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Inklusion ist Teamarbeit - Das Projekt „Lernen und Lehren im Team“ der Kindersprachbrücke Jena e.V.

Wie kann Inklusion im Klassenzimmer gelingen? Einen Ansatz verfolgt seit 2010 der Verein Kindersprachbrü­cke Jena e.V. mit dem Modellprojekt „Teamteaching“. Das Besondere ist die zeitgleiche Zusammenarbeit von Lehrer*in und Sozialpädagog*in in einer Schulklasse, um soziale Benachteiligungen auszugleichen und individu­elle Beeinträchtigungen zu überwinden. Das bedeutet die Vernetzung von Jugendhilfe und Schule in der Praxis. Das Projekt wird von der Stadt Jena finanziert.

Interaktiven Wanderung mit vielfältigen Team bildenden Aufgaben – dafür erhielt die Klasse gleich 2 Jahre in Folge den Deutschen Schulwanderpreis.

Derzeit ist das Teamteaching in vier Jenaer Schulklassen verankert. In der Saaletal Grundschule arbeiten Uta Paulus und Franziska Stämm bereits seit zwei Jahren als erfolgreiches Tan­dem zusammen. Der Bedarf in der Klasse im Zwei-Pädagog*innensystem zu arbeiten, ist aufgrund mehrerer Kinder mit ausgeprägten Schwächen in der emotional-sozialen Entwick­lung, mit Lernschwierigkeiten sowie Schüler*innen mit Migrations- und Fluchthintergrund gegeben. Team­teaching bringt pädagogische und didaktische Chancen mit sich, den Förderbedarfen gerecht zu werden und günstige Lernumgebungen zu schaffen. „Wenn zwei Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen zusam­menarbeiten, können kreative Inhalte und Methoden differenziert umgesetzt werden“, so betont die Lehrerin immer wieder die große Entlastung im Schulalltag. Ob die Unterstützung im Regelunterricht durch Hilfestellun­gen oder Übernahme von Unterrichtseinheiten – ein Perspektivwech­sel ist besonders für die Lehrer*innen zur eigenen Reflexion hilfreich. 

  • Kooperative Unterrichtsgestaltung im Schulalltag

Die Arbeit im Zwei-Pädagog*innen-System ermöglicht es, den Unter­richt bedarfsorientiert, methodisch abwechslungsreicher und inter­aktiver zu gestalten. Es ist leichter, Frontalunterricht zu öffnen, Grup­pen- und Partnerarbeit enger zu betreuen oder die Klasse zu teilen. Dafür ist der kontinuierliche Austausch beider Fachkräfte unabding­bar, um Wissen und Verantwortung im Prozess des gemeinsamen Lehrens und Lernens miteinander zu teilen. Die Pädagog*innen berichten über die tägliche Herausforderung, Kindern mit sozialen und emotionalen Schwierigkeiten, die häufig die unterrichtlichen Abläufe stören, pädagogisch zu begegnen. Zudem werden Maßnah­men des Classroom Managements genutzt. 

  • „Der Sozialpädagogische Blick“ 

In den Jenaer Teamteaching-Klassen werden Unterrichtseinheiten zum sozialen Lernen im Regelstundenplan integriert oder besondere Projekte gemeinsam umgesetzt. Dies ist besonders in Klassen, in denen gehäuft Familien mit Multiproblemlagen sind, wichtig. „Auf­grund der gestiegenen Anforderungen an Lehrer*innen, fehlt ihnen oft die Zeit, sich Kindern und deren Problemlagen intensiv zu widmen“, meint Franziska Stämm. „Durch meine jahrelange Begleitung als Sozi­alpädagogin in der Klasse erkenne ich gleich, wenn Schüler*innen Probleme haben und kann sofort reagieren. Die individuellen Zuwen­dungen werden regelrecht eingefordert. Ich bin Vertrauensperson und Seelsorgerin, kann auch Rück­zugsmöglichkeiten arrangieren oder ´Auszeiten´ geben. Der enge Kontakt mit den Kindern und dem Elternhaus hat schon so manches Problem gelöst oder Stein ins Rollen gebracht.“ Das Sozialpädagogen-Team der Kinder­sprachbrücke arbeitet eng mit dem Jugendamt zusammen oder vermit­telt zu Beratungsstellen. 

  • Eine Empfehlung für das inklusive Schulgesetz in Thüringen

Gerade im Hinblick auf die aktuellen Diskussionen über eine gelingende Inklusion, vor allem im Zusammen­hang mit der Erstellung des inklusi­ven Schulgesetzes in Thüringen, muss ein „Mehr-Pädagog*innen-Prinzip“ in einer Klasse mit besonders hohem Förderbedarf installiert werden. Mul­tiprofessionalität, sowie die enge Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule ist schier unausweichlich. Nur so kann wirklich auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen eingegangen werden. In der Arbeit im Teamteaching konnten wir in den vergangenen Jahren wertvolle Erfah­rungen sammeln, die für eine gelingende Zusammenarbeit notwendig sind. 

Jennifer Rohs
Teamleitung Teamteaching
E-Mail: rohs(at)kindersprachbruecke(dot)de

 

Ausgesprochen vielfältig!Weiterbildungs- und Beratungsangebote der Kindersprachbrü­cke Jena e. V.
Mit der gestiegenen Zuwanderung nach Deutschland sind auch Thüringer Bildungseinrichtungen in einem stärkeren Maße gefordert, Kinder mit Migrationserfahrungen aufzunehmen. Ob in Schulen, Kitas oder Jugendhilfe - pädagogische Fachkräfte sind gefragt, soziale, kulturelle und sprachliche Vielfalt von Kin­dern und Jugendlichen zu fördern. Unser erfahrenes Team bildet bereits seit 2013 Pädagog*innen in ganz Thüringen zur interkul­turellen Öffnung und zu Deutsch als Zweitsprache weiter. Im Rahmen von Inhouse-Schulungen oder durch gezielte Beratung und Begleitung unterstützen wir Sie.
Nähere Informationen erhalten Sie hier:

Internet: www.kindersprachbruecke.de/vielfalt

E-Mail: vielfalt(at)kindersprachbruecke(dot)de 
Telefon: 03641/ 420269, Frauke Peisker,