Vernetzungstreffen
Wo bleibt die Kinder- und Jugendhilfe in der GEW?
Unsere GEW Thüringen ist in den Bereichen Kindergärten und Schule breit aufgestellt und gut öffentlich wahrnehmbar. Für den Bereich der Jugendhilfe gilt das noch nicht immer.
Aus diesem Grund habe ich in den letzten Wochen und Monaten meiner noch kurzen Mitgliedschaft immer wieder den Finger gehoben und auf sicher berechtigte Interessen der Jugendhilfe hingewiesen. An dieser Stelle hat wiederum Kathrin Vitzthum mir einen wichtigen Fingerzeig gegeben: Die Jugendhilfe muss ihre Forderungen eben formulieren und in unserer Mitmach-Gewerkschaft auch aktiv sein.
Selber aktiv werden? Gesagt, getan!
Wir haben in zwei Runden die Herausforderungen der Jugendhilfe in Bezug auf Corona eingesammelt und erarbeiten nun ein Konzeptpapier, welches auch künftig weiterentwickelt und aktuell gehalten werden soll. Teilgenommen haben pädagogische Fachkräfte aus den Arbeitsfeldern der ambulanten und stationären Jugendhilfe, offenen Jugendarbeit, Eingliederungshilfe, Vereinsberatung und Distanzierungstrainings.
Eine Liste an Herausforderungen
Die Herausforderungen der Jugendhilfe entsprechen freilich denen, die wir in unseren eigenen Familien sehen, natürlich in potenzierter Form. Durch das Homeschooling fehlt die Betreuung am Vormittag, welche nur durch einen erhöhten Personaleinsatz gedeckt werden können, dessen Finanzierung weiterhin nicht geklärt ist. Das gilt auch für die Tests von ambulanten Fachkräften oder die persönliche Schutzausstattung.
Es braucht ein Mehr an digitaler Ausstattung auf der Seite der Klient:innen, aber auch auf Seite der Profession, um die Arbeit auch unter den pandemischen Bedingungen fortzusetzen. Schließlich müssen Settings und Formate gestaltet werden, die auch unter den schwierigen Bedingungen eine gute und stabile Verbindung zu den Klient:innen sichert. Die teilnehmenden Fachkräfte haben auch zurückgemeldet, dass das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (TMBJS) Handlungsempfehlungen für unseren Arbeitsbereich herausgibt, die aber leider keinen bindenden Charakter haben. Das erschwert die Arbeit vielerorts mit den Klient:innen, da die Akzeptanz für die Arbeit schwindet, weil die unterschiedliche Handhabung der Regeln in den verschiedenen Einrichtungen als subjektive Ungerechtigkeiten empfunden werden und gegebenenfalls zu Beziehungsabbrüchen führen können.
Zu den gestiegenen Dokumentationspflichten könnten wir einen ganz eigenen Arbeitskreis ins Leben rufen.
Und wie geht es weiter?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Beschäftigten in den Arbeitsfeldern der Jugendhilfe eine Gruppe von Menschen sind, die auf Grundlage ihrer ideellen Werte für all die, natürlich unvollständig, aufgezählten Herausforderungen, Lösungen finden wird.
Wir sollten aber auch nicht müde werden, auf die schwierigen Arbeitsbedingungen hinzuweisen und uns Aufmerksamkeit für unsere Anliegen zu generieren. Dafür wollen wir im zweiten Quartal 2021 erneut zusammenkommen.
99096 Erfurt