Fazit zum Schuljahresende: Vom Aufschwung an Schulen nichts zu spüren
Die GEW Thüringen zieht zum Ende des Schuljahres 2024/25 und nach über einem halben Jahr neu besetzen Bildungsministeriums Bilanz: An den Arbeits- und Lernbedingungen an den Schulen hat sich nichts verbessert, was wahrnehmbar wäre. Dazu ist die hohe Zahl offener Stellen annähernd unverändert und die Lehramtsanwärter:innen werden wider jeder pädagogischen Vernunft einer zu hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Ein Lichtblick ist der dreimonatige Vorkurs für seiteneinsteigende Lehrkräfte, eine alte Forderung der GEW wird endlich umgesetzt.
Die im Schulbereich tätigen Beschäftigten (Lehrkräfte, Horterzieher:innen, Sonderpädagogische Fachkräfte) des Landesvorstands der GEW Thüringen sind überwiegend enttäuscht vom neu besetzten Bildungsministerium – darunter eine ganze Reihe von Personalräten, die durch dieses Amt viele regelmäßige Kontakte und Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort haben. 90 Prozent der schulischen Landesvorstandsmitglieder sagen, dass sich bei den Arbeits- und/oder Lernbedingungen seit Amtsantritt des Bildungsministers im Dezember 2024 nichts verbessert hat. Und circa zwei Drittel erkennen dagegen eine Verschlechterung, darunter die extrem kurzfristige Anweisung zur Nutzung neuer Formulare in der Zeugniserstellungszeit, der weiter anwachsende Anteil an Arbeitszeit für dienstliche Obliegenheiten außerhalb des Unterrichts (z. B. Absprachen mit Kindergärten, Jugendämtern, Eltern) und die langsamere Bearbeitung von Einstellungsverfahren an den Schulämtern.
Aktuell werden ca. 750 Lehrkräfte an allen Schularten gesucht, davon besonders viele an den Regelschulen (aktuell 218), Grundschulen (145) und Gymnasien (106). Dazu Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende: „Der versprochene Einstellungsturbo zündet immer noch nicht und so langsam wird es peinlich. Eine an den Schulen merkliche Entspannung des Lehrkräftemangels ist, trotz großer Versprechen auf zeitnahe Änderung, einfach nicht spürbar.“
Die nunmehr mögliche vergütete Nebentätigkeit von Lehramtsanwärter:innen (LAA) sieht die GEW Thüringen kritisch. Dazu noch einmal Kathrin Vitzthum: „Dass Lehramtsanwärter:innen nun dafür herhalten sollen, die Löcher fehlgeleiteter Personalplanungen ehemaliger CDU-geführter Landesregierungen zu stopfen, wird am Ende neue Löcher aufreißen. Das kann zwar kurzfristig Erfolge bringen, aber mittel- und langfristig wird dieses Problem umso größer. Der deutlich höhere Stress in einer Phase, die sowieso schon durch zu viel Stress gekennzeichnet ist, wird auf Dauer krankmachen.“ Zudem haben die LAA weniger Zeit, um die ausbildungsrelevanten Unterrichtstunden vor- und nachzubereiten, ein wichtiges Ziel dieser Ausbildungsphase wird somit deutlich schwerer zu erreichen sein.
Die GEW Thüringen begrüßt ausdrücklich die Entscheidung des Bildungsministeriums, ab dem Schuljahr 2025/26 einen dreimonatigen Vorkurs für seiteneinsteigende Lehrkräfte in den Thüringer Schuldienst einzurichten. Damit wird eine langjährige Forderung der Bildungsgewerkschaft nun endlich in die Praxis umgesetzt und das ist mit Blick auf die Abbruchzahlen der Seiteneinsteiger:innen bitter notwendig. „Ganz unbescheiden müssen wir als GEW sagen, dass eine zeitnahe Beachtung unserer Expertise allen Beteiligten an den Schulen geholfen hätte – in erster Linie natürlich den Seiteneinsteiger:innen selbst, die unter mangelnder Vorbereitung auf diesen herausfordernden Job gelitten und dadurch in Teilen den Schuldienst wieder verlassen haben“, so Kathrin Vitzthum.
Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die mitgliederstärkste Interessenvertretung in Thüringen im Bildungsbereich. Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas, Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin Vitzthum.
99096 Erfurt