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Sehenswerter Film (nicht nur) für Lehrer*innen

„La Gloire de mon Père“

Der Film bietet Einblicke Kindheit des französischen Schriftstellers und Regisseurs Marcel Pagnol (1895 – 1974), der in der Provence aufgewachsen ist und 1946 in die Akadémie Française berufen wurde.

Szene aus „La Gloire de mon Père“

Der heranwachsende Marcel ist voller Bewunderung für seine Eltern, seinen gebildeten und prinzipientreuen Vater Joseph und seine warmherzige Mutter Augustine. Joseph Pagnol ist Grundschullehrer in Marseille, die Ferien und viele Wochenenden verbringt die Familie in einem Sommerhaus in La Treille, einem provençalischen Dorf am Garlaban-Massiv.

Als Lehrer verkörpert Vater Joseph den Laizismus der Dritten Französischen Republik, der 1905 den Höhepunkt im Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat fand, nach dem bis heute Religionsunterricht und das Tragen religiöser Symbole in staatlichen Schulen verboten sind. Ein Lehrer ist Beamter und kann nicht Diener zweier Herren sein. So ist es für Joseph Pagnol selbstverständlich, keine Kirche zu betreten und er legt Wert darauf, dass seine Familie sich insbesondere nicht zu Ostern oder Weihnachten in der Kirche sehen lässt – das könnte seinen Ruf als Lehrer nachhaltig schädigen. Diese Prinzipien geraten durcheinander, nachdem Schwägerin Rose sich in den lebenslustigen Jules verliebt hat, ihn in die Familie einführt und heiratet. Jules ist zwar auch Beamter, er hat aber keine Probleme damit, praktizierender Christ zu sein und an Sonntagen sowie hohen Festtagen zur Messe zu gehen.

Marcel Pagnol erzählt uns seine Familiengeschichte aus Sicht eines Kindes. Einmal erstarrt er vor Schock, als die Familie vor dem Bäckerladen dem Pfarrer begegnet:

„Es war das erste Mal, dass ich meinen Vater im Angesicht des arglistigen Feindes gesehen habe.“

Zu allem Überfluss bietet der Pfarrer der Familie an, Tomaten aus seinem Garten zu ernten. Die Reaktion des Vaters ist ablehnend:

„Ich habe entschieden, dass wir dieses Jahr auf Tomaten verzichten werden“.

Und so durchzieht das Verhältnis von Staat(sdienern) und Religion zahlreiche Dialoge zwischen Vater Joseph und Onkel Jules. Immerhin lässt sich Joseph gegen Ende dazu verleiten, Jules für die freundliche Geste, die ganze Familie in seine Gebete einzuschließen, anerkennend zu danken.

Diese Verfilmung des ersten Teils von Marcel Pagnols autobiographischer Romantrilogie „Souvenirs d’enfance“ (deutscher Titel: „Eine Kindheit in der Provence“) ist ein Meisterwerk, das uns neben wunderbaren Landschaftsaufnahmen und einer gut zu folgenden Familiensaga einen Einblick in das Berufsethos französischer Lehrer*innen – nicht nur zu Beginn des letzten Jahrhunderts – gibt. Es findet seine Fortsetzung in „Le Château de ma Mère“, der Verfilmung des zweiten Teils der Trilogie, der schließlich damit endet, dass Marcel Pagnol als erfolgreicher Filmregisseur ein Schloss ganz in der Nähe des Garlaban-Massivs für Filmaufnahmen erwirbt, wo er seinen glücklichsten Kindheitsmomente verbracht hat.

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Thomas Hoffmann
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