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Leserbrief

zu unserer Pressemitteilung „Bilanz des Schuljahres 2023/2024: Die GEW Thüringen ist nicht zufrieden“ von Steffen Potratz, GEW Suhl:

Symbolbild - Quelle: Canva Pro

In der Pressemitteilung vom 17.06.2024 wird unter anderem darüber geschrieben, dass es keinen Zugriff auf unbesetzte Stellen trotz Bewerberinnen gibt. Darüber sind wir in der GEW Suhl auch informiert. Allerdings haben wir hier eine komplett andere Ansicht im Vergleich zu der in der Pressemitteilung geäußerten.

Würden nämlich, wie in der Pressemitteilung gefordert, die in einigen Schulämtern (und das sind immer die Schulämter an der Peripherie) nicht besetzten Stellen an die Schulämter abgegeben, die noch Bewerberinnen aber keine Stellen mehr haben, dann sähe es für zum Beispiel unser Südthüringen noch schlechter aus als bisher.

An der Peripherie außerhalb der Universitätsstädte bewerben sich nämlich viele nur als Zweit- oder Drittwunsch. Sie wollen, wie viele Studenten, immer gern in der Nähe ihrer Netzwerke bleiben, bevor sie in Orte wie z. B Mühlhausen, Heldburg oder Saalfeld arbeiten gehen. Viele dieser Bewerber stellen schon im ersten oder spätestens im zweiten Dienstjahr an so einer Peripherieschule ihren Versetzungsantrag zurück in die zentralen Orte Erfurt, Jena oder Weimar. Wenn diese Schulämter Mitte oder Ost jetzt auch noch die Stellen der anderen Schulämter bekämen, die diese nicht besetzen können, würden bei uns noch weniger Menschen ankommen, weil diese dann nämlich ihren Zweit- oder Drittwunsch gar nicht wahrnehmen müssen, um z. B. in eine Verbeamtungsstelle zu kommen. Dieser Wunsch von unserer Vorsitzenden Katrin Vitzthum wäre also eine Katastrophe zum Beispiel für Südthüringen.

Leute, die deswegen z. B. nach Bayern gehen würden, um eine Verbeamtung ohne Befristung zu erhalten, könnten genauso nach Greiz, Suhl, Eisenach oder Bad Frankenhausen gehen. Dort sind die Stellen ebenfalls da. Diese Begründung in der Pressemitteilung ist also Quatsch.

Eine bessere mögliche Lösung aus unserer Sicht wäre eine effektive Lenkung der Studienfächer für ein Lehramtsstudium, so dass viel mehr die Fächer studiert werden, die auch wirklich gebraucht werden. So könnte z. B. ein aufgenommenes Studium für die dringend benötigten Naturwissenschaften für Deutsch oder Mathematik mit einem Stipendium schmackhafter gemacht werden. Die Bewerbung in einem Schulamt an einer Schule mit hohem Bedarf könnte man unter anderem mit einem schnelleren Aufstieg in den Erfahrungsstufen oder einer Unterstützung bei der Bezahlung der Miete oder anderen Anfangskosten bei der Aufnahme des Lehrerberufes schmackhaft machen. Die Idee aus der Pressemitteilung ist jedenfalls kontraproduktiv und nutzt nur den großen Zentren, in denen die Lehramtsstudenten sowieso gerne bleiben wollen.

Kontakt
Steffen Potratz
Lehrer an der Staatlichen Gemeinschaftsschule "Jenaplan-Schule" in Suhl
Symbolbild - Quelle: Canva Pro