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Warum Antidiskriminierung ein Thema für die Bildung ist

Der Landesausschuss Diversity der GEW Thüringen freut sich, den Schwerpunkt Antidiskriminierung in einem Themenheft gestalten zu können. Welche Beiträge Euch dazu erwarten, findet Ihr weiter unten. Doch zunächst soll die Frage geklärt werden, welche Diskriminierungen es gibt und warum das auch im Bildungsbereich eine Rolle spielt.

Quelle: pixabay - CC0 - geralt

Alle Menschen genießen in vielen Lebenslagen Privilegien, erfahren aber in anderen Lebenslagen Benachteiligungen. Dies geschieht zumeist auf Grundlage von Zuschreibungen. Menschen werden in eine Schublade gesteckt und mit einem Etikett versehen. Darauf stehen dann Vorannahmen, was die Person ausmacht, was sie angeblich kann oder nicht kann. Sechs dieser Schubladen mit ihren Etiketten berücksichtigt beispielsweise das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Der §1 nennt hier Rasse oder ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter und sexuelle Identität. Aber es gibt noch viele weitere. Sie alle können Grund dafür sein, Diskriminierung zu erfahren.

Manchmal stehen sich die Menschen verschiedener Schubladen konfrontativ gegenüber. Jeder kennt beispielsweise das Klischee des Schwule verprügelnden Ausländers. Hier werden ethnische Herkunft bzw. eine rassistische Zuschreibung aufgrund der Hautfarbe gegen die sexuelle Identität ausgespielt. Oft werden Menschen aber auch zeitgleich in verschiedene Schubladen gesteckt und sind von Mehrfachdiskriminierung betroffen. So kann sich beispielsweise eine gehörlose, lesbische Christin in ihrer Gemeinde  ausgeschlossen fühlen und sucht lieber Zusammenkünfte von Gehörlosen auf. Dort wiederum kann sie sich nicht durchringen, sich zu outen, weil sie Ausgrenzung wegen ihrer sexuellen Identität fürchtet. Oder noch schlimmer, der Mensch zieht sich in sich zurück. 

  • Antidiskriminierung im Bildungsbereich

Gerade im Bildungsbereich können wir uns diesen Schubladen und Zuschreibungen nicht entziehen. Alle Menschen einer gewissen Altersspanne sind verpflichtet, Bildungseinrichtungen aufzusuchen und auch später kommen wir um Bildungsinstitutionen nicht herum. Auch wir Pädagog*innen sind vielfältig und werden in verschiedene Schubladen gesteckt. Kinder und Jugendliche üben gesellschaftliche Verhältnisse ein. So verwundert es nicht, dass Antidiskriminierungsansätze wie der Anti-Bias-Ansatz ursprünglich für den Bereich der frühkindlichen Bildung entwickelt wurde. Denn im Bildungsbereich können wir ansetzen, gegensteuern und die Differenzlinien sichtbar machen. Wer ist privilegiert und wer wird benachteiligt und wo finden ableitend Bildungsermöglichungen statt und wo dagegen Bildungsverhinderungen?

Ebenso stehen wir Pädagog*innen im Mittelpunkt. Durch Kolleg*innen und durch Schüler*innen, aber auch durch Angehörige oder durch die Bildungsverwaltung können wir ebenfalls in Schubladen landen und sind damit potentiell von Diskriminierung betroffen. An diesen arbeitet mensch sich gerne ab. Nun gilt es für die Situationen und Mechanismen zu sensibilisieren. Wie funktioniert Diskriminierung, auf welchen Ebenen findet sie statt. Welche Rolle spielen dabei Haltung und Macht? In dem Zusammenhang müssen wir uns mit Vorurteilen beschäftigen. 

  • Was Euch in diesem Schwerpunkt erwartet 

In diesem Heft erwarten uns zwei Gastbeiträge: Dr. Janine Dieckmann vom IDZ (Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft) wirft einen Blick auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und die Bereiche, die es nicht abdeckt.

Vom Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration setzt sich Dr. Axel Salheiser mit der Rolle von Pädagog*innen auseinander und wie sie zu einem diskriminierungsärmeren und bewussteren Klima in den Bildungseinrichtungen beitragen können. Zudem haben wir wieder einige  Veranstaltungsankündigungen, Material- und Linksammlungen dabei. Dort sind Verweise zu Methoden und Materialien zur Antidiskriminierungsarbeit enthalten, aber auch Verweise an Beratungsstellen zum Thema. In einem weiteren Beitrag befasst sich Marcus Heyn mit Cybermobbing und Hass-Sprache. Weiterhin hat er für uns zusammengefasst, was die Schulbuchanalyse der AG LSBTI* ergeben hat, und er bringt weitere Impulse und Anregungen mit ein. Schließlich berichten wir von der Arbeit der GEW an den Themen Vielfalt und Antidiskriminierung und formulieren Anforderungen an eine Landesantidiskriminierungsstelle.

Wir haben versucht verschiedene Formate einzubringen und alle Bildungsbereiche zu berücksichtigen. Leider ist es uns diesmal nicht in vollem Umfang gelungen - so ist beispielsweise ein Interview zu Vielfalts- und Antidiskriminierungsstrategien in der KiTa nicht zustande gekommen. Wir hoffen dennoch, dass für alle Leser*innen spannende Beiträge und Anregungen dabei sind, und wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

Kontakt
Marcel Helwig
Team Referatsleitung Gewerkschaftliche Bildungsarbeit und Mitgliederbetreuung
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 0