Eure Arbeitsbedingungen im Bereich ...
Thüringer Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen
Im Folgenden seht Ihr alle Schilderungen Eurer Arbeitsbedingungen, die uns im Bereich Thüringer Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen erreicht haben.
Ich mag meinen Lehrerberuf und es bereitet mir sehr viel Spaß, mit Kindern und Jugendlichen zusammen zu sein, sie zu begleiten und mit ihnen zu lernen. Diesen täglichen Herausforderungen stelle ich mich gern. Mit meinen derzeitigen Arbeitsbedingungen bin ich zufrieden und teile mit, was veränderbar wäre. Dazu meckere ich nicht nur herum, sondern zeige Eigeninitiative und tausche mich mit Kolleginnen und Kollegen aus.
Ich bilde mich weiter, um auch im digitalen Lehrbereich fit zu sein. Jedoch bräuchte ich dazu noch mehr Anregungen und Angebote, die mich auch interessieren.
Meine Forderungen … zur Digitalisierung:
- mehr Weiterbildungsangebote, die auch in der Schulzeit umsetzbar sind,
- digitale Tafeln im Unterrichtsraum, um neues Wissen auch umsetzen zu können,
- sicheres und schnelles Datennetz.
… zum Lehrereinsatz:
- Seiten- und Quereinsteiger besser unterstützen, qualifizieren und gerecht entlohnen,
- mehr Lehrpersonal finden und einstellen, so dass zum Schuljahresanfang auch die Unterrichtsversorgung gewährleistet sein kann,
- mehr interessante Weiterbildungen zum Gedankenaustausch für erfahrenes Personal, weitere materielle Unterstützung beim Ausbau von Schulen, die mehr Raum benötigen
- mehr Mut und Eigeninitiative von Schulen fördern und stärken, damit Pädagogen gemeinsam eigene innovative Wege gehen können; weniger festgelegte Strukturen und Einengungen vorgeben, sondern Zuversicht verströmen; gelingende Schule auch sehen und belohnen, damit sie auch weiterhin bestehen bleibt und wächst.
Unzufrieden:
Es macht mich unzufrieden, dass ich deutlich mehr als 40 h pro Woche arbeiten muss, um meine Vollzeitverpflichtungen erfüllen zu können.
Zufrieden:
Ich bin mit der Bezahlung und der Sinnhaftigkeit in meinem Beruf sehr zufrieden.
Forderung:
Mehr Lehrkräfte, kleinere Klassen und weniger Sollstunden pro Wochen, sodass Vollzeitarbeit tatsächlich 40h pro Woche entspricht!
Die Arbeitsbelastung ist zu hoch, mit 270 Überstunden aus dem letzten Jahr, um die Unterrichtsausfälle zu kompensieren, schaffe ich es nicht mal in den Ferien, diese abzubauen.
Angestellte bei freien Trägern sollten das gleiche Gehalt bekommen, wie an staatlichen Schulen. Ebenso sollte die Pro-Kopf-Finanzierung die gleiche sein.
Zufrieden mit:
- Schöne, erfüllende und abwechslungsreiche Arbeit mit Menschen und in Fächern, die der eigenen Neigung entsprechen, toll!
Unzufrieden mit:
- drohende Abordnungen aufgrund verfehlter Stellenpolitik,
- Räumlichkeiten zu klein,
- zu viele Kinder fallen herunter mangels Begleitung vor allem in besonderen Lagen. Ursache: Lehrerbildung, Mangel an Personal, das therapeutische Funktion vor Ort hat.
- undurchdachte Digitalisierung. Derzeit bewirkt der Hype das Gegenteil. Schülerinnen und Schüler brauchen Konkretes, viel Begreifbares, mehr Bücher und mehr Zeit zum Begreifen.
Meine Forderungen:
- Vernünftige Stellenpolitik! Wir arbeiten mit Menschen, bauen Bindungen auf. Abordnungen im angesagten Stil werden dazu führen, dass engagierte Lehrer ihrem Job im staatlichen Schulsystem „Auf Nimmerwiedersehen!“ sagen oder krank werden, weil sie aus diesem Umfeld herausgerissen und umgesetzt werden sollen.
- Verbesserung der Ausstattung und größere und menschengerechte Räume. Es kann nicht genug in die Bildung der Kinder in diesem Land investiert werden, Geld und Überlegungen müssen in diese am meisten fließen.
