Eure Arbeitsbedingungen im Bereich ...
Regelschule
In der gedruckten Ausgabe konnte nur eine Auswahl Eurer Schilderungen platziert werden, im Folgenden seht Ihr jedoch alle, die uns im Bereich Regelschule erreicht haben.
Meine Arbeitsbedingungen:
Der Lehrerberuf ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Spaß, Freude, Erfolgserlebnisse und totale Frustration stehen im ständigen Wechsel. Das zerrt an persönlichen Ressourcen. Als Seiteneinsteiger komme ich auf weitaus mehr als 40 Arbeitsstunden in der Woche. Die Trennung zwischen Beruf und Privatleben ist schwammig. Selbst berufliche Arbeitsmaterialien wie Unterrichts- und Büromaterialien (Kopien, Stifte, Hefte, Rechner, Drucker, Papier) kaufe ich zum größten Teil privat.
Meine Forderungen:
Um den Lehrerberuf tatsächlich attraktiv zu machen, muss es eine klare Arbeitszeitregelung geben. Das betrifft auch die Anrechnung geleisteter Arbeitsstunden bei Klassenfahrten. Das bedeutet eine Abrechnung als Dienstreise, wie es auch in anderer Branchen des öffentlichen Dienstes gehandhabt wird.
Ich fordere, mehr Gelder für die Schulen. Sämtliche Arbeitsmittel für den Unterricht sollten Lehrern frei zur Verfügung gestellt werden oder ein Budget, über das man verfügen kann.
Meine Arbeitsbedingungen:
Die Digitalisierung kommt nicht voran. Wir arbeiten mit EduPage, aber es fehlt das WLAN in einem großen Teil der Schule. Das Schulverwaltungsamt lässt uns hängen. Viele Dinge werden selbst gekauft (Beamerleinwand, Beamerhalterung, eigene Beamer werden mitgebracht). Kompatible Geräte wären schön. Wir Lehrer erhielten die iPads und 28 Schüler iPads. Der Rest ist von Microsoft (Windows). Keine Adapter, keine Programme, ungeeignete Ladekoffer.
Das Schulbuchbudget ist dünn, sodass viele alte Bücher verwendet werden müssen. Arbeitshefte können nicht für alle Fächer von den Eltern gekauft werden, da es hier auch die magische Grenze gibt.
Der Unterricht selbst mit den Schülern ist schön, aber ist nur ein geringer Teil der Arbeit. Die Bürokratie nimmt zu und frisst Zeit.
Eltern verlieren ihre Höflichkeit und suchen die Erziehungsfehler nur bei den Lehrern. Sie lassen oft ihre Kinder allein. Es fehlt die Unterstützung.
Meine Forderungen:
- Einstellung von Lehrern,
- die Ausbildung von Lehrern reformieren (ein Anfang ist gemacht mit der dualen Ausbildung),
- diesen Beruf wieder lukrativ machen,
- das Ansehen des Lehrers wieder anheben,
- Entbürokratisierung,
- Schulen modernisieren
- Umsetzung der Digitalisierung: Jeder Schüler erhält ein Endgerät!
- das Ende der befristeten Einstellungen,
- wirkliche Unterstützung der Seiteneinsteiger,
- Abschaffung der vielen Statistiken, die Schulleiter kommen vor Bürokratie nicht zu ihrer eigentlichen Arbeit,
- alle Lehrer auf eine Gehaltsstufe, da jede Schulform ihre spezifischen Aufgaben / Probleme hat.
Die Arbeitsbedingungen sind äußerst schwierig:
Der allergrößte Teil unserer Schülerschaft stammt aus einem bildungsfernen (selten armen) Elternhaus. Viele Lernende haben bis zu ihrem Abschluss große Schwierigkeiten im Lesen, Rechnen und Schreiben. Ich habe mit Lehrerinnen sprechen können, welche bereits die dritte Generation einiger Familien unterrichten. Sie alle berichten davon, dass sie nur noch einen Bruchteil (auf extrem reduziertem Niveau) des früheren Unterrichtsstoffs vermitteln können. Die Unterrichtsatmosphäre ist von viel Unruhe geprägt und es herrscht ein rauer Umgang der Lernenden untereinander und gegenüber der Lehrerschaft. Unterrichtsstörungen, Lärm, Beleidigungen, Drohungen sind allgegenwärtig.
