Saalfeld-Rudolstadt
Wir waren im Schillerhaus in Rudolstaft
„In diesem Haus hat Schiller nie gewohnt.“ Mit dieser doch enttäuschenden Aussage eröffnete Christian Hofmann, Leiter des Schillerhauses Rudolstadt, den Rundgang durch das geschichtsträchtige Gebäude, zu dem sich Mitglieder des Kreisverbandes Saalfeld-Rudolstadt am 13. Juni 2024 eingefunden hatten.
Hintergrund war der traditionelle „Lehrertag“. Nach den damals vorherrschenden Moralvorstellungen wäre es undenkbar gewesen, dass ein lediger Mann hier nächtigt. Schließlich lebte hier nicht nur der Kanzler von Schwarzburg-Rudolstadt, Friedrich von Beulwitz, mit seiner Frau Caroline, sondern auch deren verwitwete Mutter Louise von Lengefeld, geborene von Wurmb, und Carolines ledige Schwester Charlotte, die spätere Gemahlin Schillers. Die von Lengefelds bewohnten das Hinterhaus an der heutigen Großen Allee. Die beiden Schwestern organisierten für den 29-jährigen Schiller eine Unterkunft im Haus des Kantors Unbehaun im benachbarten Volkstedt, wo der junge Dichter den Großteil des Jahres 1788 verbrachte. Hier im Beulwitzschen
Haus kam es aber am 7. September zu einer der bedeutendsten Begegnungen in der Geschichte der deutschen Literatur: Es trafen sich Goethe und Schiller zum ersten Mal persönlich. Das Museum informiert aber nicht nur über das Treffen zwischen Goethe und Schiller, sondern stellt auch die Mitglieder der Familie von Beulwitz und von Lengefeld vor. Wie zu derzeit üblich für besser gestellte Bürger, betrieben auch die Beulwitz einen Salon, den viele Geistesgrößen der Zeit besuchten: Herder, Fichte und die Humboldtbrüder, um nur einige zu nennen. Caroline, deren Ehe mit Friedrich von Beulwitz wegen ausbleibender männlicher Nachkommen 1790 geschieden wurde, war nicht nur eine begnadete Seidenstickerin, sondern auch eine talentierte Schriftstellerin. Ihr anonym erschienener Roman „Agnes von Lilien“ wurde von zeitgenössischen Literaturkritikern Goethe zugeschrieben. Zu der Zeit war sie mit Wilhelm von Wolzogen verheiratet. Ein besonders inniges Verhältnis hatte Schiller zu seiner späteren Schwiegermutter Louise, die er liebevoll als „Chére mére„“ (liebe Mutter) bezeichnete. In einer modernen Interpretation ihres Kochbuches kann man hier blättern. Den Abschluss des interessanten
und mit überraschenden Informationen reichen Nachmittages bildet das Essen in dem kleinen italienischen Restaurant „Pronto Pronto„“ am nahegelegenen Neumarkt in Rudolstadt. Dabei kam es noch zu einem regen Austausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen.