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Die Erschöpfung der Lehrkräfte ist greif- und hörbar, große Sorgen vor dem neuen Schuljahr

Am 15. Juli 2022 endet das Schuljahr. Die GEW Thüringen dankt allen Pädagog:innen, die trotz hoher Belastungen ihr Bestes gegeben haben, um den Schüler:innen gute Lernbedingungen zu bieten, Übergänge zu ermöglichen und zu Schulabschlüssen zu führen. Das hat unser aller Respekt verdient. Die GEW Thüringen blickt aber sorgenvoll auf das kommende Schuljahr. Schuld sind die sich zuspitzender Personalsituation und die Coronasituation.

Die Personalsituation verschärft sich immer weiter und damit die Belastungssituation für die Lehrkräfte. Dazu Thomas Pfeuffer, stellv. Landesvorsitzender: „Die Erschöpfung breiter Teile der Kollegien ist auf einem neuen Höhepunkt und regelrecht greif- und hörbar. Viele sind damit beschäftigt, auf der Zielgeraden nicht liegen zu bleiben.“

Insbesondere an den Regelschulen häufen sich die Belastungen. Regelschulen sind die Schulen mit den heterogensten Schüler:innen, sehr unterschiedlichen Lernzugängen und häuslichen Unterstützungs-möglichkeiten. Hierfür die notwendige individuelle Förderung zu leisten, fällt angesichts fehlender ausgebildeter Regelschullehrkräften, Förderschullehrkräften und Sonderpädagogischen Fachkräften im Gemeinsamen Unterricht, zu wenig Schulsozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen zunehmend schwerer und geht zu Lasten der Pädagog:innen und  Schüler:innen.

Die Unterstützung durch eine steigende Zahl von Seiteneinsteiger:innen ist dabei nur auf den ersten Blick eine Hilfe. Wegen fehlender Vorbereitung auf die Schulrealität und mangelnder didaktischer und methodischer Kompetenzen bedeuten Seiteinsteiger:innen häufig zusätzliche Arbeit für die Kollegien und Überforderung für diejenigen, die eigentlich unterstützen wollen. Es gilt, Kündigungen von Seiteneinsteiger:innen zu vermeiden durch einen in Zeit und Ausrichtung sinnvollen Vorkurs und genügend Zeit für eine qualitativ hochwertige Nachqualifizierung, idealerweise durch einen Vorbereitungsdienst.

Darüber hinaus bereitet der GEW Thüringen die zu geringe Zahl an Studierenden für das Lehramt an Regelschulen große Sorge. Eine mögliche Lösung wäre das Umsteuern hin zur schulstufenbezogenen statt schulartbezogenen Lehramtsausbildung.

Die Integration ukrainischer geflüchteter Kinder und Jugendlicher ist für die GEW Thüringen und die Kolleg:innen eine Selbstverständlichkeit. Sie trifft aber auf eine Schulsituation, die durch Corona bereits an der Belastungsgrenze arbeitet und in engen Räumen durch gestiegene und noch steigende Schüler:innenzahlen geprägt ist. Statt Willkommensklassen zu untersagen, während gleichzeitig zu wenige DaZ-und DaF- Lehrkräfte zur Verfügung stehen und die Plätze in den Klassenzimmern ausgereizt sind, sollte das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport den Schulen mehr Eigenverantwortung zugestehen. Das bedeutet, dass man die Schulen vor Ort selber entscheiden lässt, wie Integration gelingen kann oder konkrete, aber verschiedene Möglichkeiten vorschlägt, aus denen die Schule selber auswählt.

Weiterhin gilt, dass die Corona-Pandemie nicht vorbei ist. Die GEW Thüringen erwartet vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, einen Corona-Maßnahmenplan vorzuhalten, der frühzeitig kommuniziert wird. Ziel des Planes soll sein, dass Schulleitungen Handlungsleitfäden und dennoch auf Schulebene Entscheidungsfreiheit über die Organisation der Maßnahmen erhalten. Zudem sind alle technischen Möglichkeiten zur Vermeidung von Infektionen bereitzustellen und eine Test- und Impfstrategie zu entwickeln. Auch weiterhin wird es nötig sein, soziales Lernen in den Vordergrund zu stellen, damit alle an Schule Beteiligten in einem Klima ohne Angst lehren und lernen können.

 


Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die größte Interessenvertretung in Thüringen im Bildungsbereich. Sie organisiert aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas, Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin Vitzthum.

Kontakt
Dr. Michael Kummer
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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