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Seiteneinstieg an der Realschule

Was ich schon lange mal sagen wollte

Hallo liebe Lehrerinnen und Lehrer da draußen, wacht endlich auf! Das perfekte Kollegium existiert nur im Traum. Es gibt keinen Katalog, wo wir uns junge, engagierte Lehrer mit der passenden Fächerkombination aussuchen können. Wir sind angewiesen auf Quer- und Seiteneinsteiger, denn sonst würde das System Schule zusammenbrechen.

Symbolbild - Quelle: Canva Pro

Ich habe absolute Hochachtung vor diesen Personen,

die sich das zutrauen, denn wir alle wissen, dass Teenager und auch deren Eltern heutzutage sehr herausfordernd sein können. Quer -und Seiteneinsteiger haben ein hohes fachliches Wissen aus den Bereichen der Wissenschaft und Wirtschaft, sie kennen die Kompetenzen, die unsere Schülerinnen und Schüler im Berufsleben brauchen. Also warum nicht! Mit offenen Armen sollten sie in unseren Schulen empfangen und unterstützt werden.

Aus meiner Sicht ist ein Studium der Betriebswirtschaft oder des Maschinenbaus vollkommen ausreichend, um einer Schülerin oder einem Schüler der Regelschule die Grundlagen der Mathematik, die Berechnung von Steuern oder in Physik die Funktionsweise einer Dampfmaschine zu erklären. Das sind nur einige Beispiele. Was den neuen Kolleginnen und Kollegen fehlt, sind methodische und didaktische Hinweise. Dazu braucht es Kollegen und Kolleginnen, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu teilen und als Mentoren zur Verfügung stehen.

Und mal ganz ehrlich: Disziplinprobleme hatten wir früher alle am Anfang unserer Laufbahn. Ganz normal, dass beispielsweise ein Seiteneinsteiger mit Mitte 40 oder 50 die gleichen Erfahrungen erst einmal sammeln muss, die wir nach dem Studium mit Mitte 20 hatten. Wir kennen das alle. Schüler, die gerade keine Lust auf den Unterricht haben, sind oft schwer zu motivieren, egal wer da vorn steht. Da gibt es Tipps und Tricks, die die neuen Kollegen von den alten Hasen lernen können. Eine gute Schule wird es nur dann geben, wenn alle zusammenhalten und an einem Strang ziehen.

Es macht keinen Sinn,

die Quer- und Seiteneinsteiger nach kurzer Zeit mit voller Stundenzahl einzuplanen. Der Lehrerjob an der Regelschule ist ein Knochenjob und umfasst viele Dinge, nicht nur das Unterrichten. Wer sich das zutraut, muss Zeit zur intensiven Einarbeitung bekommen, denn sonst geht er oder sie wieder. Das ganze Kollegium sollte dafür Verständnis haben. Die Schulen befinden sich in einem Prozess der Veränderung und das muss uns allen klar sein.

An unserer Regelschule arbeiten zurzeit fünf Quer- und Seiteneinsteiger. Als der erste kam, waren viele skeptisch, ob der neue Kollege bleiben wird. Aber es hat funktioniert, dank der Kolleginnen und Kollegen, die ihm geholfen haben und mit Rat und Tat zur Seite standen. Auch die anderen sind mittlerweile gut integriert und bereichern unseren Schulalltag. Hier lernt jeder von jedem.

Der Quer- oder Seiteneinsteiger ist zu Veränderungen bereit,

muss sich neu sortieren und vieles neu dazulernen. Ich wäre dankbar dafür, wenn einige meiner alten Kollegen und Kolleginnen zu Veränderungen bereit wären. Es gibt tatsächlich noch Lehrerinnen, die neue digitale Tafeln ablehnen und mittelalterliche Folien auf den Polylux legen. Da muss man sich wirklich fremdschämen. Ich finde, einen Lehrberuf zu haben, bedeutet auch, dass man selbst ständig hinzulernen muss. Sonst wird man irgendwann unglaubwürdig. Also jeder fast sich jetzt bitte mal an die eigene Nase und denkt darüber nach, ob er dem Quer- und Seiteneinsteiger mehr Beachtung und Anerkennung schenken sollte.

Aller Anfang ist schwer, das weiß jeder von uns.

Diese Frauen und Männer hatten ein Berufsleben vor dem Schulalltag. Das Know-how, was sie aus ihren Fachgebieten mitbringen, ist wertvoll und kann auch die Schulen voranbringen, wenn man sie lässt. Vieles lernt man nicht im Studium, das ist “learning by doing“. So wie es gute und schlechte Lehrerinnen und Lehrer gibt, wird es auch gute und schlechte Quer- und Seiteneinsteiger geben.

Ich bin dankbar

für meine neuen Kollegen und helfe gern bei fachlichen Fragen und bei der Zusammenarbeit mit den Eltern, auch wenn das zusätzliche Arbeit bedeutet. Es ist für eine gute Sache – es ist für unsere Kinder!