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Eure Arbeitsbedingungen im Bereich ...

Grundschule

In der gedruckten Ausgabe konnte nur eine Auswahl Eurer Schilderungen platziert werden, im Folgenden seht Ihr jedoch alle, die uns im Bereich Grundschule erreicht haben.

Symbolbild - Quelle: Canva Pro

Ich arbeite noch immer voller Leidenschaft als Grundschullehrerin an einer Grundschule. Es ist noch immer mein Traumberuf. 

An meiner Schule gefällt mir das Team, wir helfen und unterstützen uns gegenseitig. Die Arbeit mit den Kindern, die mir viel Dankbarkeit und Liebe zurückgeben, sind der Antrieb täglich die gewaltigen Herausforderungen zu meistern. Lobenswert sind auch seit kurzer Zeit bauliche Neuerungen (Digitalisierung, Rollos etc., aber Malerarbeiten sind dringend notwendig).

Was gefällt mir gar nicht?

  1. Immense Bürokratie: (Die Grundschulzeugnisse Klasse 1 und 2 und für die vielen Notenaussetzer an unserer Schule sind der reine Wahnsinn! Drei Wochen Tag und Nacht nur Zeugnisse, Essen und Schlafen. Familie wird ausgelagert.) Ich wünsche mir tabellenartige Textbausteine zur Auswahl und nicht ständig andere Vorgaben, was man darf und was nicht. Der Papierkram rund ums ganze Schuljahr muss deutlich reduziert werden.
  2. Die Kaufbeträge für die Schülerarbeitshefte der Eltern sind viel zu gering. Der Betrag wurde seit Jahren nicht angepasst und es reicht nicht einmal für das Notwendigste. Jeder Lehrer sollte außerdem eine kostenlose Kopierpauschale für die Klasse bekommen.
  3. In meiner Schule kann man inzwischen die deutschen Kinder mit der Lupe suchen. Die Elternarbeit ist extrem erschwert, anstrengend und zeitaufwendig. Außerdem haben wir viele Kinder mit geringem Bildungsniveau. Dafür sind die Klassen viel zu groß. Das Leistungsniveau ist nur unter immenser leidenschaftlicher Arbeit und Liebe zum Kind im Mittelmaß haltbar. Das macht mich soooo unzufrieden! (Mir liegen vor allem die starken Kinder am Herzen.) Es zerreißt uns und macht uns krank. Wir wollen niemanden, weil alle am Limit sind, im Krankheitsfall unsere Aufgaben aufdrücken. Jeder versucht möglichst nicht zu fehlen, kommt zu früh zurück und wird Stück für Stück ernsthaft kränker bzw. anfälliger. Auch wurden wir niemals auf die neuen gesellschaftlichen Bedingungen vorbereitet. Die neuen Familien waren einfach da. Es gefällt mir auch nicht, dass wir aufgefordert wurden, uns mit unserer eigenen Kultur zurückzuhalten. Es fehlen Räume, um ungestört Elterngespräche führen zu können, die bei uns häufiger stattfinden müssen.
  4. Wir sind gezwungen ganz viel privates Geld in den Unterricht einzubringen, weil unsere Kinder mit den wenigen handlungsorientierten Materialien sonst über Tische und Bänke gehen würden. Im Prinzip bliebe mit den Materialien, die vorhanden sind, im Wesentlichen (abgesehen von den jetzt vorhandenen Schülerlaptops) uns nur ein Buch-Heft-Tafel-Unterricht. Das ist völlig unzeitgemäß, berücksichtigt nicht die Unterschiedlichkeit unserer Kinder und würde die vorhandenen Probleme unserer Kinder noch deutlich verstärken. (Wenn ich z.B.aus dem Sportraum alles ausräumen würde, was ich bezahlt oder besorgt habe, wäre kaum noch etwas da.) Es gibt von der Schule kein Verbrauchsmaterial für den normalen Unterricht (Damit würde viel handlungsorientiertes Lernen entfallen, wenn wir es nicht aus der eigenen Tasche bezahlen würden.), höchstens etwas Holz für Werken.
  5. Unser Außengelände im Sport ist wegen Unfallgefahr teilweise gesperrt und nicht nutzbar. Ständig ist die Turnhalle durch Prüfungen etc. gesperrt. Es gibt planmäßige Sportstunden ohne Turnhallennutzung. Unser Schulhof lädt zu wenig zur Bewegung ein. Die Vorschriften und fehlende finanzielle Mittel schränken unsere Eigeninitiativen ein. Wir werden ständig ausgebremst, wenn wir es selbst in die Hand nehmen wollen.
  6. Es wird sich immer nur an den schwachen Schülern orientiert. Wenn wir als Lehrer, nicht gegensteuern würden, würden unsere klugen Kinder völlig zu kurz kommen. Das geht aber alles über unsere Kraft und gegen unsere privaten finanziellen Mittel. Da muss staatlich endlich etwas passieren! (Ich habe als Kind immer gelitten, stets als Klassenbeste, die anderen hinter mir herziehen zu müssen. Niemals werde ich mich diesem Diktat der Förderschullehrer, meine Kraft zu 100 Prozent für die Schwachen einzusetzen, beugen!)
