und Jugendlichen. Sie negiert auch die Anstrengungen der Schule trotz aller Widrigkeiten, Unterricht und Förderung anzubieten. Was junge Menschen jetzt in dieser Krise brauchen ist Ermutigung! Was Schulen jetzt brauchen ist Unterstützung!

Unbestritten ist: Die Lernbedingungen der Schüler*innen während der partiellen Schulschließungen, im Distanz- und Wechselunterricht waren sehr unterschiedlich. Wesentliche Faktoren gestiegener Ungleichheit und von Benachteiligungen waren und sind die unterschiedlichen Wohn- und Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen sowie die personellen Rahmenbedingungen an den Schulen.

Grundsätzlich: Geld sollte in erster Linie zur Stärkung der öffentlichen Schulen und der Jugendhilfe eingesetzt werden und nicht, um kommerzielle Angebote zu finanzieren! – Dabei sollten regionale Netzwerke (hierzu gehören Angebote der Jugendhilfe, Betriebe, außerschulische Bildungsanbieter, Vereine, Sporteinrichtungen, Kultureinrichtungen, Museen sowie ehrenamtliche Strukturen) genutzt, ausgebaut und gestärkt werden. Bildung ist mehr als Training und Nachhilfe. Sie sollte gerade in einer psychisch belastenden Zeit ganzheitlich gesehen werden. Die Krise sollte genutzt werden, Bildung neu zu denken!“

 


Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die größte Interessenvertretung in Thüringen im Bildungsbereich. Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas, Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin Vitzthum.

Kontakt
Dr. Michael Kummer
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
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