Ich unterrichte über 200 Lernende in 11 Lerngruppen. In jeder Lerngruppe gibt es mehrere verhaltensauffällige Schüler und Schülerinnen, die regelmäßig massiv den Unterricht stören und auch sonst große Schwierigkeiten damit haben, sich in eine soziale Gruppe einzufügen. Deshalb nimmt die Elternarbeit nach dem Unterricht noch einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch, zumal viele Eltern die Schule eher als Gegner betrachten und teils verständnislose, beleidigende und drohende Nachrichten schreiben. Hier müssen dann zusätzlich noch Gespräche geführt werden. Damit ich meine Arbeit überhaupt schaffe, arbeite ich in 3/4 Teilzeit und habe trotzdem ein Wochenpensum von weit über 40 Stunden mit viel Nacht- und Wochenendarbeit.
Außerdem ist die Unterrichtsplanung schwierig. Welcher Unterricht stattfindet, ist oft erst am Vortag klar und Vertretungsstunden / Umplanungen können immer passieren. Dafür besteht zusätzlich Rufbereitschaft zu den Unterrichtszeiten. Das erschwert es, das Private neben dem Beruflichen zu organisieren. Meine Work-Life-Balance wird von der Arbeitsseite bestimmt, aber die Lernerfolge bei den Schülerinnen und Schülern zu sehen, motiviert mich weiterhin.
Wir sehen in der Regelschule die Ergebnisse aus 50 Jahren Bildungspolitik, welche die elterliche Erziehung als andere Säule der Bildung nach und nach erodiert hat. Die schulische Bildung findet in einer Blase statt, die jetzt durch den Mangel an Lehrenden aufbricht und dadurch realitätsnäher wird. Der hier so hilfreiche Seiteneinstieg wird von Elternseite und leider auch von Arbeitsseite ungerechtfertigterweise als minderwertig angesehen und entsprechend abgewertet behandelt. Hier könnte eine Anpassung der Wertschätzung gefördert werden. Auch im Prozess des Seiteneinstiegs fehlt Förderung und Ausbildung. Die zweijährige „pädagogisch-praktische Ausbildung im Vorbereitungsdienst am Staatlichen Studienseminar für Lehrerausbildung war keine Hilfe und eher ein Beispiel für die oben genannte Blase. Eine realitätsnahe Ausbildungsmöglichkeit müsste geschaffen werden.
Es muss dringend etwas gegen die permanente Überlastung der Lehrkräfte getan werden. Sonst geht den Lehrenden die Energie aus, um weiter die erzieherischen Kämpfe für ihre Lernenden austragen zu können. Eine “gute” Note bringt eben weniger sekundären Arbeitsaufwand mit sich, als eine „schlechte“.
Solange von Umfeld (Schulstandort) und Kollegen die Rede ist, gibt es keinerlei Kritik. Selbstverständlich ist das Arbeitspensum hoch und das sogenannte Aufrechnen von mehr freien Tagen in den Ferien gegen Arbeitszeit, die während der Schulzeit erbracht werden muss, hinkt. Insgesamt fühlte ich mich in den letzten 35 Jahren wohl und ging mit viel Freude unterschiedlichsten schulischen Aufgaben nach.
