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Landesvorsitzende

Wie schätzen wir die ersten Maßnahmen des neuen Bildungsministers ein?

Ein Kommentar von Kathrin Vitzthum zu den ersten Maßnahmen im 100-Tage-Programm der Thüringer Landesregierung im Bereich Bildung.

Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen - Foto: GEW Thüringen/Alice End

Senkung des Unterrichtsausfalls auf unter 10 Prozent

Jede Unterrichtsstunde, die ersatzlos entfällt, ist eine zu viel. Auch die fachfremde Vertretung oder Stillarbeit sind nicht optimal. Für weniger Unterrichtsausfall zu sorgen, ist also ein notwendiges Ziel. Aber in 100 Tagen unter zehn Prozent? Schauen wir mal genauer hin.

Wir haben lange dafür gekämpft, dass der Unterrichtsausfall systematisch erfasst wird. Seit einigen Jahren werden in drei Schulwochen die Daten dazu erfasst: zum Schuljahresbeginn, im Herbst und im Frühjahr. Wie zu erwarten, liegt die Ausfallquote im Herbst über jener zum Schuljahresbeginn und auch über der Frühjahrserhebung. Letztere lag in den letzten Jahren immer unterhalb von zehn Prozent, auch wenn ein Anstieg in den letzten Jahren erkennbar ist. Die im 100-Tage-Programm ausgewiesene Zielmarke dürfte dank des zu erwartenden Endes der winterlichen Erkältungszeit erreicht werden, ohne dass es besonderer Maßnahmen dazu bedarf.

Interessant ist auch, dass für das Frühjahr 2025 noch kein Erhebungszeitraum terminiert ist (siehe Statistisches Informationssystem Bildung, Seite 9). 

Einstellungsturbo

Statt einer mündlichen Zusage, dass jede:r mit Abschluss des 2. Staatsexamen ein Stellenangebot erhält, gibt es nun Briefe an die rund 600 Lehramtsanwärter:innen. Das ist gut. 

Viel wichtiger als die Briefe sind aber die Ressourcen an den Staatlichen Schulämtern, die für die Bewerbungsverfahren zuständig sind. Hier sollen jetzt sogenannte Bewerbungs-Coaches den Einstellungsprozess effektiver begleiten. Das scheint aus unserer Sicht ein neuer Ansatz, der vielversprechend klingt. 

Ein Problem allerdings bleibt: Nicht jede:r wird ein Stellenangebot in der Wunschregion, weniger noch an der Wunschschule erhalten. Wir erwarten daher eine enge und frühzeitige Beratung, wo tatsächlich Bedarf ist und die Ausschöpfung aller bisherigen Möglichkeiten, die Berufseinsteiger:innen dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden. 

Flexibilisierung des Laufbahnwechsels

Ich gestehe, dies ist eines meiner Lieblingswörter: “Bildungsdienstlaufbahnverordnung“. Was sich dahinter verbirgt? Die Karrieremöglichkeiten von Lehrkräften. 

Diese sollen nun laut des neuen Bildungsministers Christian Tischner flexibilisiert werden. Und zwar so, dass ein Gymnasiallehrer ohne Nachteil auch an einer Regelschule unterrichten und auch wieder zurückwechseln kann. Das ist sinnvoll, aber nicht ausreichend. 

In meinem Gespräch mit dem Bildungsminister und dem Staatssekretär am Freitag, den 31. Januar 2025, habe ich dafür geworben, die Flexibilisierung noch weiter zu denken. Warum sollten nicht auch Regelschullehrer:innen ans Gymnasium oder an die Grundschule und umgekehrt? 

Voraussetzung hierfür wäre, nach der Hebung der Grund- und Regelschullehrer:innen in die A 13 jetzt auch den letzten Schritt zu gehen und sie in die A 13 Z zu überführen. Dann gäbe es nur noch eine Laufbahn und die Flexibilisierung wäre perfekt! Das jedoch kostet Geld. Geld, dass der Bildungsminister nicht hat.

Kontakt
Kathrin Vitzthum
Landesvorsitzende
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 12 (Sekretariat)