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GEW Thüringen fordert die Landesregierung auf, vorschnelle Schließungen von Kindergärten zu verhindern

Thüringen steht vor einer großen demografischen Herausforderung. Die stetig sinkenden Geburtenzahlen im Freistaat könnten in den kommenden Jahren zur Schließung zahlreicher Kindergärten führen. Die GEW Thüringen hat dabei eine klare Haltung und zeigt erneut Lösungsmöglichkeiten auf.

Angesichts dieser Entwicklungen suchte die GEW das Gespräch mit Ministerin Schenk, Thüringer Ministerium für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie (TMSGAF), und Minister Tischner, Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (TMBWK). In beiden Gesprächen forderte die GEW Thüringen, dass das Land Thüringen Verantwortung übernehmen und seine Steuerungsfunktion in der Debatte um Kindergartenschließungen nutzen muss.

Dazu erklärt Kathrin Vitzthum, Vorsitzende der GEW Thüringen: „Es ist falsch, die Kommunen und Träger der gut 1.400 Kindergärten mit den Folgen der sinkenden Kinderzahlen allein zu lassen. Sie, die Beschäftigten und Eltern brauchen starke Signale, dass das Land gewillt ist, Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Dazu gehört auch eine erneute Debatte um die Verbesserung des Betreuungsschlüssel statt eines weiteren beitragsfreien Kindergartenjahres.“ 

Die vom Thüringer Landtag beschlossene Kommission zur Finanzierungssystematik von Kindergärten (DS 8/921) muss schnellstmöglich einberufen werden. Die deutliche Botschaft der Kommission muss sein, überhastete Strukturentscheidungen zu vermeiden, pädagogisches Personal zu halten und gemeinsam mit Land und Kommunen nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Sie würde damit ein politisches Zeichen der Verlässlichkeit gegenüber jungen Familien setzen und Verunsicherung bei Eltern, die auf wohnortnahe Betreuung angewiesen sind verhindern sowie die Erzieher:innen und Leiter:innen in den Einrichtungen halten. 

„Es geht um nicht weniger als die Zukunft Thüringens. Wenn wir jetzt in Größenordnungen Kindergartenplätze abbauen, wird Thüringen unattraktiv für junge Menschen und Familien, die dann weggehen oder gar nicht hierherkommen. Das können wir uns nicht leisten. Die Absage der Finanzministerin Wolf an weitere Verbesserungen des Betreuungsschlüssels ist das falsche Signal“, so Kathrin Vitzthum weiter. 

Sinkende Kinderzahlen führen zu rückläufigen Belegungen in den Kindergärten und für viele Träger bedeutet das: weniger finanzielle Mittel, weniger Personalbedarf – und damit konkrete Risiken für Arbeitsplätze. Uns erreichen zunehmend Rückmeldungen von pädagogischen Fachkräften, die um ihre Stellen oder um Stundenzahlen bangen. Erste Schließungen von Einrichtungen sind beschlossen, Beschäftigungsumfänge werden vielerorts gesenkt. Die Trägervielfalt gerät unter Druck. Trägerinsolvenzen drohen. All das ist das Gegenteil von den im Koalitionsvertrag versprochenen Maßnahmen, um Thüringen „zum führenden Bildungsland in Deutschland zu machen“. 

Die Lösung wäre, dass die derzeitige und in den nächsten Jahren zu erwartende demografische Rendite in den Ausbau der Qualität investiert wird. Das bedeutet neben dem Betreuungsschlüssel auch die Verbesserung der räumlichen Ausstattung. Statt der bislang vorgeschriebenen pädagogischen Nutzfläche von 2,5 qm pro Kind (Ü3) sollte der Mindestanspruch deutlich erhöht werden. Das wäre nicht nur mehr Platz für die frühkindliche Bildung, sondern würde auch zu kleineren Gruppen führen, in denen individuelle Förderung viel besser möglich ist. 

 


Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die mitgliederstärkste Interessenvertretung in Thüringen im Bildungsbereich. Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas, Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin Vitzthum.

Kontakt
Dr. Michael Kummer
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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