Zum Inhalt springen

Tarifrunden 2023

Unsere Antwort auf die Krise heißt: Tarifverhandlungen

Angesichts der historisch hohen Inflation brauchen wir in diesem Jahr deutliche Gehaltssteigerungen. Alles ist teurer geworden. Bei den Nebenkosten, an der Tankstelle, beim Bäcker: alle Beschäftigten spüren die Inflation in ihrem Geldbeutel, denn die Entgeltsteigerungen und Einmalzahlungen vorangegangener Tarifrunden sind längst aufgezehrt.

2023 stehen für die GEW Thüringen gleich mehrere Tarifverhandlungen an. Zum einen wird es das Jahr der Tarifrunden im öffentlichen Dienst: für beide Tarifverträge – TVöD Bund und Kommunen sowie TV-L – werden in diesem Jahr die Entgelttabellen neu verhandelt. Zum anderen werden auch die Haustarifverträge weiterentwickelt. Aber alles der Reihe nach.

 

Was gilt für wen?

Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes fielen bis zum Jahr 2005 unter einen gemeinsamen Tarifvertrag, den Bundesangestelltentarifvertrag (BAT). 2005 spalteten sich der Bund und die Kommunen in einem seperaten Tarifvertrag, den TVöD, ab. 2006 schließlich etablierten auch die Länder ihren eigenen Tarifvertrag, den TV-L. Somit gibt es nicht mehr „den“ öffentlichen Dienst, sondern einen bei Bund und Kommunen (Städte und Gemeinden) und einen weiteren beim Land.Je nach dem ob Beschäftigte bei einer Stadt oder beim Freistaat Thüringen angestellt sind, fallen sie somit unter zwei unterschiedliche Tarifverträge.

Neben dem öffentlichen Dienst gibt es noch weitere Arbeitgeber, die Kindergärten, Jugendhilfeeinrichtungen, Schulen und Bildungseinrichtungen betreiben: die freien Träger. Bei diesen gibt es nicht zwangsläufig einen Tarifvertrag, der die Arbeitsbedingungen analog zu den Regelungen des öffentlichen Dienstes regelt.

Wenn aber die Gewerkschaftsmitglieder, die für einen Arbeitgeber arbeiten, ihre Gewerkschaft beauftragen, Tarifverhandlungen aufzunehmen und diese erfolgreich abgeschlossen werden, spricht man von einem Haustarifvertrag. Ohne Gewerkschaft – oder besser: ohne Gewerkschaftsmitglieder – kein Haustarifvertrag!

Daneben gibt es noch Arbeitgeber, die die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes anwenden oder sich an diese anlehnen.

 

Was passiert im I. Quartal?

Die Tarifrunde TVöD startet im Januar. Weitere Verhandlungstermine sind im Februar und Ende März. Bereits in 2022 hatten die Gewerkschaften die Forderungen für diese Tarifrunde beschlossen:

10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 500 Euro!

Nach den Tarifverhandlungen für die Sparte Sozial- und Erziehungsdienst im letzten Jahr wird diese Tarifrunde die nächste Gehaltserhöhung für Erzieher:innen in kommunalen Kitas bringen. Neben den Erzieher:innen profitieren aber auch Beschäftigte in der kommunalen Kinder- und Jugendhilfe, an Volkshochschulen und in der kommunalen Verwaltung. Bundesweit verhandeln wir für rund 1,6 Millionen Beschäftigte, davon 240.000 aus städtischen Kindergärten.

Die GEW hat für diese Tarifrunde die Kampagne „Profis brauchen mehr“ gestrickt:

Parallel zu dieser Tarifrunde werden wir mit den Schulträgern innerhalb der AWO Thüringen eine Arbeitsgruppe zum Thema Lehrer:innen-Arbeitszeit starten. Im Zuge der AWO Thüringen-Tarifverhandlungen im letzten Jahr konnten wir bei diesem Thema keine Einigung erzielen, hatten aber vereinbart, dass es zu Beginn des Schuljahres 2023/2024 dann endlich verbindliche Regelungen zur Arbeitszeit für alle drei AWO-Schulen geben soll.

