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Auszüge aus unserer Medienkonferenz vom 21. Juli

Die kritische Personalsituation an den Schulen spitzt sich weiter zu

Wir müssen leider auch für das kommende Schuljahr davon ausgehen, dass nicht alle unbefristeten und befristeten Stellen besetzt werden können und der Anteil der Seiteneinsteiger:innen weiter steigt, um ansatzweise den Unterricht abzudecken.

Der Fachunterricht an Regel- und Gemeinschaftsschulen muss zunehmend durch Abordnungen von Gymnasien abgesichert werden. Dies führt unter Umständen dann zu Kürzungen an den Gymnasien. An den Grundschulen fehlen zunehmend Schulleitungen und flächendeckend Klassenleitungen. Das bedeutet, dass entweder Lehrkräfte zwei Klassen leiten oder Klassen zusammengelegt werden müssen, was angesichts der pädagogischen Arbeit und individuellen Förderung besonders in den Schuleingangsphasen zu einem schlechteren Lernklima führen dürfte. Trotz der Hebung der Beschäftigungsumfänge für die Horterzieher:innen auf 80 % einer 40-Stunden-Woche hat sich die Bewerberlage nicht verbessert. Somit kann eine qualitativ hohe Hortbetreuung gemäß des Bedarfs und der Vorgaben aus der Verwaltungsvorschrift nicht mehr überall abgesichert werden. Es ist dringend notwendig, die Kapazitäten der Qualifizierungslehrgänge für nicht ausgebildete Erzieher:innen zu erhöhen, damit der Grundschulhort nicht zur Verwahranstalt verkommt, sondern die Wege zur Ganztagsschule weiter entwickelt werden können.

Die Unterrichtsabdeckung in den Förderschulen wird zunehmend schlechter. Unbesetzte Stellen führen zur Deckelung im Personaleinsatz, immer häufiger wird die Doppelbesetzung im Unterricht und bei den Fördermaßnahmen gestrichen, obwohl sie gerade da dringend notwendig ist. Auch der Gemeinsame Unterricht kann wegen der schlechten Personaldecke an den Förderzentren nur eingeschränkt abgesichert werden.

„Schönreden reicht nicht mehr, wir steuern eigentlich auf einen Bildungskollaps zu“, so ein GEW-Kollege.

Welche Konsequenzen hat die sich verschärfende Personalsituation?

Wenn die zwingend notwendigen Einstellungen bis zum Beginn des Schuljahres nicht gelungen sind, kann der Unterricht zwar weiterhin abgesichert werden, aber nur unter diesen Bedingungen:

  • Kürzung der Rahmenstundentafeln in den naturwissenschaftlichen und teilweise auch der Sprachenfächern
  • Konzentration auf Abschlussklassen
  • massive Kürzungen (50% oder mehr) der den Schulen zustehenden DaZ-Stunden
  • epochal erteilter Fachunterricht
  • Klassenzusammenlegungen (unter Missachtung des geltenden Klassenteilers) oder Aufhebung von Gruppenteilern
  • verstärkter Einsatz von Erzieher:innen am Schulvormittag, die dann am Nachmittag aber fehlen

Forderungen der GEW Thüringen

  1. Was wir dringend benötigen sind praktikable Strategien durch das TMBJS zum Umgang mit dem Personalmangel. Hierfür müssen die neuen Zulagen zur Personalgewinnung aus dem Besoldungsgesetz zielgerichtet und aktiv durch die Schulämter genutzt werden. Zulagen gibt es u.a. für den Einsatz in bestimmten Regionen, Mangelfächern und Schularten. Allerdings müssen noch die entsprechenden Rechtsvorschriften erarbeitet werden. Die Zeit drängt.
  2. Hinsichtlich der besseren Ausstattung in den Mangelfächern bedarf es dringend einer am Bedarf orientierten Studienberatung und eine bessere Lenkung, damit fachgerecht ausgebildet wird. Die Ausbildungskapazitäten im Bereich der Förderpädagogik müssen dringend erweitert werden.
  3. Seiteneinsteiger:innen müssen vor dem Start in der Schule einen pädagogisch-didaktischen Intensivkurs belegen und nicht länger von der ersten Stunde an allein unterrichten und vielleicht noch die Klassenleitung übernehmen.
  4. Insgesamt wünschen sich die Schulen mehr Eigenverantwortlichkeit und mehr Vertrauen durch Bildungsministerium und Schulämter.
  5. Die Forderung, Verwaltungsfachkräfte an jeder Schule zu beschäftigen, muss jetzt umgesetzt werden. Zumindest sind Schulleiter:innen und Beschäftigte zeitweise von Verwaltungs- aufgaben zu entlasten.
  6. Der Beschäftigungsumfang von Horterzieher:innen ist auf 100 % anzuheben, um die Attraktivität der Arbeit im Hort weiter zu erhöhen.

Zum Schluss nochmal Corona

  1. Was den Start in das neue Schuljahr anging, so war unsere Forderung ganz klar: In den ersten beiden Schulwochen hätte eine Masken- und Testpflicht für alle gelten müssen.
  2. Überall dort, wo bislang und auch weiterhin keine ausreichende Be- und Entlüftungsmöglichkeiten bestehen, sind mobile Luftfilteranlagen zur Verfügung zu stellen. Die Gelder stehen bereit, sie müssen abgerufen werden.
  3. Die digitale Ausstattung von Lehrkräften und Schüler:innen muss weiter im Fokus stehen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrer:innen geschaffen werden.
  4. Schulen brauchen Planungssicherheit, insbesondere dann, wenn von ihnen Flexibilität erwartet wird. Das bedeutet eine intensive Kommunikation, vorausschauendes Handeln in einer möglicherweise erneuten pandemischen Lage sowie Vertrauen in die Handlungsfähigkeit von Schulleitungen und Pädagog:innen.