  7. Die fehlende Wertschätzung unserer Arbeit von oben, nehme ich persönlich auch sehr übel. Da bin ich eine von sehr vielen Kollegen. Als ich z.B. 25 Jahre im Dienst war, erhielt ich viele Wochen später, eine lappige Papierurkunde (normales Papier)ohne Hülle, die bekam ich nicht einmal heil bis nach Hause. Die kleine Prämie hat die Steuer fast aufgefressen und wurde überall angerechnet. Die Medien sind auch lehrerfeindlich. 60 Arbeitsstunden pro Woche sind der völlig normale Durchschnitt bei mir und sehr vielen anderen Kollegen.
  8. Was uns alle Kollegen furchtbar ärgert, ist die ungerechte Beurteilung. Sie ist am Durchschnitt orientiert und entspricht nicht dem, was wir wirklich leisten incl. der vielen Überstunden und finanziellen privaten Zuschüssen in den eigenen Unterricht für unsere Kinder. Sie ist demütigend und ungerecht! (Weil wir in der Abhängigkeit zur Schulleitung sind und die Beurteilung eigentlich für nichts zählt, schlucken wir die Wut darüber runter. Ein gutes Arbeitsklima ist für uns existentiell wichtig.) Die ungerechte Beurteilung entsteht nur dadurch, weil unsere Stellvertreterin das Haar in der Suppe suchen muss, weil sie so strenge Auflagen hat und uns nicht so gut bewerten darf. Wenn wir so arbeiten würden, wie wir materielle und soziale Bedingungen haben, wäre das System Schule hier schon lange zusammengebrochen! Das macht uns furchtbar wütend, aber es desillusioniert auch und bremst zumindest zeitweise unsere Bereitschaft, sich so für unsere Kinder einzusetzen und auch aufzuopfern. Wir sind ständig hin- und hergerissen, alles aus Liebe und Leidenschaft zu tun und trotzdem mehr oder weniger dafür einen A-Tritt von oben zu bekommen. Immer wieder fragen wir uns: "Wofür machen wir das eigentlich? Wofür opfern wir so viel Kraft und Leidenschaft?" Nur der Blick in die Augen der Kinder und deren echte Zuneigung sind unser Lohn. Es tut gut, ist aber eindeutig zu wenig! Alles wird als selbstverständlich genommen. Das ist es aber nicht!
  9. Mich persönlich ärgert es noch immer sehr, dass kann ich nicht einfach so vergessen, dass neue Kollegen, die den neuen Studienabschluss hatten, eher die Gehaltserhöhung A11 und A12 bekamen, als ich. Ich habe auch Abitur und hatte bereits zu diesem Zeitpunkt über 20 bzw.25 Jahre Berufserfahrung. Das war der neuste Studienabschluss 1990, also auch schon Nachwende angepasst. Das war eine Ungerechtigkeit und sehr demütigend.
  10. Persönlich finde ich es auch absolut nervig, ständig irgendwelche Leute (Horterzieher, Schulbegleiter, Praktikanten, Förderschullehrerin...) in meinem Raum herumsitzen bzw. herumlaufen zu haben. Nicht alle sind wirklich nützlich. In der letzten Sportstunde waren es 4 Zuschauer für zwei Klassen. Da werden Steuergelder nicht sinnvoll eingesetzt. Ich bin immer alleine klargekommen und mag es nicht, wenn mir ständig jemand dazwischen quatscht und Unruhe schafft. Aus meiner Sicht würde oft ein zusätzlicher, fachlich gut betreuter Unterrichtsraum für Unruhegeister sowie kleinere Klassen, für die der Lehrer mehr Zeit und Kraft hat, reichen!
  11. Es gefällt mir auch nicht, dass unsere Seiteneinsteigerin solche Pillepalle-Aufgaben (immer nur 1-2 Kinder, DAZ) ohne größere Verpflichtung bekommt und dann aber herumposaunt, wie leicht unser Beruf ist.
  12. Im Hort habe ich seit Jahren das Gefühl/die Beobachtung, dass bildungsmäßig beim Personal stark rückläufige Tendenzen sind (Oft muss man ihnen die einfachsten Sachen erklären.). Der Hort muss meiner Meinung nach auch einen Bildungsauftrag leisten. Auch Kindergärten sollten dies in größerem Umfang tun (Ich habe da leider gerade schlechte Erfahrungen, als Oma gemacht.)
  13. Für ältere Kollegen wünsche ich mir (auf Wunsch) eine Befreiung von der Klassenleiterfunktion und Abminderungsstunden. Wir sind mit unseren Erfahrungen im Unterricht viel wertvoller, als dass wir uns mit den neuen bürokratischen Sachen quälen müssen. Dafür benötigen wir mehr Zeit, als die Jungen. Es verstärkt den Frust auf die Arbeit, weil das Drumherum uns sehr viel Kraft und Freude nimmt (Das eigentliche Unterrichten lieben wir aber!). Das ist, was sich keiner mehr antun möchte und dann schneller Rentenangebote nutzt. Klassenlehrer sollten generell dafür 1-2 Abminderungsstunden bekommen.

