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Finsternis und trotzdem hell

Mein Name ist Sabine Wrede, ich bin Jahrgang 1958 und seit 1979 im Schuldienst. Nachdem mich 2008, mitten im Dienst, auf dem Schulhof die Dunkelheit überraschte, obwohl es nicht Nacht war, stand schon mal die Welt still.

Nach vielen Operationen und der abschließenden Diagnose “Blindheit” begann ein langer Weg zurück ins Leben. Was sollte werden? Ich zu Hause sitzen und für nichts nütze sein? Gott sei Dank hatte ich gute Freunde und meine Familie, die es bestimmt nicht immer leicht mit mir hatten. Nachdem ich den Kontakt zum BFW Würzburg hergestellt hatte, kümmerten sie sich liebevoll um einen Platz in ihrer 
Einrichtung. Dort begann ich eine blindentechnische Ausbildung. Nach 1,5 Jahren im Internat und vielen positiven und negativen Erfahrungen wollte ich natürlich wieder gebraucht werden.

War es möglich im Schuldienst?

Viele problematische Gespräche im und mit dem Schulamt sowie verschiedenen Institutionen verschafften mir ein viermonatiges Praktikum an der Förderschule für Sehgeschädigte Weimar. Ein großer Schritt war getan! Würde ich es schaffen? Allein der Weg, Straßenbahn, Zug, Bus? Da ich in Erfurt wohne, trainierte ich den Weg mit Mobilitätstrainer und Freunden.

Ich schaffte das Praktikum und was nun?

Weimar hatte keinen personellen Bedarf. Durch einen glücklichen Umstand gab es in Gotha am FÖZ “Lucas Cranach” eine Stelle. Ängstlich und trotzdem erwartungsvoll nahm ich an. Natürlich hieß es wieder, neue Wege und ein anderes Objekt zu erkunden. Sicher hatten beide Seiten Bedenken. Meine Gedanken drehten sich um vieles: Schaffe ich das, wie reagieren die Kinder und Kolleg*innen, wie finde ich mich zurecht? Kann ich die Aufgaben bewältigen?

Es wurde trotz meiner Dunkelheit etwas hell um mich.

Ich wurde liebevoll und unterstützend aufgenommen. Keiner meiner Kolleg*innen ließ mich seine Bedenken spüren. Nicht alles läuft immer reibungslos, aber wo ist das schon so. Meine Schüler*innen haben genauso wie ich lernen müssen, miteinander umzugehen. Seit fünf Jahren arbeite ich schon in Gotha und bin dankbar für die Chance, die ich bekam. Mein Glück sind die aufgeschlossenen Kolleg*innen, die bereit sind, mit mir zusammen zu arbeiten. Besonders meine Klasse (jetzt 9.) und meine Klassenlehrerin Ute Wittig sind mit mir durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle voneinander gelernt haben und lernen werden. Ich hatte großes Glück und wünsche das auch Anderen.