Betriebsverband der FSU Jena
Workshop für Erstakademiker:innen an der Uni Jena
Am 25.11.2024 fand ein Workshop mit Isabell Lisberg-Haag zum Thema „Erste Generation Promotion“ an der Universität Jena statt. Die Veranstaltung wurde von der örtlichen Promovierendenvertretung (DR.FSU) in Zusammenarbeit mit dem Betriebsverband der GEW Thüringen organisiert.
Methodisch wertvoll verknüpfte Frau Lisberg-Haag soziologisch-theoretische Grundlagen mit Möglichkeiten zur Beschäftigung mit der eigenen sozialen Herkunft und deren Einflüsse auf Karrierewege an der Uni. Dabei standen nicht nur die strukturellen Herausforderungen im Spannungsverhältnis zwischen Bildungssystem und familiärem Kontext im Vordergrund und dass Erstakademiker:innen alltäglich navigieren, sondern insbesondere auch die Reflexion von Privilegien und verschiedener Arten von Kompetenzen, die Erstakademiker:innen in den Wissenschaftsbetrieb einbringen können.
Diese Kontexte gehen im universitären Alltag häufig unter, wie auch eine Teilnehmerin bekräftigte:
„Den Workshop „Erste Generation Promotion“ habe ich als empowernd empfunden. Die Runde habe ich als wertschätzend und offen wahrgenommen. Die Anekdoten von Frau Lisberg-Haag aus ihren eigenen Erlebnissen und auch ihre Bemerkungen auf Aussagen der Teilnehmer:innen eröffneten mir weitere Perspektiven auf Klassenungleichheiten und daraus resultierenden, erlebten Ungerechtigkeiten. Ich habe es als bestärkend wahrgenommen, die vermeintlichen akademischen Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. Mich hat es nachdenklich gestimmt, weil sich dadurch bei mir eine höhere Sensibilität von erfahrenen Ungerechtigkeiten, die ich aufgrund meiner Herkunft aus einem nicht-akademischen Haushalt erlebt habe, eingestellt hat. Zugleich hat es mich aber auch bestärkt zu wissen, nicht allein zu sein.“
Im Rahmen des ganztägigen Workshops hatten die vierzehn Teilnehmenden die Möglichkeit sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und die eigene Biographie zu reflektieren. Zudem konnten sie ihr Netzwerk erweitern und so auch Kontakte über den Workshop hinaus knüpfen. Denn solange nur zwei von 100 Arbeiter:innenkindern eine Promotion beginnen, bleibt gegenseitiges Empowerment wichtig. Denn es gibt immer noch viele Menschen mit Potenzial, die sich eine Karriere in der Wissenschaft nicht zutrauen oder für realistisch halten.