Mir fehlt es an Wertschätzung durch Kollegen, den Arbeitgeber. Die Schulleitung arbeitet wie immer diktatorisch: Ich hatte Noten auf Druck zu ändern. Eltern mischen sich teilweise sehr fordernd ein. Der Personalrat und Beratungslehrer haben zwar die beiden Abminderungsstunden, schauen aber weg.

Zufrieden? 

Morgen ist Zeugnisausgabe und meine Schüler grüßen meistens.

Meine Forderungen: 

Dass ich überhaupt noch im Dienst sein darf, habe ich meinem DDR-Arbeitsvertrag und meiner Schwerbehinderung zu verdanken. Ich habe lange auch über die GEW auf Mobbing aufmerksam gemacht, aber erfolglos. Eine Absage auch von Journalisten kürzlich, die für die GEW mitunter schreiben. Schade. Thüringer Landesregierung sollte im Bundestag nachfragen, weshalb Deutschland nach 2020 die Forderung nach einem Gesetz zum Schutz vor Mobbing nicht fortgesetzt hat.
 

Mit meinen Arbeitsbedingungen bin ich im Großen und Ganzen zufrieden. Mein AG zahlt nach TVÖD, was schön ist, mich aber auch an den Träger bindet. Bei einem Wechsel würde ich von der S12/6 vermutlich auf eine S11/1 oder 2 fallen. Also bleibe ich, unabhängig von meinem Wunsch und meinen Fähigkeiten.

Von einer neuen Landesregierung würde ich mir wünschen, dass sie sich zur Schulsozialarbeit bekennt und eine echte Lobby dafür schafft. Es gibt eine große Besorgnis, dass z.B. eine regierende AFD, was uns allen hoffentlich erspart bleibt, die Schulsozialarbeit abschaffen möchte.

Aber auch in der Zusammenarbeit mit Lehrer:innen und Schulleiter:innen könnte eine Stärkung der Schulsozialarbeit und ein öffentlicher Diskurs helfen. Wir müssen sichtbarer werden.

Ich bin sehr unzufrieden, da man uns als angestellte Lehrer (für die Verbeamtung war ich vier Monate zu alt) bei den Höherstufungen in die Entgeltgruppen uns die Berufserfahrungsjahre nicht anerkannt hat. Das bedeutet, dass ich seit mehr als 10 Jahren im Staatsdienst Thüringens an einer Grundschule tätig bin und mich immer noch in der Berufserfahrungsstufe 3 - E 13 befinde.

2014 wurde ich in die E 11-Stufe 3 eingruppiert. Zum 1.8.2017 kamen alle (Lehrer) in die Entgeltgruppe A 12 (neue Verbeamtung startete bzw. E 12: hier musste ich als angestellter Lehrer wieder meine drei Berufserfahrungsjahre in Stufe 3 neu erarbeiten). Am 1.8.2021 kamen alle Lehrer in die A 13 bzw. E 13, die verbeamteten Lehrer durften ihre Berufserfahrungsjahre mitnehmen, die angestellten Lehrer mussten wieder in der Stufe 3 ihre Berufserfahrungsjahre neu erarbeiten. Wo ist hier eine Gleichbehandlung? Demotivation und die Spirale für Burnout sind hier durch die Ungleichbehandlung vorprogrammiert.

Nun gab am 13.6.2024 Herr Holter im MDR bekannt, aufgrund des Lehrermangels können Gymnasiallehrer in die Grundschule wechseln – unter Anrechnung der Berufserfahrungsjahre. Leider hat man mir die Jahre in einer Privatschule nicht angerechnet. Seit 2014 wieder im Staatsdienst und auch hier werden mir meine Berufserfahrungsjahre nicht angerechnet. Ungleichbehandlung ist das für mich. Ich fühle mich mit Fünf-Fach-Lehrqualifikation als Lehrer dritter Klasse.

