Reaktionen auf den ZEIT-Artikel
Fördern statt Kuscheln? Es gibt viel tun
Der Artikel vom 23.08.2024 aus der „Zeit“ zwingt jeden engagierten Kollegen, Bildungs- und Entscheidungsträgerträger zum Nachdenken. Dass in unseren Systemen etwas krankt, ist nicht mehr zu verleugnen.
Während meiner 45-jährigen Tätigkeit als Erzieherin und Heilpädagogin durfte ich verschiedene Bildungssysteme durchlaufen. Somit stellt sich mir die Frage: Worin unterscheiden wir uns heute in der Elementarpädagogik in fachlicher, didaktischer und methodischer Sicht bezogen auf den Bildungsanspruch von dem Land, welches es nicht mehr gibt? War es wirklich nötig, sich der Arroganz und Ignoranz hinzugeben und alles abzuschaffen, was sich seither viele Länder in Fachlichkeit entliehen, politisch entrümpelt und passgenau auf ihre Ziele und Bedürfnisse zugeschnitten haben und damit im Ranking ganz weit oben stehen? Zugegeben, die Welt verändert sich rasant! Uns umgibt nicht mehr die scheinbare Sicherheit. Impulse strömen immens auf uns ein. Aber gerade deshalb wäre es doch wichtig, die nachfolgenden Pädagogengenerationen in die Geheimnisse neurowissenschaftlicher Erkenntnisse einzuweihen, didaktisches und methodisches Handwerkszeug zu vermitteln und eine Haltung im Sinne Friedrich Fröbels zu implizieren.
Im Erzieheralltag stellen sich derzeit viele Fragen:
- Hat ein Kind ein Recht auf Misserfolg und der daraus resultierenden Frustrationtoleranz?
- Wie sieht es gesamtgesellschaftlich mit unserer Fehlerkultur aus?
- Dürfen wir Handlungsabläufe zu Ende bringen oder müssenwir einem toxischen Zeitmanagment hinterhereilen, mit dem Wissen, dass das kindliche Gehirn – und auch das des Erziehers – diese Leistung kaum erbringen kann.
- Brauchen Kinder noch Struktur oder entwickeln sie sich nur noch aus sich selbst heraus?
- Wie sieht es aus mit sozialer Wärme und dem Gefühl der Georgenheit in unseren Einrichtungen?
- Sind unsere äußeren Bedingungen wirklich lernfreundlich?
Für mich steht am Ende meines Berufslebens fest: gelingende und nachhaltige Elementarpädagogik funktioniert eben nicht im laissez-faire.
Demokratische Prozesse sind unendlich wichtig – allerdings auch abgestimmt auf das tatsächliche Verständnis und den Entwicklungsstand des jeweiligen Kindes. Schwarz-Weiß-Mentalität ist hier nicht hilfreich. Jedes Individuum hat andere Voraussetzungen, aber sollte auch als soziales Wesen in der Lage versetzt werden, sich gesellschaftlich einzubringen und Verantwortung übernehmen zu können und zu wollen.
Es gibt viel zu tun: Packen wir es an!
