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Vorstellung Pädagogischer Konzepte II

Montessori-Pädagogik in der elementaren Bildung

Historischer Hintergrund

Im frühen 20. Jahrhundert erlebte die „Pädagogik vom Kinde aus“, entwickelt von der italienischen Ärztin und Reformpädagogin Maria Montessori (1870–1952), ihren Aufschwung. Montessori kritisierte die traditionellen Erziehungsmethoden, welche die individuellen Entwicklungsbedürfnisse und die gesellschaftliche Rolle des Kindes vernachlässigten. Mit der Eröffnung des ersten „Casa dei Bambini“ 1907 in Rom gewann ihre Pädagogik an Popularität.

Durch bemerkenswerte sozial-emotionale und kognitiven Fortschritte der Kinder, insbesondere im frühen Lesen und Schreiben (vgl. Kramer: Leben und Werk einer großen Frau), überzeugte Montessoris Methodik in der frühkindlichen Bildung und Erziehung. Bis heute erfährt die Montessori-Pädagogik in über 15.000 Einrichtungen in 154 Ländern ihre praktische Umsetzung (vgl. Derbs et al.: Global Diffusion of Montessori Schools: A Report From the 2022 Global Montessori Census).

Pädagogische Leitlinien

Der Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“ (nach Kramer: Maria Montessori. Biographie, S. 427) verkörpert die Pädagogik, in der Kinder ab Geburt als aktive Gestaltende ihres Entwicklungsprozesses angesehen werden. In der „Vorbereiteten Umgebung“ mit Montessori-Materialien entscheiden Kinder selbst, gemäß dem Prinzip der „freien Wahl“ (vgl. Montessori: Das kreative Kind. Der absorbierende Geist), über die Tätigkeit, die Dauer, den Ort sowie der Kooperationsform.

Gelangen Kinder über eine Beschäftigung in einen tiefen und versunkenen Zustand, bezeichnet Montessori diesen als „Polarisation der Aufmerksamkeit“ (vgl. Montessori: Schule des Kindes. Montessori-Erziehung in der Grundschule), ähnlich einem Flow-Erlebnis. Resultierend daraus entfalten sie mit Lernfreude ihre Potenziale. Erfahren Kinder Verantwortung, Selbstwirksamkeit und Mündigkeit, kann dies zu einer friedlicheren und gerechteren Welt beitragen. Folglich sieht Montessori in den Kindern die Baumeister der Zukunft, die die Gesellschaft aktiv mitgestalten.

Praktische Umsetzung in unserer Einrichtung

In der Freiarbeit, die den Alltag unseres Kinderhauses prägt, vertiefen Kinder (2-6/7 Jahre) ihre basalen Lernerfahrungen durch den Gebrauch von „Sinnesmaterialien“, wie den „Einsatzzylindern“.

Auch das Arbeiten mit „Sandpapierbuchstaben“ oder das Rechnen mit dem „Goldenen Perlenmaterial“ erfreut sich bereits bei Dreijährigen großer Beliebtheit. Mit Freude erweitern Kinder ihre Selbstständigkeit und sozialen Fähigkeiten durch „Übungen des praktischen Lebens“, z.B. decken sie gemeinsam den Tisch oder helfen sich beim Anziehen. Dabei verzichten sie bewusst auf die Hilfe der Erwachsenen.

Um selbstständige Prozesse zu verstärken, werden passiv-beobachtende Montessori-Pädagog:innen aktiv, wenn Hilfe benötigt wird. In unserem Kinderhaus fördert die Montessori-Methode nachhaltig Inklusion und Vielfalt, indem Kinder ihren Entwicklungsrhythmus folgend, in altersgemischten und heterogenen Gruppen leben und wachsen dürfen.

Kontakt
Sandra Titt
Kindheitspädagogin B.A. und staatl. anerkannte Heilerziehungspflegerin