Nun kommen aber Rahmenbedingungen des Arbeitgebers wie Tarifverträge ins Spiel bzw. die Anerkennung von Arbeitsleistung und die Weiterentwicklung von Arbeitnehmern. Eine Berufsbiografie wird ohne Rücksicht auf Erfahrung und Qualifikationen (vom Arbeitgeber finanziert) beendet, nur weil ein Studienabschluss aus der DDR einfach nie bei Änderung von Tarifverträgen berücksichtigt wird / werden darf. Auf der anderen Seite legt der Arbeitgeber für Seiteneinsteiger vereinfachte Bedingungen und ab E10 Entgeltgruppen fest, womit ich kein Problem hätte, wenn auch von Kolleginnen und Kollegen nach Erfahrungsjahren die Entgeltgruppen steigen würden bzw. wie bereits oben erwähnt, Qualifikationen und ausgeübte Tätigkeiten durch den Arbeitgeber Anerkennung finden würden.
So steht meine Forderung an eine neue Thüringer Landesregierung hinsichtlich meiner Arbeitsbedingungen endlich nach 35 Jahren Wiedervereinigung alle DDR-Abschlüsse voll anzuerkennen, um Chancengleichheit zu wahren und nach Tätigkeit Entgeltgruppen festzulegen.
Ich bin unzufrieden mit dem klaren gemeinsamen Agieren des Kollegiums (Umsetzung von Festlegungen, Einhaltung von Regeln, konsequent im Vorgehen, "Sprechen und Handeln als eine Einheit statt mit tausend Zungen", ...) sowie mit der allgemeinen Arbeitseinstellung vieler Kolleg:innen bezüglich unteilbarer Aufgaben (nur Dienst nach Vorschrift).
Aber am meisten beschäftigt mich die Überalterung des Kollegiums, denn in fünf Jahren ist nur noch 1/4 der jetzigen Kolleg:innen in meiner Schule - auch ich bin dann raus ...
Die Beantwortung ergibt sich aus oben:
- Endlich Lehrkräfte für meinen Schultyp ausbilden, denn die Quereinsteigerszene ist auch langsam abgegrast!
- Und natürlich echte Voraussetzungen für Lehrergesundheit schaffen statt immer neuer Anforderungen an Lehrer, was sie alles noch machen müssen!
Ich bin Schulleiterin einer Regelschule mit ca. 400 Schülerinnen und Schülern im ländlichen Raum. Ich habe ein ausreichend großes Büro und nach 14 Jahren Wartezeit ;-) auch endlich einen neuen Schreibtisch (sogar höhenverstellbar). Für mein Pädagogen-Team gibt es ein Lehrerzimmer, dass leider von den Plätzen her nicht ganz ausreichend ist. Dafür gibt es mehrere kleine Vorbereitungsräume bzw. Arbeitsräume für mein Personal. Für die Förderschulpädagogen konnten wir im letzten Schuljahr einen eigenen Bereich einrichten, der einen Arbeits-/Beratungsraum und einen Lernraum für kleine Schülergruppen umfasst. Das macht mich sehr zufrieden.
In unseren Flurbereichen und im Foyer sind mehrere Lernbereiche entstanden, sodass unsere Schüler auch außerhalb des Unterrichtsraumes in Gruppen oder allein lernen können. Wir haben einen sehr großen und grünen Schulhof, dessen Gestaltung noch nicht perfekt ist, aber viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Es gibt zum Beispiel eine Hofbühne mit Bänken davor und momentan bauen wir mit den Schülern einen alten Bauwagen um und schaffen so einen Lernort im Grünen. Unser Pausentreff beherbergt das Büro der Schulsozialarbeiterin und den Beratungsraum für Berufsorientierung sowie einen großen offenen Bereich mit Küchenecke für Schüler und Kollegen. Das sind aber alles Dinge, die wir aus eigener Kraft, durch Sponsoring und Unterstützung externer Partner geschafft haben. Wir sind als Schule in der Region gewertschätzt und pflegen eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Landgemeinde, dem Bürgermeister bzw. den Ortsteilbürgermeistern. Die Kommune unterstützt uns in vielen Bereichen, auch finanziell.