Nicht jedes Thema muss am Verhandlungstisch geklärt werden. Wir werden die Arbeitsgruppe mit Lehrkräften aus allen drei Schulen sowie aus allen Schulstufen besetzen und der Arbeitgeberseite konkrete, praktikable Vorschläge unterbreiten. Von diesen Regelungen werden dann alle Lehrkräfte an der freien Ganztagsschule Leonardo in Jena, der Schlossschule in Neustadt und der Friedrich-Adolf-Richter-Schule in Rudolstadt profitieren.

Was passiert im II. Quartal?

Die Monate April bis Juni werden ganz im Zeichen des Haustarifvertrages bei der Volkssolidarität Oberland e.V. stehen. Hier liegen die letzten Tarifverhandlungen bereits zwei Jahre zurück und es gilt, die Entgelttabellen endlich vollständig an das Niveau des öffentlichen Dienstes anzupassen und die Regelungen zur betrieblichen Altersversorgung weiter zu entwickeln.

Da es bei der Geschäftsführung des Trägers einen personellen Wechsel gab, ist diese Tarifrunde mit einer zusätzlichen Variablen versehen. Bei diesem Haustarifvertrag verhandeln wir für die pädagogisch Beschäftigten der fünf Kindertageseinrichtungen des Trägers im Saale-Orla-Kreis.

Was passiert im III. Quartal?

Rund um den Sommer wird es verhandlungstechnisch etwas ruhiger werden - zumindest insofern die Tarifrunden des ersten und zweiten Quartals mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen werden.

Mit dem Blick auf die im Herbst anstehende Tarifrunde TV-L für die Landesbeschäftigten wird dieses Quartal mit Vorbereitungen für selbige gefüllt sein: Mitgliederversammlungen, Forderungsdiskussionen, erste Überlegungen zu Aktionen.

Was passiert im IV. Quartal?

Den Startschuss für dieses Quartal bildet die Kündigung der TV-L-Entgelttabellen zum 30. September 2023. Die damit eingeläutete Tarifrunde betrifft bundesweit 1,2 Millionen Beschäftigte. Darunter fallen Lehrkräfte an staatlichen Schulen, Horterzieher:innen, Sonderpädagogischen Fachkräfte und Beschäftigte an den Hochschulen.

Daneben wird die tarifliche Berücksichtigung der studentisch Beschäftigten eine Rolle spielen. In der letzten TV-L-Runde 2021 hatten wir uns mit den Länderarbeitgebern verständigt, in eine sogenannte „Bestandsaufnahme über die Beschäftigungsbedingungen der studentischen Hilfskräfte“ (Zitat aus dem Tarifeinigungspapier) einzutreten. Diese Bestandsaufnahme haben die Initiativen für einen Tarifvertrag Studentische Beschäftigte (TVStud) selbst in die Hand genommen: mit knapp 15.000 Einreichungen haben sie eine umfangreiche Datenlage dazu erhoben.

Nie standen die Chancen für einen TVStud besser: dieser war in allen vergangenen Landtagswahlen Thema. Mittlerweile sprechen sich sechs Bundesländer für eine tarifliche Regelung und drei weitere für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen aus – und Berlin hat bereits seit 1980 einen Tarifvertrag für Studentische Beschäftigte.

Auf Euch kommt es an!

Der Erfolg all dieser Tarifverhandlungen hängt auch davon ab, wie stark die GEW ist. Je mehr Mitglieder wir haben, desto stärker sind wir. Wenn viele Beschäftigte gemeinsam für ihre Forderungen kämpfen, können sie ihre Forderungen besser durchsetzen.

Deshalb: Wenn auch für Dich dieses Jahr der Tarifvertrag neu verhandelt wird,dann sprich mit Deinen Kolleg:innen über das Thema gemeinsame Stärke! Erzähle von Deiner Gewerkschaft, von den Forderungen für die Tarifverhandlungen und motiviere sie, sich ebenfalls zu engagieren!

Kontakt
Nadine Hübener
Referentin für Bildung
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 54
Mobil:  01573 336 02 98