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Gastbeitrag der FDP Thüringen

Bildungspolitische Ziele der FDP

Weltbeste Bildung für alle durch Selbstverantwortung, Kooperation und Modernisierung

Für uns Freie Demokraten ist Bildung die Grundlage, um sich in einer zunehmend mobilen, multikulturellen und digitalen Gesellschaft zurechtfinden und die individuellen Chancen für das eigene Leben und die demokratischen Teilhabemöglichkeiten nutzen zu können. Jeder Mensch ist einzigartig und soll in einem zukunftsfähigen Bildungssystem in seinen Stärken gefördert aber auch gefordert werden. Doch gute Bildungspolitik geht über den fünfjährigen Zeithorizont politischer Legislaturen hinaus. Deswegen wollen wir mit unserem Konzept der „selbstverantwortlichen Schule“ die Verantwortung wieder in die Hände der Bildungsexpert*innen vor Ort legen und das ständige Hin und Her strukturpolitischer Debatten in der Politik beenden. Diese haben allzu oft lediglich zu Verunsicherungen aller Akteure geführt.

Wir vertrauen auf die Kompetenz der Bildungsakteure vor Ort und wollen für mehr Eigenverantwortung und Spielraum bei finanziellen, personellen und inhaltlichen Entscheidungen in den Schulen sorgen. Wir wollen, dass Schule ihr Budget eigenständig verwalten und Entscheidungen über Personal und inhaltliche Ausrichtung selbständig treffen kann. Davon versprechen wir uns bessere, auf die Bedürfnisse vor Ort angepasste Bildungsarbeit und attraktivere Arbeitsbedingungen für unsere Lehrerinnen und Lehrer. Damit das Konzept der selbstverantwortlichen Schule nicht auf Kosten der Pädagoginnen und Pädagogen geht, erweitern wir die Schulleitung um eine kaufmännische Leitung. Zuerst lösen wir aber die akuten Probleme im Bildungsbereich mit Investitionen in moderne Ausstattung, Köpfe und Gebäudesubstanz.

In der frühkindlichen Bildung setzen wir uns für einen zeitgemäßen und bedarfsorientierten Ausbau von Kindertages- und Bildungseinrichtungen ein. Ziel muss es sein, dass alle Kinder ihrem Bedarf und dem Elternwunsch entsprechend frühzeitig eine Kindertageseinrichtung besuchen können. Dazu gehört auch, dem wachsenden Mangel an qualifizierten Fachkräften durch eine Reform der Ausbildung zu begegnen. Wir wollen die bisherige 5-jährige schulische schulgeldpflichtige Erzieher*innenausbildung durch eine duale Ausbildung mit entsprechender Ausbildungsvergütung ersetzen und somit einen Anreiz für die Ergreifung des Erzieher*innenberufs setzen.

Um in den Schulen Lehrermangel und Unterrichtsausfall zu bekämpfen, wollen wir Abschlüsse aus anderen Bundesländern anerkennen, mehr Ausbildungsplätze für Lehramtsanwärter*innen bereitstellen sowie für eine bessere Abstimmung zwischen Universität und Referendariat gerade hinsichtlich der utopischen Wartezeiten sorgen. Zur Modernisierung gehört auch, dass Schülerinnen und Schüler den Umgang mit digitalen Hilfsmitteln und Daten sowie die Entwicklung digitaler Prozesse erlernen. Für die notwendige Ausstattung wollen wir sorgen und gleichermaßen Lern- und Entwicklungsprojekte mit IT-Dienstleistern vor Ort ermöglichen.

Die berufliche Bildung gibt jungen Menschen das Rüstzeug für ihre persönliche Entwicklung und ist von zentraler Bedeutung für die Beschäftigungs- und Sozialpolitik. Um den Schülerinnen und Schülern frühzeitig berufliche Perspektiven zu eröffnen, setzen wir uns für eine flächendeckende Einführung eines Faches für den Wirtschaftsunterricht an allen weiterführenden Schulen ein. Zudem wollen wir eine umfassende Berufsorientierung in allen Schulformen durch eine stärkere praxisnahe Vernetzung mit Wirtschaft, Handwerk und Industrie („Schule trifft Wirtschaft“) ermöglichen. Die Attraktivität und Wertschätzung der beruflichen Bildung wollen wir stärken und die Verantwortung für die berufliche Bildung an das Wirtschaftsministerium übertragen. Wir wollen den Ausbau des dualen Systems der Berufsausbildung vorantreiben und für eine flächendeckende Akzeptanz des Azubi-Tickets und für Schulgeldfreiheit bei den Gesundheits-, Heil- und Therapieberufen sorgen. Wir wollen die gesellschaftliche Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung herstellen und setzen uns für eine Meisterprämie für alle Absolventen ein.

Den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Entwicklung von Innovationen in Thüringen wollen wir fördern. Dafür benötigen wir zukunftsfähige, freie und eigenverantwortliche Hochschulen mit unbürokratischen und verantwortungsvollen Entscheidungsprozessen. Um den akademischen Mittelbau unterhalb der Professuren zu stärken, müssen Regeln geschaffen werden, die den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen an den Hochschulen Planungssicherheit und flexible Arbeitszeiten zugestehen. Wir wollen die Befristung von Arbeitsverträgen bei Postdoktoranden auf eine Vertragsdauer von mindestens 3 Jahren festlegen, die „Zwölf-Jahres-Regel“ abschaffen und das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) überarbeiten.

Liberale Bildungspolitik baut auf die Kompetenz und Eigenverantwortung der Bildungsakteure vor Ort und schafft so individuelle Zukunftschancen für alle.