Meine Forderungen:
- ausreichend Personal,
- Weiterführung der Reformierung der Lehrerbildung an Universitäten (z.B. duales Studium),
- im Angesicht der Personalknappheit eine organisatorische und inhaltliche Reformierung des Referendariats parallel zur Umgestaltung des Lehramtsstudiums mit höheren Anteilen methodisch-didaktischer Inhalte und praktischer Übungen,
- Schulverwaltung und Schulaufsicht in einer Hand, damit die Koordinierung klappt (Inhaltliche Forderungen bzgl. päd. Arbeit muss mit Rahmenbedingungen, Räumlichkeiten und Ausstattung einhergehen),
- Schulbaurichtlinien müssen auch für Bestandsbauten gelten - Sanierung/Modernisierung,
- Schule benötigt multifunktionale Räume, die in Größe und Ausstattung mehr Flexibilität bieten und je nach Bedarf genutzt werden können,
- sächliche und technische Ausstattung, die die Erfüllung der Stundentafeln und der Lehrpläne ermöglicht,
- passende und flächendeckende Digitalisierung,
- Entbürokratisierung der S-Aufgaben und der Pädagogen, die wirklich in jeder Schule ankommt,
- Verwaltungsassistenzen und päd. Assistenzen für jede Schule!
- wirkliche Budget-Hoheit für Schulen/SL,
- bessere Arbeitsbedingungen für Pädagogen und Mitarbeiter (Pausenräume, aber auch die Möglichkeit im Schulalltag Pausen für Lehrer einzuplanen,
- TandemTeaching,
- multiprofessionelle Teams an den Schulen mit Sozialarbeitern, Assistenzkräften, Psychologen, Physiotherapeuten, Jugendamt, Polizei...,
- Schulen im ländlichen Bereich benötigen ein höheres Budget für Fahrten in Museen, Ausstellungen... (In der Stadt kann man laufen oder mit dem Fahrrad fahren. Wir müssen jedes Mal die Eltern bitten, die Fahrtkosten für den Bus zu übernehmen),
- Schülerbeförderung muss wieder über Schulbusse erfolgen und vom Linienverkehr abgekoppelt werden (Sitzplatz für jedes zu befördernde Kind, Anpassen der Buszeiten an den Stundenplan! Nicht umgekehrt!),
- Arbeitszeiterfassung für Pädagogen oder eine gerechtere Anrechnung von Vor- und Nachbereitungszeiten für einzelne Fächer!
Ich bin Seiteneinsteiger mit erfolgreicher bestandener Nachqualifizierung für ein Fach. Entsprechend bin ich auch in einer niederen Gehaltsgruppe im Vergleich zu meinen KollegInnen, natürlich auch ohne Beamtenstatus. Trotzdem unterrichte ich nur 12,5 % in dem Fach, wofür ich eigentlich eingestellt bin und den Rest komplett fachfremd, obwohl ich dafür eigentlich, weil ich ja kein weiteres Fach habe, extra weniger Lohn bekomme. Des Weiteren gibt es in diesen fremden Fächer (Wirtschaft-Recht-Technik, Technisches Werken, Medienkunde, Natur und Technik) auch keine wirkliche Konstanz, sodass jedes Jahr neu gedacht werden muss, ganz ohne Arbeitsmittel. Material, Stein, Metall, Holz, Kunststoff musste immer bei Firmen erbettelt werden, da beim zuständigen Träger die Haushalte immer geschlossen waren. Da keine Kolleg:innen an einer kleinen Schule parallel in der entsprechenden Klassenstufe unterrichteten, gab es auch keine wirklichen Ideen oder Arbeitsmaterialien, nur Lehrbücher.
Des Weiteren hatte ich das Pech, einige rechtsorientierte Eltern und Migrantenkinder in meiner Klasse zu haben. Beim Einschreiten gegen Rassismus war ich der linksgrünversiffte Lehrer, der die Kinder politisch indoktrinieren wollte.
