Kommentar der GEW Thüringen
Werden die Lehrerbildung und die Personalausstattung an Schulen verbessert?
Die "Thüringer Allianz für Lehrerbildung" ist bisher nur eine kleine. Eine große Allianz könnte sie werden, z. B. mit der Einbeziehung der betroffenen Pädagogen - und damit der GEW. Dennoch hat die kleine Allianz heute richtige Maßnahmen vorgestellt.
Wissenschafts- und Bildungsministerium haben gestern ein Eckpunktepapier zur Lehrer*innenbildung vorgestellt. Das Ziel des gemeinsam mit den Hochschulen erarbeiteten Maßnahmenkataloges ist es, die Lehrer*innenbildung an der Hochschule und Personalausstattung an den Schulen deutlich zu verbessern. Viele der von der Bildungsgewerkschaft seit Jahren gestellten Forderungen und Verbesserungsvorschläge wurden aufgegriffen. Wenn einiges auch sehr spät kommt, so wollen wir an dieser Stelle unseren Dank für diese Art von ermöglichter Mitbestimmung zum Ausdruck bringen. Chapeau!
Die Maßnahmen zur Verbesserung der Lehreraus- und Weiterbildung im Überblick – und unsere jeweilige Einschätzung dazu:
1. Lehrkräfte sollen nicht mehr nach Schulart, sondern eher nach Schulstufe ausgebildet werden.
Das sagt die GEW Thüringen dazu:
„Das begrüßen wir sehr, wird es doch zu mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen – sowohl in den Lehrerinnenzimmern als auch hinsichtlich der Stärkung von den dringend benötigten Gemeinschaftsschulen.“
2. Die Kapazitäten in den BA-Studienrichtungen Grundschul- und Förderpädagogik werden ausgeweitet.
Dazu hat die Universität Erfurt bereits die Zulassungszahlen ab dem Wintersemester 2019/20 von 226 in 2015/16 auf 310 bzw. 100 Studienplätze erhöht. Im Bereich der Förderpädagogik wird damit die Ausbildungskapazität verdoppelt. Das Wissenschaftsministerium unterstützt die Kapazitätserweiterungen an der Universität Erfurt in 2019 und 2020 mit insgesamt 800.000 Euro.
Das sagt die GEW Thüringen dazu:
„Das ist löblich, wenn auch viel zu spät. Damit hätte Rot-Rot-Grün umgehend am Beginn ihrer Regierungstätigkeit beginnen müssen! Und wir bezweifeln, dass die nun erreichten Studienplatzzahlen den Thüringer Bedarf decken. Absolventinnen und Absolventen, die in andere Bundesländer gehen oder in der Forschung bleiben oder Menschen, die das Studium wechseln oder abbrechen, machen einen deutlichen Mehrbedarf aus.“
3. Ab 2020 sollen zudem jährlich 750 neue Plätze für Lehramtsanwärter*innen bereitgestellt werden. Das sind 150 mehr als bisher.
Das sagt die GEW Thüringen dazu:
„Auch das ist gut, auch das ist zu spät und auch das ist zu wenig. Man muss nicht Mathematik studiert haben, um zu erkennen, dass bei Altersabgängen von mehr als 1.000 Lehrerinnen und Lehrern pro Jahr die Rechnung nicht aufgehen kann.“
4. Ab 2020 werden die Einstellungstermine vorgezogen, um den Übergang vom Ende des Studiums in den sogenannten Vorbereitungsdienst zu verkürzen (vom 1. August auf den 1. Mai sowie vom 1. Februar auf den 1. November des Vorjahres).
Die Zulassung zum Vorbereitungsdienst soll bereits vor Abschluss des Studiums erfolgen, so dass das Abschlusszeugnis spätestens zum Einstellungstermin vorliegt. Damit haben Absolventen schneller Sicherheit über eine Einstellung in Thüringen.
Das sagt die GEW Thüringen dazu:
„Das ist ein altes und in Zeiten des Bewerberüberhangs immer ignoriertes Problem, welches nun erstmalig angegangen wird. In den Untergruppen bei den Gesprächen zum Personalentwicklungskonzept saßen übrigens die GEW und andere Interessenverbände mit dem TMBJS und den Universitäten Erfurt und Jena zu genau diesem Thema schon öfter an einem Tisch. Die praktischen Probleme für die Studierenden und die Beschäftigten (Wie kann das umgesetzt werden? Wann müssen die Bewerbungstermine wie kommuniziert werden? Wie sieht die Betreuung in der Schule aus, wenn die LAA mitten im Schuljahr dazu kommen und auch wieder gehen?) können eben die Interessenvertretungen am besten denken und formulieren. Das wäre ganz im Sinne der oben geforderten Großen Allianz.“
5. Insbesondere für Seiteneinsteiger und Lehrkräfte mit ausländischer Ausbildung sollen berufsbegleitende Weiterbildungsangebote für das Lehramt an Regelschulen angeboten werden. Die Universität Erfurt wird ab dem WS 2019/20 das Weiterbildungsstudium Mathematik anbieten; an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stehen berufsbegleitende Weiterbildungsangebote für die Fächer Chemie und Physik zur Verfügung.
Das sagt die GEW Thüringen dazu:
„Sehr gut! Ein richtiger Schritt in die richtige Richtung und schon lange überfällig.“
6. Bildungs- und Wissenschaftsministerium werden sich regelmäßig und kontinuierlich über den Einstellungsbedarf verständigen, um an den Hochschulen entsprechend mit Informationen in der Studienberatung und der Planung von Kapazitäten reagieren zu können.
Das sagt die GEW Thüringen dazu:
„Hier nochmal das Stichwort der Großen Allianz! Und im Übrigen: Hätte man die Bereiche Schule und Wissenschaft nicht im Jahr 2014 künstlich getrennt (es war damals das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur), bräuchte man keine aufwendige Verständigung initiieren, denn es würde über den Tisch einer Ministerin/eines Ministers gehen.“
99096 Erfurt