Zum Inhalt springen

Perspektive von Personalräten

Was macht eine gute Schulleitung aus?

Wer könnte besser einschätzen, was eine gute Schulleitung ausmacht und was eben nicht, als die Personalräte? Sie haben nicht nur ihre Erfahrungen an ihren eigenen Schulen, sondern kennen eine Vielzahl von Konflikte der Kolleg:innen aus ihren Einrichtungen – und die haben oft etwas mit dem Agieren der Schulleitungen zu tun. Zwei langjährige Personalrätinnen geben uns Auskunft.

Dana Kecke – Hauptpersonalrätin am TMBJS und Mitglied im Leitungsteam der AG Arbeits- und Gesundheitsschutz

„…Nehmen Sie die Arbeit guter Schulleiter als Grundriss. Die Schulleiter sind die Architekten. Die Lehrer legen das Fundament. Die Schüler ziehen in das Gebäude ein und erfüllen es mit Leben und Sinn.“ (Todd Whitaker)

Nun, ich habe viele Architekten kennengelernt. Schulleiter, denen es gelungen ist, ein stabiles Haus auf Fundamente zu bauen und es mit Leben zu erfüllen. Aber auch Schulleiter, die an ihre Grenzen gelangt sind und das Haus einsturzgefährdet war. Am Haus, an der Schule, bauen Menschen, jeder in seiner Persönlichkeit, mit seinen Eigenarten, seinen Zielen und seiner Motivation. Da kommt es vor, dass der Architekt große Pläne hat, aber die ausführenden Erbauer auf Grund unterschiedlichster Gründe der Meinung sind, dass das nicht funktioniert und den Pläne-Schmieder allein lassen.

Wie sollte ein guter Schulleiter sein? Was könnte er tun, damit auch aus dem ältesten Fachwerkhaus ein schmuckes unverwechselbares schulisches Kleinod wird?

Schulleiter zu sein, ist nicht einfach. Hut ab vor jedem, der sich den Hut aufsetzt! Allen Schulleitern sei Danke gesagt, dass sie sich jeden Tag den Herausforderungen stellen, vieles möglich machen und immer das Haus als Ganzes im Blick haben. Schulleiter sind aus unterschiedlichsten Gründen das geworden, was sie sind. Doch eines ist allen gemein: sie wollen etwas bewegen. Um etwas zu bewegen, müssen Schulleiter zuallererst eines sein: belastbar. Und es dabei vor allem schaffen, sich selbst gesund zu erhalten.

Schulleiter sind heute mehr denn sie es je waren, Verwaltungsleiter.

Dokumentationspflicht, Korrespondenzen, Telefonate, das frisst Zeit. Organisation und Management, das hat in der Pandemiezeit nochmal eine große Dimension angenommen. Da ist es wichtig, auch für Schulleiter, sich gut zu strukturieren, sich Freiräume zu schaffen und eine eigene Work-Life-Balance zu entwickeln. Im Mittelpunkt aller Bemühungen sollten nicht die Umsetzung von Programmen und Methoden stehen, sondern die Achtung und Förderung von allen an Schule Beteiligten - von Pädagogen und den uns anvertrauten Schülern genauso wie vom technischen Personal.

Die drei Schlüsselwörter hierzu heißen: Präsenz, Kommunikation, Transparenz.

Schulleiter sollten es sich niemals nehmen lassen, im Schulhaus Präsenz zu zeigen. Das geht morgens im Lehrerzimmer mit einem möglichst gutgelaunten „Guten Morgen“ los, beim Einlass der Schüler in das Schulhaus weiter, zieht sich am Vormittag durch die Pausen… „Wie geht es dir heute?“ „Was gibt es Neues?“ „Wie geht es Ihrer Familie?“ Nicht nur das Arbeits-Interesse ist wichtig beim zwischenmenschlichen Umgang. Man merkt sehr schnell, wer nicht über Privates reden möchte. Chef sein, kein Kumpel. Ein respektvoller, freundlicher Umgang mit allen an Schule Beteiligten, wertschätzende Rückmeldungen, ein offenes Ohr für alle, Problemlösen möglichst in Zusammenarbeit mit dem Problemfall. Das ist manchmal nicht einfach, zumal ein Schulleiter immer bemüht sein muss, Gerechtigkeit walten zu lassen.