Meine Forderungen:
- Einsatz als Seiteneinsteiger nur für das gelernte Fach,
- Erfahrene an der Schule, meist eigentlich Beamte, können fachfremd unterrichten,
- hinsichtlich der Materialien sich nicht auf die Träger verlassen, da jeder davon in Thüringen anders finanziell aufgestellt ist,
- Lehrer müssen vor bestimmten Eltern (Rechten) mehr geschützt werden,
- in einer Klasse nicht mehr als drei auffällige Schüler (dazu zählen auch Kinder, die nicht explizit einen Förderplan haben, da den die Eltern, wegen Stigmatisierung beispielsweise, einfach nicht zu unterschreiben bereit gewesen waren),
- als Klassenlehrer sind die Formalitäten der größte Graus, sämtliche Dokumentationspflichten nehmen überhand und rauben die Zeit fürs Eigentliche, das Unterrichten.
Des Weiteren ist es äußerste ungünstig für den Bildungsauftrag, dass man immer mehr die fehlende Erziehung im Elternhaus zu Moral, Anstand, Disziplin, Anspruch, Werte an sich usw. zu übernehmen hat.
Zufriedenheit:
- bezogen auf räumliche Ausstattung keine Beanstandungen: Neubau 2018 als Regelschule,
- auch Neuzugänge an jüngeren Kollegen, auch Quereinsteiger, kamen in den letzten 5 Jahren (teilweise auch noch in Ausbildung), das erleichtert mir als älteren Kollegen die Arbeit, auch weil in meiner Fachkombination eine junge Kollegin dazugekommen ist. Allerdings war im jetzigen Schuljahr teilweise nur begrenzt Unterricht in meinem Fach vergeben, z. B. in der Klasse 9 mit nur einer Wochenstunde statt 2: dadurch fachlich nur teilweise Stundentafel/Umfang realisierbar, was in der Klasse 10 im neuen Schuljahr auch mit dem etwas längeren Schuljahr nicht kompensiert werden kann.
Unzufriedenheit:
- Es gibt Probleme organisatorischer Art: das Notenprogramm hier und Elterninformation, Vertretung über EduPage dort, was bisher nicht miteinander kompatibel war, es soll aber im neuen Schuljahr behoben sein,
- permanent den Eltern als Klassenleiter hinterherrennen wegen Unterschriften, Fehltagen des Schülers (Siehe trauriges Beispiel der 9-jährigen Schülerin aus Döbeln: Das hätte auch mir passieren können. Wir tragen bzw. ich trage sofort nach Begrüßung der Klasse die Anwesenheit der Schüler ein oder deren Abwesenheit. Wenn der Schüler nicht da ist, geht über das Programm EduPage automatisch die Meldung an die Eltern. Aber sind wir damit ausreichend abgesichert? Denn zu oft fehlten Schüler, ohne dass die Eltern nachfragten. Als Lehrer hab ich aber den ganzen Tag oder oft ununterbrochen Unterricht und die Sekretärin der Schule kann das auch nicht: die Eltern anzurufen, wenn der Schüler fehlt, ohne dass von den Eltern etwas vorliegt oder angefragt wird. Wir haben 300 Schüler und oft fehlten nicht nur ein oder zwei Schüler einer Klasse. Wie ist das zu lösen? Oder oft Arzttermine der Schüler in der Schulzeit – vor allem Zahnarzt. Wenn wir dann darauf hinweisen, den Nachmittag zu nutzen, werden wir nur belächelt.
- Dann die Problematik der Nacharbeit der versäumten Kontrollen oder anderen Leistungserhebungen. Das geht oft nur nach dem normalen Unterricht, ist zusätzliche Belastung für uns und bei der Vielzahl an Schüler und Klassen in meinen Fächern organisatorisch kaum realisierbar – und oft sind die Schüler auch zum Nachholtermin nicht da, mit fadenscheinigen Ausreden. Ich bin daher ausgelaugt und nur ein Schatten zu dem vorangegangener Jahre – ich habe selbst für meine Freizeit und Hobbys einfach keine Kraft mehr. Persönlich habe ich und andere Kollegen außerdem den Eindruck, dass durch verstärkte Nutzung von Tablets ab der Kl. 7 ( die müssen die Schüler selbst kaufen) die Konzentration auf den Unterricht leidet, sie im Unterricht andere Seiten öffnen und ich dadurch schlechter den Überblick zu behandelten Stoffinhalten habe als in Mitschriften der sonst geführten Hefter oder Hefte. Leider finden sich die Schüler nicht in ihren eigenen Ordnern zurecht, die Leistungen sinken rapide. Und das ergibt wieder Ärger mit den Eltern, die es nicht verstehen können, warum ihr Kind plötzlich so schlecht ist.
