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Arbeitsbedingungen von Horterzieher:innen

"Wir haben ein großes Problem mit der Vor- und Nachbereitungszeit.“

In der Schule arbeiten nicht nur Lehrkräfte, sondern ganz verschiedene Professionen. Eine davon sind die Horterzieher:innen und auch auf deren Arbeitsbedingungen wollen wir einen Blick werfen. Dazu kamen wir mit Felix Osterloh ins Gespräch. Felix ist Ende 20, arbeitet als Erzieher im Hort der Staatlichen Grundschule Heinrich-Heine in Jena und ist innerhalb der GEW Thüringen einer der beiden Leiter:innen der AG Hort.

Felix Osterloh - Foto: Alice End/GEW Thüringen

Felix, wie sind Deine Arbeitsbedingungen im Hort? Und wie gestaltet sich der übliche, alltägliche Arbeitsablauf?

Als erstes würde ich gerne sagen, dass die Jenaer Schule eine sehr inselhafte Stellung hat, also in Jena geht es generell sehr gut. Ich habe auch in verschiedene andere Schulen Einblicke und gerade meine Schule gefällt mir so von allen Schulen in Jena, die ich kenne, am besten - eben weil ich gute Bedingungen habe. Das liegt meiner Ansicht nach vor allem an der Kommunikation, auch mit der Schulleitung. Und ansonsten, so vom Tagesablauf, ich arbeite 80 Prozent, ich bin also auch 16 Stunden in der Zweitbesetzung im Unterricht drin und habe dennoch noch Zeit am Nachmittag für meine Gruppe beziehungsweise für die Arbeit im offenen Hort bei uns an der Schule.

Wir sind materiell gut aufgestellt durch den Schulträger der Stadt Jena. Wir haben ein saniertes Schulgebäude, gut funktionierende Klassenräume, relativ viele Luftreiniger auch in der Corona-Zeit anschaffen können. Wir haben auch einiges an Personal. Zwar haben wir auch die üblichen Langzeitkranken und auch Kolleg:innen mit Teilzeitbeschäftigung, also noch weniger als 80 Prozent und dennoch ist es bei uns an der Schule immer so, dass wir wirklich noch einige Kolleg:innen haben, die da sind. Wir sind also, wenn keine Krankenwelle da ist, sehr gut aufgestellt.

In deiner Funktion als einer der Leiter:innen der AG Hort in der GEW macht ihr auch Schulungen und Weiterbildungen für die Kolleg:innen. Ist es denn aus eurer Beobachtung ein Problem, dass es zu wenig Personal gibt oder dass das falsch eingesetzt wird?

Also, es gibt auf jeden Fall die Schulen, wo das Personal zu wenig ist oder sie nicht genug Stunden haben, um das aufzufangen. Beziehungsweise, dass die Kollegen in den Vormittag mit reingezogen werden, um den Unterricht zu vertreten, also vertreten ist natürlich viel gesagt, um einfach da zu sein, um die Kinder zu betreuen. Und das wirkt sich natürlich auf den Nachmittagsbereich aus, wenn die Erzieherinnen und Erzieher früh schon ausgepowert sind, weil sie die Kinder von sieben an beaufsichtigen müssen, bleibt hinten nicht mehr viel Zeit für Qualität. Wenn jemand nicht gut mit dem Hortkoordinator oder mit der Schulleitung zurechtkommt oder wenn gewisse Kommunikation fehlt, dann erschwert das den Arbeitsablauf natürlich auch. Wenn meine Schulleiterin nicht weiß, dass ich alleine mit 50 Kindern am Nachmittag da stehe, weil sie vielleicht schon woanders ist, kann sie da auch nicht handeln.

Was sind denn Felder, wo du denkst, das könnte man eigentlich mit wenig Aufwand verändern seitens des Arbeitgebers, Dienstherren, vielleicht auch des Schulträgers, damit sich an den Arbeitsbedingungen von Horterzieher:innen etwas verbessert?

Man müsste auf jeden Fall Geld in die Hand nehmen, das wird aber weder schnell noch einfach gehen. Ich denke, schnell und einfach kann man interne Sachen regeln. Beispielsweise, wir haben ein großes Problem mit der Vor- und Nachbereitungszeit. Bei 80 Prozent, 32 Stunden haben wir in der Woche eine Stunde zur Vor- und Nachbereitung. Wenn ich die restlichen 31 Stunden am Kind wäre, könnte ich nichts vor- und nachbereiten. Ich könnte mir meine E-Mails nicht angucken, keine Fragen der Eltern beantworten. Wenn wir aber in der Schule absprechen, dass wir uns regelmäßig rausnehmen können aus dem Unterricht um diese Sachen zu erledigen, ist es was anderes. Ich weiß aber bei vielen Kolleg:innen, da wird das so gehandhabt, wenn du da bist, bist du beim Kind! Das funktioniert aber nicht. Wir bräuchten also deutlich mehr Vor- und Nachbereitungszeit. Eine Stunde am Tag, mindestens.

Was wäre der Idealzustand, die ideale Grundschule mit Hort? Aus Erzieher:innenperspektive.

Der Erzieher hat 100 Prozent, wenn er das denn möchte. Er hat entsprechende Vor- und Nachbereitungszeiten, dann vielleicht sogar zwei Stunden am Tag, sodass er sich sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag mit einbringen kann. Oder aber wir nehmen den Hort ganz aus dem Blick und gehen auf die gebundene Ganztagsgrundschule. Dann wäre der Erzieher quasi als zweiter Pädagoge sowieso da, sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag.

Vielen Dank.

Das Interview wurde von Michael Kummer, tz-Redakteur, geführt. Das komplette Gespräch findest hier.

 

Kontakt
Dr. Michael Kummer
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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