- Lehrerbildung: Eine Vorlesung in allgemeiner Psychologie ist zweifellos interessant, es braucht aber eine wirkliche Vorbereitung der Lehrerinnen und Lehrer mit praxisnahen Übungen zu Kommunikation, therapeutischen Grundlagen, Persönlichkeitsbildung…, sodass diese Sachen bewusst immanenter Bestandteil in jedem Unterricht werden.
Nicht nur die SchülerInnen und ihre Eltern, sondern auch einige KollegInnen sind davon überzeugt, dass Musikunterricht Spaß machen muss, und wenn die SchülerInnen sich anstrengen müssen und sich darüber beschweren, dann muss ich den KollegInnen und den Eltern entgegnen: Warum sorgen die nicht dafür, dass der Matheunterricht immer Spaß macht? Und füge hinzu: Musik ist ein genauso wichtiges Fach wie Mathematik, Deutsch und Englisch und wenn ich als Lehrer glaube, dass mein Fach weniger wert ist als diese Fächer, dann bin ich als Lehrer nichts mehr wert, vor allem in den Augen der Schüler. Und bevor man diese Behauptung belächelt, sollte man sich vielleicht fragen, ob sein / ihr Job als FinanzprüferIn, IngenieurIn oder LockführerIn nicht von KI bedroht ist? Im Gegenteil, MusikerInnen, KünstlerInnen und PsychologInnen sind wahrscheinlich weniger Gefahren ausgesetzt, weil sie sich mit moralischen und ethischen Fragen auseinandersetzen, Fehler machen, die KI nicht versteht, Dinge tun, ohne die der Mensch kein Mensch mehr ist.
Aber die Fächer Musik, Kunst, Religion und Ethik werden schon lange benachteiligt. Schülerinnen und Schüler, die in diesen Fächern eine Fünf oder Sechs haben, müssen das Jahr nicht wiederholen, und sie und ihre Eltern wissen, dass diese Fachlehrkräfte fast keine Mittel mehr haben, um sie zu besseren Leistungen zu ermuntern. Nun denken die hohen Beamten darüber nach, die sogenannte Nebenfächer zu Wahlfächern zu machen und unter diesen Umständen werden die Lehrer gezwungen, anstatt nach dem Lehrplan zu arbeiten, den Schülern in jeder Stunde Spaß zu bieten, was unmöglich ist. Jeder Spaß wird irgendwann langweilig. Kein Wunder, dass sich in den Kultusministerien eine mentale „Pandemie“ auszubreiten scheint. Zuerst das Kultusministerium des Freistaates Bayern, dann das Kultusministerium des Freistaates Thüringen kürzen Kunst- und Musikstunden im Schulunterricht.
Wie würde ich meine Arbeitsbedingungen unter diesen Umständen beschreiben?
Musiklehrer, die nur für ein Fach befähigt sind, müssen in jeder Klasse eine Doppelstunde Musik pro Woche unterrichten, um auf eine Vollbeschäftigung zu kommen. In einer Klasse sind durchschnittlich 20 Schüler und es gibt etwa 12 Klassen. Man muss jeden dieser 240 Schüler mit Namen kennen, sonst ist ein Klassenmanagement nicht möglich. Unter weiteren Kürzungen wird ein Musiklehrer vielleicht gezwungen sein, an zwei oder gar drei Schulen zu arbeiten und, um alle oben genannten Bedingungen erfüllen zu können, im schlimmsten Fall bis zu 720 Schüler mit Namen zu kennen. Und wenn das Kultusministerium so experimentierfreudig ist, dann könnte man ein Experiment wagen, an dem alle Beamten des Ministeriums teilnehmen müssen. Sie sollen 720 Namen den Lichtbildern ihrer Besitzer zuordnen und beides innerhalb von zwei Wochen auswendig lernen. Wer schafft das?
Das Kürzen der Kunst- und Musikstunden im Schulunterricht wird in beiden Ländern viel diskutiert, aber das scheint die Machthaber nicht zu interessieren, im Gegenteil, sie agitieren eifrig für andere Dinge, wie die künstliche Intelligenz und sorgen aktiv für ihre Verbreitung. Und was passiert, wenn Ethik, Kunst und Musik nicht mehr unterrichtet werden? Schon vor vierzig Jahren erklangen in einer Folge der Krimiserie „Derrick“ mit dem Titel „Dr. Römer und der Mann des Jahres“ bei Minute 17:55 zwei Sätze, die niemanden alarmierten: „Wir entwickeln die künstliche Intelligenz, die keine Moral besitzt. Und Intelligenz ohne Moral wird uns töten“. Was heißt es, ohne Moral zu unterrichten?