Meine Forderungen:
- Eine bessere Lehrerausstattung ist wichtig.
- Endlich konsequent kleine, einzügige Schulen schließen. Wir erleben in unserer Gegend seit 30 Jahren, wie einige kleinere Schulen es immer wieder es schaffen – besonders vor Wahlen – auf die Tränendrüse zu drücken und weiter bestehen bleiben. Als langjähriger Personalrat hab ich oft genug damit zu tun gehabt. Kleine Schulen sind viel anfälliger bei Ausfall eines oder zwei Lehrern – wenn eben nur acht oder zehn Lehrer da sind, ist das Chaos mit Klassenzusammenlegungen und jahrgangsübergreifendem Unterricht vorprogrammiert. Das ist nur Vertuschung und erschwert allen die Arbeit und Lernerfolge.
- Ebenso gehört selbstorganisiertes Lernen (SOL) abgeschafft!
- Katastrophal geradezu ist das Fach NT. Es ist blamabel und für jeden Lehrer eine Zumutung, dass es für dieses wichtige Fach noch immer keine Lehrbücher gibt. Die Lehrer, die das unterrichten müssen, sind bestraft. Das sollte doch mal jeder andere Fachlehrer ohne Lehrbuch in Mathe, Deutsch, Englisch, Bio jahrelang unterrichten. Welches Bild wird zu dem Fach NT vermittelt? Es gibt kein Lehrbuch, also ist es nicht so wichtig. Vor allem für Prüfungen sind wir Lehrer dann permanent anfechtbar bzw. angreifbar. Das muss zwingend geändert werden!
Zufrieden bin ich mit der Unterstützung durch einige Kollegen (gemeinsam lachen und weinen können) und dem Dankeschön am Ende der Schulzeit von einigen, wenigen Schülern sowie dem Dankeschön für die Unterstützung der Kinder (ausgesprochen von ausländischen Familien; "deutschen" Familien ist unsere Tätigkeit kaum etwas wert).
Unzufrieden bin ich mit der zunehmenden bzw. anhaltend hohen Belastung von uns Regelschullehrern:
- zu wenig Personal,
- unbefriedigende sächliche und räumliche Situation, wenig
- Unterstützung durch Eltern,
- ständige Beurteilung und Einmischung durch Nicht-Pädagogen (sprich: Eltern) sowie
- kaum Rückhalt durch Behörden/Ämter (Schulämter, Kultusministerium und Thillm) und Politik.
Wir sind eine Regelschule mit einem hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund, aber uns fehlen Kollegen, die nur DaZ unterrichten und das am besten in sogen. "Willkommensklassen", in denen die Schüler mindestens ein Jahr Deutsch lernen, bevor sie in Regelklassen wechseln. Dadurch und aufgrund anderer äußerer Bedingungen sind wir eine Brennpunktschule. "Brennpunktschulen" bekommen genau so viele oder wenige Zuwendungen wie Schulen, die in einer besseren Lage sind – diese Ungleichbehandlung muss beendet werden, damit der Lehrerberuf im Allgemeinen und die Attraktivität aller Schularten und Schulstandorte erhöht wird! Der Beamtenstatus als alleiniges Lockmittel reicht nicht mehr.