Schule braucht gute Leitung – gute Leitung macht Schule

Gerechtigkeit und Fingerspitzengefühl

Gerechtigkeit, auch im Lehrerzimmer, heißt:

  • eine gleichmäßige Verteilung der Aufgaben,
  • Absprache anstehender Termine und Aufgaben,
  • die Organisation des Schuljahres,
  • transparente Planung, …

Das alles erfordert Fingerspitzengefühl, aber auch Stärken von Teamfähigkeit und Konfliktfähigkeit. Es müssen Maßnahmen des Bildungsministeriums umgesetzt und auch unangenehme Entscheidungen getroffen werden. Gemeinsam mit dem Kollegium und auf der Suche nach optimaler Lösung gelingt es ganz sicher, auch schwierige Probleme zu lösen. Miteinander reden! Neue Ideen können nur umgesetzt werden, wenn alle mitziehen. Dies wiederum setzt Kommunikation und Transparenz voraus. Niemand soll sich ausgeschlossen fühlen oder nicht informiert. Aufmerksam sein für Stimmungen im Lehrerzimmer. Teamfördernde Maßnahmen. Lehrer lachen gerne. Motivation ist ganz wichtig. Entlastungen!!

Das beste Geschenk, was Schulleiter ihrem Kollegium machen können: Verschenken Sie Zeit!

Optimierung von Beratungen. Keine dienstlichen E-Mails am Wochenende. Filtern von E-Mails externer Institutionen vor Weitergabe an die Kollegen. Erstellung eines Monats-Arbeitsplanes und dann keine zusätzlichen Termine. Das schafft Berechenbarkeit und Planungssicherheit, z.B. auch für private Termine. Nochmals danke für immerwährenden Optimismus und das Ziel vor Augen, den Hausbewohnern auf Zeit gute Bedingungen zu bieten.

Sollte man jedoch merken, dass man an seinen Ansprüchen oder der Nichtumsetzbarkeit seiner Ziele scheitert, dann die Reißleine ziehen. Nicht das Haus zum Einsturz bringen, sondern neu ansetzen. Und vor allem: Gesund bleiben!

Kristina Argus - Bezirkspersonalrätin am Schulamt Westthüringen

Als Bezirkspersonalrat werden wir oft um Unterstützung gebeten, wenn es Differenzen zwischen Schulleitung und einzelnen/allen Beschäftigten einer Schule gibt. Häufig wird gefragt „Muss ich das machen?“ oder „Wo steht das, dass dieses oder jenes so entschieden wurde?“

Neben rechtlichen Nachfragen erreichen uns aber auch Bitten um Unterstützung bei Personalgesprächen und Aussprachen, wenn die Zusammenarbeit zwischen Schulleitung und einzelnen/allen Kolleg:innen sehr schwierig geworden ist. Auch bei geplanten Versetzungsanträgen, weil das Schulklima für manche Kollegen unerträglich geworden ist, sie sich durch ständige zusätzliche Aufgaben überfordert fühlen, die Wertschätzung vermissen, … wird der Bezirkspersonalrat angefragt.

Die Anfragen von Kolleg:innen häufen sich bei bestimmten Schulen.

Für uns ein Zeichen, dass möglicherweise die Leitung dieser Schulen so agiert, dass dies zu Missverständnissen, Informationsdefiziten, Überlastung, Unzufriedenheit bis hin zu Ängsten und Krankschreibungen bei den Kolleg:innen führt. Aus vielen Jahren Berufserfahrung als Lehrerin und Personalrätin habe ich die verantwortungsvolle Arbeit von Schulleitungen schätzen gelernt, wenn diese u.a.:

  • den Kolleg:innen offen begründen, warum sie so handeln, wie sie handeln,
  • sich um ein vertrauensvolles Schulklima bemühen,
  • vorurteilsfrei und aufgeschlossen sind,
  • gute Zuhörer sind, Einfühlungsvermögen besitzen, Verständnis in bestimmten Situationen zeigen,
  • selbst motiviert sind und andere motivieren können,
  • Vorschläge von Kolleg:innen prüfen und aufgreifen,
  • den Kolleg:innen Gestaltungsspielraum geben, aufgeschlossen gegenüber neuen Ideen sind, Kompetenzen nutzen,
  • um Feedback zu ihrer Arbeit bitten,
  • die Arbeit der Kolleg:innen wertschätzen,
  • im Zweifel auch mal unbürokratische Entscheidungen treffen.

Respekt für die vielen guten Schulleitungen

Die meisten Schulen haben eine Schulleitung, die trotz Unmengen an Arbeit und schwieriger Umstände (denken wir nur an den Personalmangel, an die noch nicht überstandene Corona-Krise u.a.m.) täglich gemeinsam als Team mit allen Professionen den schulischen Alltag bewältigt, eine gute Schulatmosphäre schafft und an ihren Vorstellungen von einer zukunftsfähigen Schule arbeitet. Dafür gebührt den Schuleitern und Schulleiterinnen Anerkennung und großer Respekt! Und zum Schuljahresende von den Kollegien vielleicht ein großer Blumenstrauß als Dankeschön:)

Kontakt
Dana Kecke
Mitglied des Leitungsteams der AG Arbeits- und Gesundheitsschutz
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 0
Kontakt
Kristina Argus
Team Referatsleitung Allgemein- und berufsbildende Schulen
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 0