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Warum ein Schwerpunkt Schulleitung?

„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“

Ziemlich oft habe ich diesen Satz in meiner eigenen Schulzeit gehört (und musste ihn wiederholen). Er sollte mich zum mehr oder weniger freiwilligen Lernen bringen. Nun ja, intrinsisch zu motivieren, geht sicherlich geschickter. Aber die Kernaussage berührt den Sinn von Schule: Die Vorbereitung auf das (erwachsene) Leben, oder anders formuliert: zur mündigen Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben. Aber macht das Schule überhaupt?

Kann das überhaupt gelingen, wenn in den höheren Klassen Spezialwissen vermittelt wird, welches in der gesellschaftlichen Teilhabe kaum oder gar nicht benötigt wird – stattdessen aber die Fächer, in denen wichtige gesellschaftliche, politische, historische, ethische und auch ästhetische Kompetenzen erworben werden könnten, deutlich zu kurz kommen? Ist das System der aufgesplitteten Fächer, die irgendwie miteinander zusammen hängen, aber ihren jeweiligen Fokus derart getrennt voneinander behandeln, dass die Zusammenhänge für Schüler:innen kaum erkennbar sind, noch sinnvoll?

Sind die Schulleitungen die Bremser einer modernen Schule?

Eine Mehrheit der Schüler:innen und der Eltern ist schon länger nicht mehr vom real existierenden Fächerkanon überzeugt – und bei den Lehrkräften wird der Anteil der kritischen Stimmen lauter, nicht nur, aber vor allem bei den jüngeren Kolleg:innen. Es bleiben somit die Schulleiter:innen als die Bewahrer des althergebrachten System, als Bremser und Verhinderer übrig. Oder stimmt das vielleicht gar nicht?

Die Antwort darauf gibt die im März 2022 veröffentlichte repräsentative Schulleitungsstudie von Cornelsen. Eines der zentralen Ergebnisse lautet, dass 80 % der Schulleiter:innen der Meinung sind:

„Der Fächerkanon ist veraltet, Lernen muss fächerübergreifend oder projektorientiert sein.“

Über die genauen Umsetzungswege gibt es verschiedene Meinungen, aber dass im Kern etwas verändert werden, sehen 4 von 5 Schulleiter:innen so:

„Um Schule zukunftsfähig zu machen, sehen rund 80 % der Schulleitungen eine Notwendigkeit darin, den Fächerkanon zu verändern, wobei sich diese Zustimmung auf unterschiedliche Umsetzungsformen verteilt: 47 % der Schulleitungen wünschen sich ein Zusammendenken von Fächern, also einen stärker thematisch „vernetzten“ Fachunterricht; 24 % meinen, dass es einen fächerübergreifenden Unterricht braucht, der nicht mehr in Fächern, sondern nach Themen oder in Projekten „problemorientiert“ konzipiert wird. Lediglich 18 % der Schulleitungen finden, dass der Fächerkanon erhalten bleiben sollte – die Angaben variieren zwischen 13 % an Förderschulen und 25 % an Schulen, die zum Abitur führen.“ (Schulleitungsstudie, S. 32)

Quelle: Cornelsen Schulleitungsstudie - Onlinebefragung

Wer verhindert, dass es einen modernen Fächerkanon gibt? Und warum?

Wenn also ein Großteil der Schüler:innen, der Eltern, der Lehrkräfte und nun auch der Schulleitungen der Meinung sind, dass der aktuelle Fächerkanon reformierungsbedürftig ist – an wem oder an was liegt es dann, dass es da so wenig innovative Veränderungen gibt?

Schreibt der Redaktion (E-Mail: tz(at)gew-thueringen(dot)de), woran es Eurer Meinung nach liegt und wie man Änderungen anschieben oder gar umsetzen könnte – oder warum es aussichtslos ist.

Der (für mich) überraschende Befund ist auf jeden Fall Grund genug, genauer auf die Arbeit, auf die Erwartungen und auch auf die Nöte von Schulleitungen zu schauen und dabei verschiedene Perspektiven an den Schulen zu Wort kommen zu lassen.

Kontakt
Dr. Michael Kummer
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
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Telefon:  0361 590 95 22
Mobil:  0151 1063 2902