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Vorstellung Pädagogischer Konzepte II

Die hundert Sprachen der Kinder

Seit 1996 arbeite ich als Erzieherin im Reggio Kinderhaus in Gotha und bin bis heute fasziniert von der Reggio-Pädagogik.

Von Kindern entworfene Wasserkunst im Sand - Foto: Claudia Herda

Vor drei Jahren hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen der Bildungsfreistellung mit meiner Kollegin Ines Wellendorf nach Reggio Emilia in Norditalien zu reisen. Dort entwickelte Prof. Loris Malaguzzi Ende der 60er Jahre mit einer Gruppe Pädagogen diese erstaunliche Konzeption.

Wir nutzten die Gelegenheit, vor Ort Kindereinrichtungen zu besuchen, einzigartige Erfahrungen zu sammeln und Gedanken auszutauschen. Anhand der Raumgestaltung in den Kindergärten und Krippen und der „sprechenden Wände“ konnten wir beobachten, wie die Kinder als Forscher und Gestalter kreativ tätig waren. Die Reggio-Pädagogik ist eine Erziehungsphilosophie, bei der die Rechte der Kinder und ein reflektiertes Bild vom Kind eine zentrale Stellung einnehmen. 2022 erwarben wir in Begleitung von Prof. Tassilo Knauf die „Anerkennung als reggio-inspirierte Kindertageseinrichtung“. Ich begeistere mich besonders für die Projektarbeit, weil die Kinder hier eigene Wege gehen und selbständig Kompetenzen und Problemlösungsstrategien entwickeln können. So stellten sie vor einiger Zeit im Morgenkreis die Frage, wie das Wasser in die Wasserkunst von Gotha kommt. Sie selbst besprachen, wen sie alles fragen konnten, und befanden sich am Ende in einem Telefongespräch mit dem Brunnenwart. Nach einer Besichtigung des Brunnenschachts und der Pumpen auf dem Hauptmarkt zeichneten und malten sie, konstruierten eine Pumpenanlage, bauten die Wasserkunst im Sand nach u.v.m.

In solchen Situationen befinde ich mich in der wunderbaren Rolle der Begleiterin, die beobachtet, dokumentiert, Impulse gibt und Rahmenbedingungen schafft. Es ist immer wieder eine Herausforderung, mich zurückzunehmen und das Tun der Kinder auszuhalten.

Kontakt
Claudia Herda
Erzieherin im Reggio Kinderhaus Gotha