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Einfache Sprache

"Redet mit uns, nicht über uns!"

Nancy Frind setzt sich in Thüringen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Sie ist eine der Gründerinnen des Landesverband für Frauen mit Behinderung Thüringen e. V. Wir haben mit ihr über Einfache Sprache gesprochen und wie Menschen mit Behinderungen leichter eingebunden werden können.

Symbolbild - Quelle: Canva Pro

Was ist „Einfache Sprache“ eigentlich?

Bei der Einfachen Sprache werden schwere Wörter leicht gemacht, indem sie umschrieben werden. Außerdem werden Abkürzungen ausgeschrieben.

Warum ist es wichtig, dass wir Einfache Sprache benutzen? Und für wen ist sie gedacht?

Mit Einfacher Sprache können wir alle Menschen mitnehmen – Menschen mit oder auch ohne Behinderung oder auch ältere Menschen. Die Hälfte der Menschen, mit denen ich spreche, haben nicht studiert. Für sie sind manche Worte zu schwer. Aber nicht alle Menschen trauen sich zu sagen: „Ich verstehe das nicht – können Sie das noch einmal wiederholen?“. Viele haben das Gefühl, dass sie für dumm gehalten werden. Auch ich habe eine Weile gebraucht, um zu lernen, dass ich nicht dumm bin, wenn mein Gegenüber mir schwere Wörter an den Kopf knallt. Dann frage ich: „Kannst Du mir das erklären?“.

Welche Dokumente müssten in Einfacher Sprache vorliegen?

Internetseiten und Informationen von Behörden sind aus meiner Sicht das wichtigste Thema. Im Internet gibt es viele Informationen – hier braucht es Vorlese-Funktionen. Und wenn die Informationen von Behörden noch nicht einmal von meiner Betreuerin verstanden werden, dann sind sie einfach zu schwer. Da sind Behörden noch ganz schlimm. Aber auch Informationen von Gewerkschaften, Zeitungsartikel und Parteientexte müssen in Einfacher Sprache vorliegen.

Wie können Menschen am Besten mit Einfacher Sprache beginnen? Und müssen sie Angst haben, etwas falsch zu machen?

Es ist immer gut, die Menschen mitzunehmen, die Einfache Sprache betrifft: „Ist das einfach, oder soll ich das nochmal einfacher machen?“. Ich sage immer: „Redet mit uns und nicht über uns!“. Außerdem gibt es Schulungen. Es gibt dabei kein Falsch. Ich mache auch Fehler in Leichter Sprache. Fragt einfach die Menschen, ob es leicht genug formuliert wurde. Außerdem habe ich einen Tipp: Verteilt rote Karten, auf denen „Leichte Sprache“ steht. Dann trauen sich Betroffene zu zeigen: Das war zu schwer, ich brauche es einfacher.

Wo ist der Unterschied zwischen Einfacher und Leichter Sprache?

Bei Einfacher Sprache werden schwere Worte erklärt. Trotzdem wird ganz normal gesprochen. Bei Leichter Sprache sind die Sätze sehr viel kürzer. Außerdem wird sehr viel mit Bildern gearbeitet. Lange Wörter werden mit Bindestrichen getrennt. Leichte Sprache hat mir selber früher sehr geholfen. Ich habe Schritt für Schritt gelernt und die Bedeutung von Wörtern gelernt.

Du setzt dich ja auch für queere Menschen mit Behinderungen ein. Was hältst Du vom Gendern?

Für viele ist das Sternchen schwierig. Ich habe auch vier blinde Freunde, die mir sagen, dass das Sternchen ein Problem ist. Denn die Vorlese-Programme sprechen das Sternchen aus. Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, den Doppelpunkt zu benutzen. Ob das ein Problem für alle Blinden ist, das weiß ich nicht. Oft muss ich den Menschen erst erklären, was der Doppelpunkt bedeutet. Ich finde Gendern gut – das ist auch gerade für queere Menschen wichtig, die ein Recht darauf haben, im Text mit genannt zu werden.

Vielen Dank.

Kontakt
Matthias Gothe
Mitglied im Landesausschuss Diversity
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 21