Dabei fokussiert sich der Landesausschuss Diversity auf zwei Aspekte:
- Wie sieht die Situation von Menschen mit Migrationshintergrund im Alltag aus? und
- Wie geht der Bildungsbereich mit den veränderten Herausforderungen um?
Gerade im Bereich der Migrationspolitik sind durch die letzten beiden Jahre die eklatanten Mängel in unserem Bildungssystem noch stärker offenbar geworden: Allen voran die mangelhafte Ausstattung der Schulen und das fehlende Personal. Diese Mängel treffen Menschen mit Migrationshintergrund besonders hart, denn bisher wurde der Spracherwerb von Schüler*innen, deren erste Sprache nicht Deutsch ist, häufig als nebensächlich abgetan. Doch ohne diesen Spracherwerb sind gleichberechtigtes Lernen und selbstbestimmtes Entscheiden über den weiteren Bildungs- und Lebensweg in der deutschen Mehrheitsgesellschaft kaum möglich. Diese Mängel betreffen aber auch die Kolleginnen und Kollegen in den Kitas und Schulen, da zu der alltäglichen Überlast noch die Herausforderung auf sie zukommt, mehrere Kinder oder Jugendliche in der
Klasse zu haben, die nur wenig Deutsch sprechen und die aus unterschiedlichen Kulturen kommen.
- Wir begrüßen daher ausdrücklich die Beschlüsse des diesjährigen Gewerkschaftstages der GEW in diesem Bereich.
Sie ermöglichen ein intensiveres Arbeiten und bestärken unsere Durchsetzungsfähigkeit als Landesausschuss. Besonders hervorzuheben sind hier die Beschlüsse „3.12 Mehr Pädagog*innen mit ‚Migrationshintergrund‘ in Bildungseinrichtungen!“, „3.14 Bildung ist Menschenrecht – Sprachförderung zur Ermöglichung von Partizipation“ und „3.11 Refugees Welcome in Forschung und Lehre“. Von diesen Beschlüssen ausgehend müssen wir überprüfen, welche thüringenspezifischen Forderungen wir stellen müssen. Sicherlich wird das Thema auf der Landesvertreter*innenversammlung 2018 der GEW Thüringen eine wichtige Rolle spielen.
- Gerade für die so genannten neuen Bundesländer ist die deutliche Zuwanderung eine ganz neue Situation
25 Jahre lang war Ostdeutschland (mit Ausnahme von Berlin) eine Abwanderungsregion. Viele Menschen hatten sich damit abgefunden, in einer schrumpfenden Gesellschaft mit allen ihren Konsequenzen zu leben. Jeder Neuzugewanderte – sei es nur aus einem „westlichen“ Bundesland – wurde mit Erstaunen aufgenommen, manchmal auch argwöhnisch betrachtet. So ganz verstehen konnte man nicht, wie jemand freiwillig in eine Abwanderungsregion geht.
Und dann, ab 2015 plötzlich die Umkehr: es kommen wieder Menschen zu uns, sogar so viele, dass Thüringen 2016 einen Nettobevölkerungszuwachs hat. Auch die Geburtenzahlen steigen. Plötzlich sind auch die neuen Bundesländer wieder attraktiv, auf einmal scheinen sie nicht mehr zum Aussterben verurteilt zu sein. Ein so schneller Wandel ist für manche Menschen eine so große Herausforderung, dass sie teilweise ablehnend reagieren. Sie lassen einen an ein hässliches Mauerblümchen erinnern, das nur wenig Beachtung und Aufmerksamkeit bekommt. Auch Attraktivität und der Umgang mit derselben muss gelernt sein.
- Thüringen ist attraktiv geworden …
… und muss lernen damit umzugehen, damit es weiterhin attraktiv bleibt, um das Potenzial der Zuwanderung zu nutzen. Das wird nur gelingen, wenn die neuen Mitbürger schnell in unsere Gesellschaft integriert werden, Zukunftsaussichten haben und gerne hier leben und – sofern sie es möchten – auch dauerhaft hier bleiben. Auch wäre es
schön, wenn diejenigen Menschen, die – sofern sie es möchten - nach Ende der Kriege wieder in ihre Heimat zurückkehren, Thüringen in guter Erinnerung behalten und Thüringen verbunden bleiben.
Der (gegenseitige) Respekt vor jedem hier lebenden Menschen ist die Grundlage für ein friedliches und wertschätzendes Zusammenleben aller. Das Thüringer Bildungswesen muss in die Lage versetzt werden, hierzu seinen wesentlichen Beitrag zu leisten.