Meine Forderungen:
- durchgängiges Zwei-Pädagogen-Prinzip in jeder Klasse ODER
- kleine Klassen: an Regelschulen max. 15 Schüler aufgrund der extrem hohen Heterogenität der Schüler (L-Kinder, Förderkinder, Schüler mit Migrationshintergrund, Schüler aus bildungsfernen Familien, arme Schüler (nicht nur finanzielle Armut), "normale" Schüler)
Meine Arbeitsbedingungen:
- SchülerInnen sind ruhiger und behüteter im dörflichen Raum. Meine Arbeitszeit ist abhängig von der Busverbindung meiner Schülerinnen und Schüler (SuS), dabei habe ich selbst vier Kinder und dies ist zeitlich sehr kompliziert.
- Das Kollegium ist veraltet, hatten als Pädagogen nie einen Schulwechsel: toxisches Kollegium mit zweifelhaften Sanktionen und Regeln gegenüber Schülern,
- Schulleitung sollte überprüft werden und durch anonyme Befragungen des Kollegiums durch Schulamt kontrolliert und sanktioniert werden.
Meine Forderungen:
- Lehrpersonen mit Kindern sollten das Recht habenden, den Alltag ihrer eigenen Kinder mit ihrem Beruf problemlos der Schulleitung vorzugeben. (Arbeitsbeginn ab 2. Stunde, variable Feiertage im Landkreis an Kindergärten und allen Schulen identisch),
- Lehrkräfte sollten nach einer festgelegten Anzahl an Schuljahren an eine andere Schule gehen und versetzt werden,
- Obrigkeit der Leitung der Förderschule abschaffen. Förderpädagogen sind Teil des Kollegiums an Regelschule (da, wo sie eingesetzt sind),
- mehr Förderpädagogen an den Schulen,
- Bürokratie abbauen!
Ich unterrichte 26 Stunden pro Woche, verdiene deutlich weniger als alle anderen und kann dafür später in Rente gehen.
Wollen Sie etwas darüber hören, wie es ist an einer Regelschule zu arbeiten mit zig Migranten Kindern, die nie eine Chance bekommen, weil sie, ohne auch nur ein Wort Deutsch zu können, ihrem Alter entsprechend in Klassen gesetzt werden, wo sie dann bis ans Ende ihrer Schulzeit sitzen, ohne Abschluss gehen? Die teilweise als Analphabeten kommen?
Oder von den Förderschülern, die das Recht auf sagenhafte zwei Stunden Förderung pro Woche haben und die Schulzeit, wie die Migranten Kinder ohne Abschluss ohne Zukunft beenden, wollen Sie etwas hören, von den Hauptschülern, Realschülern, die teilweise unterfordert in überfüllten Klassenräumen sitzen und eine "fundierte" Prüfungsvorbereitung von nicht ausgebildeten Seiten oder Quereinsteigern bekommen?
Oder davon, dass, um alles schön ruhig zu halten, immer der Elternwille Vorrang hat?
Dass eigentlich immer weniger Bildung vermittelt wird?
Dass Fächer erfunden werden, wie den Praktischen Tag, um den gravierenden Lehrermangel zu kaschieren?
Dass unsere Kinder nicht mehr im internationalen Vergleich mithalten können?
Ich bin es so leid. Was wird den Kindern angetan, was unserer Gesellschaft? Nein, ich habe keine Kraft, Ihnen prägnante Sätze zu schicken, dafür sind die Probleme an einer Regelschule viel zu gravierend. Aber ich habe begriffen, dass das niemanden interessiert. Oder wie erklären Sie sich, dass man als RS Lehrer für Deutsch/Englisch eine Einladung für den 28.5., abends in Erfurt, bekommt, um an einem Gedankenaustausch über die RS teilzunehmen, wenn am 21.5. und am 27.5. die Abschlussprüfungen der 10. Klasse sind? Da hat man gar keine Zeit, irgendwas anderes zu machen, als wie wild Prüfungen zu korrigieren. Soviel zu diesem Thema.
Und soviel zum Thema Regelschule. Hier zählen nur die Gymnasien, evtl. noch die Grundschulen. Oder können Sie sich erinnern, dass in der Coronazeit die Öffentlichkeit mal über Regelschüler und deren Abschlüsse informiert worden wäre?
99096 Erfurt
99096 Erfurt
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