Forderungen:

  • Gleichstellung der angestellten Lehrer und rückwirkend die Anerkennung der erarbeiteten Berufserfahrungsjahre im Staatsdienst.
  • Deutschtest für Neubürger, dass sie uns im Unterricht halbwegs folgen können.
  • Wochenstundenzahl in Klassen bei hohem Migrationshintergrund minimieren, da höherer organisatorischer Aufwand mit Neubürgern. Teilweise kommen am Morgen die Eltern und man muss im Handy lesen, was sie für ein dringendes Anliegen haben. Man hat kaum Zeit, um sich in Ruhe auf den Unterricht vorzubereiten. Die Eltern halten sich nicht an Sprechzeiten. Teilweise kommen die Kinder zu spät zum Unterricht, trotz Dolmetscher und Klassen- bzw. Schulregeln. Diese werden ignoriert. 
  • Schulhaus und Ausstattung bestens: städtische Schule
  • Keinen Schulleiter seit 1,5 Jahren, sondern nur Beauftragte von einer anderen GS (gibt sich große Mühe, aber auf Dauer nicht machbar)
  • Es fehlt ein ständiger Ansprechpartner für alle.

Wir fühlen uns dauergestresst. An unserer Schule, besonders im Hort, herrscht ein permanenter Krankenstand, trotzdem müssen regelmäßig Kollegen in die Abordnung. Deshalb wurde die Stundentafel gekürzt. Auch bereits in Vorschau auf das neue Schuljahr sind Abordnungen geplant. Da Kolleginnen (u. a. die Schulleiterin) die Schule verlassen werden und wir bisher über die Nachfolge nichts wissen, starten wir wieder einmal ins Ungewisse. Uns belastet der Schulalltag mit ukrainischen Kindern, die teilweise über keinerlei Schulbildung verfügen bzw. aus bildungsfernen Haushalten stammen. Die Finanzierung von Verbrauchsmaterialien sowie ein Materialpool wären wünschenswert. 

Wir erwarten von der Landesregierung eine deutliche Verbesserung der Personalsituation, eine Entlastung der Lehrer durch Verschlankung des bürokratischen Aufwands und eine Unterstützung z. B. durch geflüchtete, ukrainische Lehrkräfte in den Schulen. 

Viele Kolleginnen und Kollegen verlassen zum frühestmöglichen Zeitpunkt das Arbeitsleben und gehen in den Ruhestand, weil sie nicht mehr können. Hier muss ein Umdenken erfolgen und lukrative Angebote für Teilzeitarbeit gemacht werden. Wie kann man Lehrer über das Ruhestandsalter hinaus einbinden? 

Womit ich zufrieden bin:

  • gute Arbeitszeit
  • freundliche Kollegen 

Womit ich unzufrieden bin:

  • Vor- und Nachbereitungszeit (1h je Woche ist zu wenig)
  • keine 40h Woche möglich

Meine Forderung:

  • mehr Anerkennung für den Job

Meine Arbeitsbedingungen:

Ich bin zufrieden, dass ich ein kostenloses Mittagessen und Weihnachtsgeld bekomme. Auch die Ausstattung der Schule und die drei Karenztage sind toll. 

Unzufrieden bin ich leider mit ein paar Kollegen. Blicke können verletzten sein. Zudem mit dem wenigen Geld (im Vergleich zu staatlichen Lehrer die Beamte sind) für mehr Arbeit (28h jede Woche, länger Tage, Schluss 14:30 Uhr). 

Meine Forderungen: 

Entlastung! Mehr Geld allein macht nicht glücklich. Möglichkeiten, Teilzeit zu arbeiten, denn 2/3 reicht auch, um gesellschaftlichen Engagement nachzugehen – um Ausgleich zu finden und um sich besser auf den Unterricht vorzubereiten. 

Vielleicht wäre eine 4-Tage-Woche (hatte ich jetzt für ein halbes Jahr) eine super Möglichkeit. Ein Tag komplett für die Unterrichtsvorbereitung und Verwaltungsgeschichten.

Kontakt
Kristina Argus
Team Referatsleitung Allgemein- und berufsbildende Schulen
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 0
Kontakt
Thomas Pfeuffer
Team Referatsleitung Allgemein- und berufsbildende Schulen
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Kontakt
Marlis Bremisch
Referentin für Bildung und Gewerkschaftliche Bildungsarbeit
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 21
Symbolbild - Quelle: Canva Pro