Urlaub einmal anders: Ein Arbeitsbesuch in Kronstadt

Das Honterus-Lyzeum ist die größte deutschsprachige Schule in Rumänien mit über 1500 Schüler:innen in den Klassenstufen 1 bis 12, die in vier Schulgebäuden unterrichtet werden. Unterrichtssprache ist Deutsch. Die Absolvent:innen dieser Schule setzen ihre Ausbildung ausschließlich an Hochschulen und Universitäten fort.

Deutsche Gastlehrerin/deutsches Gastlehrer gesucht

Die Schule ist an einer Partnerschaft mit einer entsprechenden deutschen Schule interessiert. Wir sicherten dem Direktor zu, alte Kontakte wieder zu aktivieren. Und hier können wir auf die Unterstützung von Gewerkschaftsmitgliedern zurückgreifen. Da ich einige Jahre am Honterus-Lyzeum gearbeitet habe und seitens der GEW der Vertreter für die Auslandslehrer von Thüringen war, liegt es mir sehr am Herzen, diesem Wunsch zu entsprechen.

Ein großes Problem für die Schule besteht darin, dass seit mehr als zwei Jahren keine deutsche Gastlehrerin/kein deutscher Gastlehrer mehr unterrichtet, der für das Ablegen des deutschen Sprachdiploms dringend benötigt wird. Die rumänische Fachberaterin für Deutsch kann die vielen Aufgaben, die beim deutschen Sprachdiplom anfallen, allein nicht lösen. Ich sehe meine Aufgabe darin, dieses Problem dem Hauptvorstand der AGAL mitzuteilen, damit eine Lösung mit der ZfA (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) gefunden werden kann.

Warum Kronstadt?

Kronstadt ist neben Bukarest das größte Wirtschafts- und Industriezentrum Rumäniens. Viele deutsche und international agierende Firmen haben sich angesiedelt. Diese benötigen für ihre Arbeit gut ausgebildete Fachkräfte. Um das zu gewährleisten, haben sich vorwiegend deutsche Firmen zusammengeschlossen, die dieses Defizit durch ein umfangreiches Ausbildungszentrum beheben wollen. Der Deutsche Wirtschaftsclub Kronstadt spielt dabei eine große Rolle.

Das Schulzentrum ist an einer Zusammenarbeit mit deutschen Ausbildungszentren sehr interessiert. Die Initiatoren dieses Projektes hatten uns spontan eingeladen, an einer internationalen Konferenz zur dualen Ausbildung teilzunehmen. Bereits vor 30 Jahren haben wir erste Schritte für kaufmännische Berufe in Kronstadt gemeinsam mit der Arbeitsagentur ins Leben gerufen. An unseren Erfahrungen waren die jetzigen Initiatoren sehr interessiert.

Kontakte mit Hermsdorf hergestellt

War es damals die kaufmännische Berufsausbildung, die benötigt wurde, so sind es heute unter anderem, gut ausgebildete junge Leute im IT-Bereich. Wir wurden angesprochen, ob eine Möglichkeit bestünde zwecks partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit einem ähnlichen Berufsausbildungszentrum in Thüringen. Wir haben zugesagt, uns um ein entsprechendes Berufsschulzentrum zu kümmern, das an einer Zusammenarbeit interessiert ist.

Erfolgreich haben wir Kontakt mit dem neuen Schulleiter des Berufsschulzentrums in Hermsdorf, Herrn Marc Rossner, im Dezember aufgenommen. Er zeigte großes Interesse, da er internationales Arbeiten mit Partnerorganisationen in der Vergangenheit erfolgreich gesammelt hat. Anwesend bei dem Gespräch war auch Rüdiger Becker (GEW).

Eine erste konkrete Kontaktaufnahme ist nach unserem Gespräch Ende Dezember erfolgt. Kontaktperson in Rumänien ist der deutschstämmige Stadtrat von Kronstadt (Brasov), der auch selbstständiger Unternehmer ist. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die duale Ausbildung in Brasov als festen Bestandteil der beruflichen Ausbildung junger Menschen einzuführen.

Und unser Urlaub?

In die Karpaten haben wir es in diesen Tagen nicht geschafft. Dafür konnten wir erleben, wie man uns nach fast 30 Jahren in den Arbeitsprozess mit eingebunden hat, als hätten wir uns erst gestern verabschiedet. Wir wurden mit einer großen Herzlichkeit aufgenommen. Man hat uns vertrauensvoll über die Sorgen und Probleme unterrichtet, auch in der Hoffnung, dass wir etwas helfen können. Somit wird dies nicht unser letzter Besuch in Kronstadt gewesen sein.