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International

Ungarische Lehrer:innengewerkschaften kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen

Die ungarische Lehrergewerkschaft PDSZ führt konsequent ihren Kampf fort, um die Situation im ungarischen Schulwesen zu verbessern - was dringend notwendig ist.

Im vergangenen Jahr war der weitere Kurs der Gewerkschaft PDSZ in einer Sommerakademie festgelegt worden und im Oktober gab es erste Gespräche für eine gemeinsame Arbeit zwischen beiden Lehrergewerkschaften. Es folgten erste gemeinsame Aktionen im November bei der Unterstützung der Kunst- und Filmakademie für deren Unabhängigkeit in Ungarn. Ende Januar streikten in Ungarn die Lehrer:innen - gemeinsam hatten die beiden ungarischen Lehrergewerkschaften PDSZ und PSZ dazu aufgerufen. Das war notwendig geworden, weil die ungarische Regierung erst für 2023 eine deutliche Lohnerhöhung versprochen hat. Im laufenden Jahr soll es nur einen Lohnzuschlag von 10 % geben, das bezeichnen die Gewerkschaften als lächerlich, das liegt kaum über der jährlichen Inflationsrate.

Es geht hauptsächlich um drei Forderungen:

  1. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Lehrer:innen, die sich über eine zu hohe Stundenzahl pro Woche und zu viele Überstunden beklagen. Sie fordern konkret, die Anzahl der Pflichtstunden pro Woche auf 22 zu begrenzen, um eine geringere Arbeitsbelastung zu erreichen. Es gibt kaum Vertretungslehrer:innen, Weiterbildungen finden nicht statt, das Niveau des Unterrichts wird immer geringer. An vielen Schulen existieren für die Lehrer:innen z.B. keine Laptops, mit denen sie von zu Hause online unterrichten können. Die Lehrer:innen müssen selber einen Laptop kaufen, was sich allerdings manche Pädagog:innen gar nicht leisten können.
  2. Eine deutliche Erhöhung der Gehälter der Lehrer:innen, die an den derzeitigen Mindestlohn gekoppelt werden sollen. Immer mehr Lehrkräfte verlassen den Schuldienst, was zu vielen Überstunden und einer zusätzlichen Belastung führt. Junge Menschen ergreifen den Beruf nicht, weil er so schlecht bezahlt wird. Damit steht Ungarn vor einer Bildungskatastrophe im Schulwesen, worauf beide Gewerkschaften schon lange hinweisen.
  3. Eine Änderung der Verordnung über die obligatorische Covid19-Impfung, um Lehrkräften, die in der derzeitigen Situation nicht ersetzt werden können, wieder einstellen zu können.

An dem Streik nahmen laut Ministerium nur 20 % der Lehrer:innen teil. Das ist nicht verwunderlich, da der Staat mit massiven Maßnahmen den Streik behindert hat: An den Schulen wurden die Lehrkräfte durch die Schulleitungen bedroht, sollten sie am Streik teilnehmen. Aus Angst haben sich viele Pädagog:innen nicht am Streik beteiligt.

Die Gewerkschaften planen für März/April erneut einen landesweiten Streik. Dieser wurde ihnen bereits gerichtlich verboten, bezugnehmend auf eine Notverordnung der Corona-Lage. Beide Gewerkschaften gehen dagegen vor dem obersten Gericht des Landes vor – Ausgang ungewiss. Erszebet Nagy von der PDSZ sagte, dass sie sich nicht scheuen, den Fall vor ein internationales Gericht zu bringen.

Kontakt
Jürgen Fischer
Leiter der Arbeitsgruppe Auslandslehrer*innen
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 21