Denn in den dringend sanierungsbedürftigen Schulbau aus dem Jahr 1979 wurde seither nur in absolut notwendige Brandschutzmaßnahmen investiert. Es gibt neue Fenster auf der einen Gebäudeseite, und alte, nicht mehr zu öffnende Fenster auf der anderen. Die Wände in den Schulfluren wurden in einem Projekt mit Studierenden der Bamberger Universität gemeinsam mit den Schüler*innen verschönert. Aber noch immer gibt es Unterrichtsräume mit der Bestuhlung und dem Interieur aus den Anfangsjahren.
Mein Kollege Michael Kummer und ich trauen am letzten Tag der Bildungsreise kaum unseren Augen, als wir die Schule besichtigen. Schulleiterin Steffi Köthe, zusammen mit drei Lehrer*innen, einer Journalistin vom Freien Wort, dem 1. Beigeordneten der Stadt, Herr Dressel sowie Herrn Schulz vom Schulverwaltungsamt, führt uns durch die Räume. Arbeitsplätze für die Kolleg*innen gibt es nicht, nicht einmal einen Computer im Lehrerzimmer. Aufgaben würden sie zuhause vorbereiten oder den eigenen Laptop mitbringen, wenn sie mal eine PowerPointPräsentation machen, erklären die Lehrer*innen. Das Computerkabinett ist dagegen gut ausgestattet, wenn man von dem uralten Teppichbelag und der improvisierten Verdunkelung mal absieht.
Der Schließungsbeschluss ist mittlerweile aufgehoben, seine Folgen aber spürbar. Weniger Eltern hätten ihre Kinder angemeldet, was angesichts der fehlenden Perspektive ja verständlich wäre. Trotz der Aufnahme vieler Kinder nichtdeutscher Herkunft wird es im nächsten Schuljahr nur eine fünfte Klasse geben. Self-fulfilling prophecy, denke ich und bewundere den Elan der Kolleg*innen. Das Kollegium sei das beste, sagt dann auch Frau Rabe, ohne gegenseitige Unterstützung ginge hier nichts, selbst krank würden sich die Kolleg*innen noch herschleppen, damit nicht noch mehr Unterricht ausfällt. Wie fast überall ist die Unterrichtsabsicherung ein großes Problem, das Fach Chemie wird beispielsweise von einer jungen Frau unterrichtet, die Chemie auf Lehramt an Gymnasium studiert hat, aber keinen Platz im Vorbereitungsdienst bekam. Die Kürzung der Stundentafel sei an der Tagesordnung, erklärt Frau Köthe. Vierzehn Lehrer*innen seien für die rund 180 Schüler*innen verantwortlich, für die mehr als 50 Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache stünden ihnen zwei DaZ-Lehrkräfte zur Verfügung. Hinzu kommt ein Schulsozialarbeiter und bald nun über eine Projektstelle eine zweite Schulsozialarbeiterin. Das sei dringend notwendig, im letzten Jahr gab es viel Gewalt an und um der Schule, das Viertel, in dem die Schule steht, ein sogenannter sozialer Brennpunkt. Geflüchtete, Nazis und Linke, das Konfliktpotenzial macht vor den Schultüren nicht halt.
Seit einiger Zeit gibt es Schüleraufsichten, sie sollen die Arbeit der Lehrer*innen in den Pausen unterstützen, das Konzept scheint anzukommen. Ebenso wie die Schülerfirma, die dank eines überlassenen Bauwagens am Freitag die Mittagsversorgung übernimmt und Film- und Spielnachmittage anbietet. Praxisbezug, das ist der Schule wichtig, Berufsorientierung nehme einen großen Stellenwert ein. Der ganze Stolz aber ist die Dreifelderhalle, die sich die Regelschule mit der nahegelegenen Grundschule und dem Förderzentrum teilt. Wenn da nicht das seit Eröffnung undichte Dach wäre, beklagt der stellvertretende Schulleiter. Der stellv. Bürgermeister, Schulverwalter und der mittlerweile hinzugestoßene amtierende Landrat stecken die Köpfe zusammen, das Problem mit dem Dach muss doch zu lösen sein. Bestimmt, aber bevor der Schulnetzplan der Schule keine Perspektive für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre zuschreibe, seien Investitionen in den Schulbau einfach nicht drin, Brandschutz ja, und selbstverständlich auch die Dachreparaturen, immer da wo es tropft, aber eine grundständige Sanierung sagt hier niemand zu. Zu unsicher die Situation, zu wenig absehbar, wie sich Sonneberg entwickelt, die Nähe zum bayerischen Coburg hat mit der gescheiterten Gebietsreform noch einmal zugenommen.
Die Schule fürchtet, bei den Neueinstellungen leer auszugehen, wer zieht schon in den südlichsten Zipfel, hinter den Berg der alles bestimmenden A4, die Eisenach, Erfurt und Jena miteinander verbindet? Ich hoffe für die Schule, dass es viele sein werden, die Einbindung in das Wohngebiet Wolke 14, die Kooperationen mit vielen Vereinen und Firmen, haben es verdient.