Ein Beispiel.
Als die SchülerInnen einer 8. Klasse vor einigen Jahren in der letzten Stunde vor den Sommerferien ihren Lieblingsfilmausschnitt „Hotel Transsilvanien“ sahen, fragte der Lehrer, ob Dracula ein Bösewicht sei? Prompt meldeten sich einige zu Wort, um das Gegenteil zu behaupten: Dracula sei ein guter Vater und ein liebenswerter Mensch - das sähen sie im Film - seine Art, mit Menschen umzugehen, sie in Fallen zu locken und ihnen das Blut auszusaugen, sei seine persönliche Lebensgewohnheit. Nicht alle Kolleginnen und Kollegen verstanden den Grund meiner Besorgnis, denn, so meinten sie, ein Antiheld sei oft ein Schwächling, der das Mitleid des Publikums errege. Etwas Zeit später besprach ich in der 9. Klasse die Oper „Faust“ von Charles François Gounod und führte ein Fragment der Faust-Arie „Salut, Demeure chaste et pure“ vor. Als ich stoppte, baten mich viele, fortzufahren. Die Musik hat sie verzaubert. Auf die Frage des Lehrers antworteten die Schüler, dass der Protagonist Faust ein guter Held sei. Als wir dann einige Fragmente einer Faust-Rockoper von Rudolf Volz, Michael Wagner, Uwe Rodi, Matthias Kohl und Uwe Rublack sahen, in der die Eigenschaften der Figur szenisch und musikalisch ungeschönt dargestellt wurden, änderten sie ihre Meinung: Faust ist ein Bösewicht, sagten sie. Wir haben versucht, die Hintertür zu finden, durch die sich das Böse an die Stelle des Guten geschlichen hat, und sind zu dem Schluss gekommen, dass es gemein und unmenschlich ist, einem Bösewicht eine himmlisch schöne Melodie in den Mund zu legen und singen zu lassen, begleitet von liebevoll klingenden Orchesterharmonien, wie es in Gounods Oper geschieht, und für mich blieb die Frage offen, wie Unrecht durch die Hintertür immer mehr zu Recht wird?
Nun frage ich: Wie kann ein Kultusministerium durch die Anweisungen seiner hohen Beamten die Kultur zerstören? Die Begründung aus Bayern klingt so: Laut PISA-Studien haben sich die Schülerleistungen in Mathematik und Deutsch verschlechtert. Widerspruch! Zwar unterrichten DeutschlehrerInnen heute Goethes „Faust“ erst in der Sekundarstufe II, aber unterstützt durch den Musikunterricht hätte der erste Teil schon in der Klasse 10 behandelt werden können. Und in Klasse 6 lernt man in Musik Taktarten und Notenwerte, was das Verständnis von Brüchen in Klasse 7 in Mathematik erheblich erleichtert.
Die Ministerien schießen daneben. Statt "Nebenfächer" zu kürzen, wäre eine in das Unterrichtskonzept integrierte Lernzeit mit fächerübergreifendem Lernen vorzuziehen, in der die "Nebenfach"-Lehrer vor allem als "Hintertür-Kontrolleure" für ethisch und psychologisch kritische Aspekte kompetent agieren können. In Wirklichkeit wissen viele Fachkräfte, Eltern und Kinder, dass die Ursache für den Leistungsabfall der SchülerInnen nicht in der hohen Zahl der Musikstunden liegt, sondern in den inhumanen Pandemiemaßnahmen und möglicherweise in der nicht ausreichend aufgearbeiteten Vergangenheit. Das Infektionsschutzgesetz unterscheidet sich in verfassungswidriger Grundlage und Wirkungsweise kaum vom Ermächtigungsgesetz. Und für die Folgen werden nun nur Kunst- und MusiklehrerInnen bestraft, sonst niemand. SchülerInnen einer Klasse haben die Namen und Biographien der weltberühmten Komponisten recherchiert, die in Thüringen gewirkt haben: Max Reger, Richard Strauss, Prinz Ernst von Sachsen-Coburg und Gotha, Franz Liszt, Carl Maria von Weber, Ludwig Spohr, Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Johann Pachelbel, Heinrich Schütz und das ist viel für eine Schülerrecherche, aber bei weitem nicht alle Namen.
