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Interview

„Praktikum bei der GEW? Na klar!“

Lilly Felber war Praktikantin bei der GEW Thüringen vom 16.07.2018 bis 14.09.2018. Hier berichtet sie, warum sie sich gerade die Landesgeschäftsstelle der GEW Thüringen ausgesucht hat, was genau ihre Aufgaben waren und was sie an einigen Kolleg*innen besonders gut fand.

Lilly Felber an ihrem Schreibtisch in der Landesgeschäftsstelle der GEW Thüringen - Foto: Michael Kummer
  • Wie kam es dazu, dass Du Dich für ein Praktikum bei der GEW Thüringen beworben hast?

Ich bin als Studentin der Lehr-, Lern- und Trainingspsychologie und Erziehungswissenschaften vor allem daran interessiert, wie die täglichen Lerninhalte meines Studiums auf bildungspolitischer Ebene anknüpfen können. Ich denke, dass das Bildungswesen und die Bildungsinstitutionen wissenschaftliche Erkenntnisse nur träge aufnehmen und ihre Strukturen nicht ausreichend daran anpassen  können. Es gibt da sicher Unterschiede zwischen den Einrichtungen. Aber als Voraussetzungen, dass gute Bildung umgesetzt werden kann, sehe ich die Notwendigkeit für gesicherte Arbeitsverhältnisse, die  ausreichende Entlohnung und Zeit für fachspezifische und interdisziplinäre Weiterbildungen und viele Mitgestaltungsmöglichkeiten. An der Stelle gibt es noch viele weitere Arbeitsplatzbedingungen, die hier
aufgeführt werden könnten. Die Umsetzung dieser Punkte verstehe ich als die Basis für gute Bildung. 

  • Was genau waren Deine Aufgabenbereiche bei der GEW?

Mein Hauptaufgabenbereich war die Auswertung der Umfrage der Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern in Thüringen zu ihrem Vorbereitungsdienst. Durch meine im Studium erworbenen
Kenntnisse über die Arbeit mit dem Auswertungsprogramm SPSS habe ich die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage mit den Ergebnissen aus dem Jahr 2014 verglichen. Dabei habe ich untersucht, ob sich Veränderungen in der Beantwortung der Fragstellungen auf bestimmte Merkmale zurückführen lassen. Leider gab es an manchen Stellen eine so geringe Teilnahmequote, dass keine Rückschlüsse auf die Beantwortung der Hypothese gezogen werden konnten. Bei der Hypothesenformulierung habe ich vor allem mit Jana Bonn zusammen gearbeitet. Neben dieser Aufgabe war ich in Teilen der  Öffentlichkeitsarbeit eingegliedert und habe Texte zur Veröffentlichung in der tz aufbereitet und kleinere unterstützende Aufgaben übernommen.

  • Erkläre bitte mal für Laien, wie man mit SPSS Umfragedaten auswertet.

In dem Programm werden alle Antwortmöglichkeiten in Zahlenwerte umgewandelt. Beispielsweise werden den verschiedenen Lehrämtern Zahlen zugeordnet. Die Grundschule hat dann den Wert eins, die Regelschule die zwei, und so weiter. Die Daten werden in eine große Tabelle eingefügt, in der jeder einzelnen Frage eine Spalte zugewiesen wird und jeder Person, die teilgenommen hat, eine anonyme Versuchspersonennummer. Am Ende kann dann sehr vieles errechnet werden. Ich habe in dem Fall nach Zusammenhängen gesucht. Kommt es überdurchschnittlich oft vor, dass Personen mit einem hohen Wert in der Frage X auch einen hohen Wert in der Frage Y haben. Bestehen Zusammenhänge, die überdurchschnittlich häufig auftreten, dann lässt sich beispielsweise sagen: Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter des Lehramts Regelschule, also die Variable X, antworten auf die Frage ‚Wie stark fühlst du dich durch den Vorbereitungsdienst belastet?‘, überdurchschnittlich häufig mit einem hohen Wert. Und daraus lassen sich dann konkrete Zusammenhänge formulieren. 

  • Wie bist Du in der Landesgeschäftsstelle aufgenommen worden? 

Ich habe mich sehr willkommen gefühlt. Mir wurde das Haus mehreren Rundgängen gezeigt. Mit großer Sicherheit wurde vermieden, dass ich mich hier verlaufe. Aber nicht nur auf der Ebene habe ich mich willkommen gefühlt. Ebenso dadurch, dass meine Aufgabenbereiche von Beginn an klar formuliert wurden. Es war mir dadurch möglich, meine Arbeit selbstständig durchzuführen. Das führte dazu, dass ich viel lernen konnte. Auch wurde mir zu Beginn die Organisationsstruktur der GEW ausführlich erklärt. Dazu und zu anderen politischen Diskussionen konnte ich den Kolleginnen und Kollegen meine Fragen stellen und ihnen meine Ansichten darlegen.

  • Was wirst Du besonders in Erinnerung behalten?

Das wird sich wohl erst zeigen, aber es werden die Menschen sein, mit denen ich nun anderthalb Monate fast täglich zusammen gearbeitet,gefrühstückt und zu Mittag gegessen habe. Ebenso hatte ich
gute Einblicke in die Arbeit in der Landesgeschäftsstelle. Die Gespräche über die Forderungen und die damit verbundenen Prozesse zeigten mir wie bildungspolitische Arbeit auf Seiten der Gewerkschaft funktioniert.

Ich werde auch Alltägliches nicht vergessen können. Der Weg zur Landesgeschäftsstelle, das Haus und das Büro ganz oben und die aufgeregte Elster vor dem Fenster werden mich wohl immer wieder an die Zeit hier zurückerinnern. 

  • Kannst Du ein Praktikum bei der GEW Thüringen weiter empfehlen?

Ja. Einerseits, weil ich hier nicht das Klischee der kaffeekochenden Praktikantin erfahren habe. Mir wurde Verantwortung übertragen, an der ich wachsen konnte. Und andererseits weil bildungspolitische
Arbeit alle etwas angeht. Diese Erfahrungen teilen zu können, dass durch die GEW im Thüringer Bildungssystem Veränderungen zum Positiven vorangetrieben werden, ist hoffnungsgebend und trifft Menschen
in allen Lebenslagen. 

  • Vielen Dank!