Was ich mir von der zukünftigen Regierung wünsche, ist, dass sie die Posten im Kulturministerium mit fachkundigen Menschen besetzt, die sich um das Kulturerbe und die tatsächliche Lage der KünstlerInnen und MusikerInnen kümmern. Denn niemand in der Welt begehrt mehr einen Benz, bei dem die meisten Teile sowieso nicht aus Deutschland kommen. Aber die ganze Weltgemeinschaft schätzt die deutsche Kultur, die in Thüringen einst eine große und lange Glanzzeit erlebte und heute zu verkümmern droht, weil weder in Erfurt noch in Weimar oder Meiningen regelmäßig Opern aufgeführt werden und die Bevölkerung des Landes kaum noch weiß, wer in Eisenach geboren wurde.
Meine Arbeitsbedingungen:
Meine Schule gibt mir die Möglichkeit, nur eines meiner drei Fächer zu unterrichten. Aufgrund meiner Schwerbehinderung genieße ich ein paar Vorteile. Mein Stundenplan wird mit ausreichend Pausen für mich gestrickt. Auch der Aufsichtsplan kann meinen Bedürfnissen angepasst werden. In diesem Jahr habe ich eine Entfristung erhalten. Jetzt bin ich auf einer Regelschullehrerinnen-Stelle angestellt, obwohl ich als Gymnasiallehrerin ausgebildet worden bin. Dafür bin ich sehr dankbar, denn aufgrund meiner Vielzahl an Fehltagen als Schwerbehinderte kann ich der Verantwortung der Abiturvorbereitung nicht mehr gerecht werden.
Meine Forderungen:
Ich würde mir von der neuen Thüringer Landesregierung wünschen, dass die Schulen mehr Personalhoheit haben. In den Schulen merkt man, dass Lehrkräfte fehlen, aber auf dem Papier sind diese scheinbar nicht existent. Lehrkräfte im Präsenz- oder Beschäftigungsverbot übernehmen zwar Aufgaben im Homeoffice, aber hier vor Ort kann keine optimale Beschulung gewährleistet werden, weil die Stellen nicht ausgeschrieben werden dürfen.
Außerdem wünsche ich mir mehr Flexbilität zur Anstellung von Honorarkräften, z.B. zur Prüfungsvorbereitung für Jugendliche mit Hilfsbedarfen oder zur Unterstützung von Schüler:innen mit Deutsch als Zweitsprache.
Eine enorme Entlastung im Schulalltag wäre zudem das Auslagern von Verwaltungsaufgaben z.B. an Studierende. So könnten Aufsichten während der Pausen, das Dokumentieren von Schüleranwesenheit, das Durchführen von Lernen am anderen Ort und vieles andere mehr durch Studierende unterstützt werden.
Meine Arbeitsbedingungen:
Das Kollegium arbeitet gemeinsam, verfolgt gemeinsame Ziele. Wir verständigen uns untereinander, um den Alltag zu meistern. Es gibt ein gutes Verhältnis zwischen den Kollegen / Kolleginnen und der Schulleitung. Jeder kennt seine Aufgaben und erfüllt diese im Interesse der bestmöglichen Ergebnisse (im Rahmen des noch Machbaren).
Unser Schulgebäude ist im guten Zustand. Das Hausmeisterteam kämpft um ständige Werterhaltung. Unsere SuS schätzen dies meistens, die bewussten Zerstörungen sind selten.
Schüler mit Migrationshintergrund, meist ohne entsprechende Sprachkenntnisse, werden in die Klassen, in den Fachunterricht eingeordnet, ohne dass diese jungen Leute eine Chance haben, dem Alltag zu folgen. Leider sind nicht alle von sich aus so diszipliniert, dass sie nur einen Sitzplatz beanspruchen, ansonsten aber nicht auffallen. Fachliche Leistungen sind nicht zu erwarten. Ganz abgesehen davon, dass hier auch die Frage nach der Sicherheit nicht gegeben ist. Was ist mit den Belehrungen, die nicht verstanden werden? Was ist bei Gefahrenlagen oder Wandertagen, wenn die Verständigung kaum möglich ist? Was ist mit Elterngesprächen, wenn die Eltern noch weniger Sprachkenntnisse haben? Es kann von den Fachlehrern bzw. Klassenlehrern nicht erwartet werden, sich mit irgendwelchen Handyapps mühsam zu verständigen, schon gar nicht während der Unterrichtszeit / Pausen.
Die Entscheidung, dass alle Schüler einer TGS bis zur 8. Klasse verweilen dürfen, ist meiner Meinung nach falsch. Dass die Eltern theoretisch eine Rückstufung beantragen können, dies meist aber nicht wollen, hilft dabei kaum. Auf diese Weise werden zunehmend in den Klassenstufen 6, 7 und ganz extrem in der 8. Klasse Schüler beschult, die dort nicht hingehören, weil die Leistungen nicht dem jeweiligen Jahrgang entsprechen. Dies drückt das Leistungsniveau der ganzen Klasse, behindert die inzwischen wenigen Willigen beim effektiven Lernen. Klassenkonferenzen und „Lehrerzimmergespräche“ drehen sich überwiegend um diese schwachen, unwilligen Schüler. Maßnahmen müssen besprochen werden, um ein Mindestmaß an Disziplin und dgl. zu garantieren. Zeit für die „Guten“, die freiwillig laufen, gibt es nicht oder kaum noch. Diese Umstände täglich zu sehen / zu erleben, macht krank und beendet die Dienstalltage größtenteils unbefriedigend, wissend, dass Abhilfe nicht in Sicht ist.
Der Ausbau der Digitalisierung unserer Schule ist auf den Weg gebracht. Eine komplett neue Verkabelung wurde installiert, bereit für schnellen Datenaustausch. Vergessen oder nicht im Digitalpakt enthalten ist die Anbindung nach „draußen“. Mit 12 Mbit kann nicht das ganze Haus versorgt werden. Neue Digitaltafeln wurden angebracht, leider während des laufenden Schulbetriebs. Rechner und Beamer, die unseren Lehrbetrieb in allen(!) Räumen bisher begleiteten, wurden entfernt. Das Konzept ist gut, wenn mit dem Dienstlaptop und dieser modernen Technik gearbeitet wird / werden kann / vertraute Programme und Funktionen weiter existieren. Eine Einweisung erfolgte nicht. Nicht alle Kollegen sind automatisch fit, die sich bietenden Funktionen zu nutzen. Mit „learning by doing“ erlebt man oft Frust, wenn es nicht funktioniert, die Schüler unruhig werden und die wenige Unterrichtszeit verplempert wird. Das Medienzentrum kann und soll diese Arbeit nicht leisten, diese Mitarbeiter arbeiten an der Leistungsgrenze. Wer interessiert sich für die Probleme der Kollegen?
Meine Forderungen:
- Die Forderungen an die neue Regierung sind ganz klar, die oben genannten Missstände zu bekämpfen. Statistiken dürfen nicht verbogen werden, die Realität gehört in die Öffentlichkeit. Wenn neue Projekte auf den Weg gebracht werden, müssen diese auch bis zum Ende durchdacht und abgearbeitet werden, z.B. Digitalpakt nicht nur halb umsetzen oder den Wegfall von Astronomie und deren Einbau in die oft nicht vorhandenen Physikstunden konkretisieren.
- Die Integration der SuS mit Migrationshintergrund (in den Fachunterricht) sollte unbedingt an die Voraussetzung von Sprachkenntnissen geknüpft werden.
- Die Durchlässigkeit der TGS muss noch einmal kritisch betrachtet werden. Wenn die ursprünglichen Ideen nicht zielführend sind, muss es Mut geben, dies zu ändern.
- Alle Reserven nutzen, um willige Seiteneinsteiger in die Schulen zu bringen. Wenn fähige(!) Anwärter wegen vielleicht nicht ganz perfekter Ausbildung verprellt werden, andererseits aber Unterricht in Massen ausfällt, ist das nicht richtig.
- Da das duale Studium so stark nachgefragt ist, muss es sofort ausgeweitet werden. 1978 wurde die Gewinnung von Studienseiteneinsteigern (für die mathem./naturwiss. Fächer) in der PHEM erfolgreich vorgeführt.
Ich bin Seiteneinsteigerin (Dipl. Sozialpädagogik und ca. 10 Jahre Arbeit im Grundschulhort) und mache das gleich wie die anderen grundständig ausgebildeten Kolleginnen: Unterricht in der Jahrgangsmischung, Unterricht in altershomogen Klassen, Elterngespräche, Klassenfahrt, Ausflüge, Zeugnis schreiben. Alles an sich ganz gut, da ein unterstützendes Team vorhanden ist.
Aber: Das Land Thüringen hat mich eingestellt und danach hat es niemanden mehr wirklich interessiert, was ich in meinem Raum tue. Es gab auch keine Fortbildungsangebote, trotz meiner anfänglichen Nachfrage.
Und: Ich verstehe nicht, warum ich viel schlechter eingruppiert und somit schlechter bezahlt werde als meine Kolleginnen, denn ich mache genau die gleiche Arbeit. Erst die Welt retten und dann preiswert abserviert. Das ist von der Arbeitsmotivation her nicht so toll.
Zufrieden mit:
Die Arbeit mit den Kindern macht mir immer noch Spaß und ich freue mich über jeden ihrer Entwicklungsfortschritte.
Unzufrieden mit:
Was mich unzufrieden macht, sind die vielen Aufgaben, die immer mehr dazu kommen und mich an meine körperlichen und seelischen Grenzen bringen. Hinzu kommt mein Empfinden, dass meine Arbeit nicht genug gesehen und gewürdigt wird. Der ständige Vergleich mit jüngeren Kollegen, die natürlich mit viel Kraft und Engagement und mithilfe der medialen Möglichkeiten in kürzester Zeit Aufgaben bewältigen, setzt mir immer mehr zu.
Meine Forderung:
Von der zukünftigen Landesregierung würde ich mir wünschen, dass die Möglichkeit der Teilzeit nicht nur für junge Eltern, sondern auch für "ausgelaugte" ältere Kollegen erhalten bleibt sowie die Möglichkeit, mit 62 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen.
Womit bin ich zufrieden?
Zufrieden bin ich mit vielen meiner Schüler und Eltern, die einfach vieles tun, um in diesem schwierigen Schulsystem trotzdem Freude zu haben und einen gewissen Erfolg zu erzielen. Zufrieden bin ich mit vielen meiner Kollegen und Kolleginnen, die trotz immer schwieriger und teilweise schon katastrophaler Arbeitsbedingungen ihren Optimismus nicht verlieren, engagiert und motiviert ihre Arbeit machen und trotzdem noch einen erfülltes und glückliches Leben nach der Arbeit haben können. Zufrieden bin ich auch mit der Bezahlung, obwohl ich nur ein Angestellter und kein gepamperter Beamter bin. Zufrieden bin ich auch mit der Unterstützung durch meine Berufsgewerkschaft GEW.
Womit bin ich nicht zufrieden?
Am meisten stört mich bei meinen Arbeitsbedingungen, dass jedes Ministerium und jedes Schulamt davon spricht, dass es unter ihnen und in der nächsten Zeit deutlich weniger Bürokratie geben wird, was allerdings ausschließlich mit immer mehr bürokratischen Aufwuchs endet.
Ebenso hören wir von Arbeitgeberseite seit Jahren, dass Lehrer mehr ihre Arbeitszeit im Unterricht verbringen sollen, stattdessen werden uns immer mehr außer unterrichtliche Aufgaben aufgedrückt. Dieser schöne Beruf wird uns durch die Erbsenzähler und Bleistiftspitzer in ihren ergonomischen Bürosesseln irgendwann noch so madig gemacht, dass selbst wir engagierten Kolleginnen und Kollegen irgendwann aufgeben werden.
Womit bin ich außerdem unzufrieden?
Mit der lähmend langsamen Digitalisierung in den Schulen. Dies hat allerdings nicht nur mit Unfähigkeit von Regierungsebene, sondern in unserem konkreten Beispiel mit unfähigen und schrecklich langsamen kommunalen Mitarbeitern zu tun.
Womit bin ich außerdem unzufrieden?
Wenn unsere Bürohengste und die wissenschaftlichen Pfeilanspitzer von der Unumgänglichkeit der Inklusion reden. Diese Inklusion dann allerdings in 95 % aller Fälle nur bedeutet, dass man Kinder mit einem Förderschwerpunkt aus den dafür spezialisierten Schulen herausnimmt und nicht mehr von den spezialisierten Fachkräften unterrichten lässt, sondern sie einfach in eine allgemeinbildende Schule in irgendeine Klasse setzt, wo sie entweder von keinen sonderpädagogischen Pädagogen oder im besten Falle nur eine Stunde pro Woche von diesen betreut werden. Die Potemkinschen Dörfer waren ein armseliger Versuch der Vortäuschung von Glanz und Gloria im Vergleich zu dieser für Kinder und Eltern sowie Pädagogen grausamen Umsetzung der Inklusion abseits der Universitätsstädte in Thüringen.
99096 Erfurt
99096 Erfurt
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