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Der neue Geschäftsführende Vorstand der GEW vorgestellt

„Bildung. Weiter denken!“ lautete das Motto des 28. Gewerkschaftstages der GEW, der vom 6. bis 10. Mai 2017 in Freiburg stattfand. Er ist das höchste Beschlussgremium der GEW und bestimmt die Ziele unserer Arbeit für die nächsten vier Jahre. 432 Delegierte berieten und entscheiden nicht nur über die Position der GEW zu bildungs- und tarifpolitischen Themen, sondern wählten auch einen neuen Geschäftsführenden Vorstand (GV), der im Folgenden kurz vorgestellt wird.

  • Marlis Tepe als GEW-Vorsitzendewiedergewählt

Marlis Tepe (63) ist mit deutlicher Mehrheit als Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wieder gewählt worden. Sie erhielt 71,3 Prozent der Stimmen der Delegierten des 28. Gewerkschaftstages der GEW. 291 Kolleginnen und Kollegen stimmten mit Ja, 86 mit Nein, 31 enthielten sich. „Wir wollen den erfolgreichen Kurs der vergangenen vier Jahre fortsetzen“, sagte Tepe.

Marlis Tepe ist bereits im Alter von 22 Jahren in die GEW eingetreten. Sie war bis zu ihrer Wahl zur Vorsitzenden der Bildungsgewerkschaft im Juni 2013 Hauptschullehrerin in Schleswig-Holstein. Über 30 Jahre vertrat sie die GEW Schleswig-Holstein im Bundesfrauenausschuss.Von 1995 bis 2013 war sie Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand des Landesverbands und von 2006 bis 2013 Vorsitzende des Hauptpersonalrats im nördlichsten Bundesland. 

  • Petra Grundmann mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt

Die Delegierten des GEW-Gewerkschaftstages haben Petra Grundmann mit 69,3 Prozent der Stimmen erneut in ihr Amt gewählt. Die 59 Jahre alte Nürnbergerin wurde erstmals 2001 vom Hauptvorstand zur Leiterin des Arbeitsbereichs Finanzen bestimmt. Grundmann konnte am Montag aufeine stetig gestiegene Mitgliederzahl sowie wachsende Einnahmen in den vergangenen Jahren verweisen.

Petra Grundmann hat nach der Mittleren Reife und einer Berufsausbildung zur Arzthelferin zunächst die Fachoberschule besucht und danach ein Studium der Sozialpädagogik absolviert. Anschließend arbeitete sie beim Jugendamt der Stadt Nürnberg. GEW-Mitglied seit 1982 wurde Grundmann 1994 Mitglied des Landesvorstands der GEW Bayern und 1996 deren stellvertretende Vorsitzende. Seit 1996 ist sie Mitglied im GEW-Hauptvorstand. 

  • Gützkow kämpft weiter für Gleichstellung und Chancengleichheit

Die GEW-Frauenpolitikerin Gützkow will die Arbeitsbereiche Chancengleichheit und Gleichstellung der Geschlechter in ihre rnächsten Amtszeit bis 2021 weiter vorantreiben. Gute Bildung sei nicht ohne Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, sagte die 55-Jährige am Montag beim Gewerkschaftstag in Freiburg. Umverteilung sei dabei etwa mit Blick auf Einkommen und Zugang zum Arbeitsmarkt ein wichtiges Stichwort. An dieser Veränderung wolle sie weiterarbeiten. 81,9 Prozent der Delegierten votierten für Gützkow.

Als weitere Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit nannte Gützkow, die auch für Seniorinnen und Senioren sowie Lesben, Schwule,Bisexuelle, Trans- und Inter-Kolleginnen und-Kollegen zuständig ist, die Themen Lohngerechtigkeit und Arbeitszeit. Sie forderte eine neue Arbeitszeitkultur, die auf das gesamte Leben ausgerichtet sei. Nötig sei Zeit für Erwerbsarbeit, Zeit für Familie, Zeit für sich selbst und Zeit für gesellschaftliches oder politisches Engagement. „Beim Thema Zeit geht nichts ohne Gewerkschaften“, betonte sie. Die GEW werde konkrete Positionen zum Thema erarbeiten. 

  • Daniel Merbitz für Tarif- und Beamtenpolitik gewählt

Mit 79,8 Prozent Zustimmung haben die Delegierten des GEW-Gewerkschaftstages Daniel Merbitz die Verantwortung für den Bereich Tarif- und Beamtenpolitik übertragen.Er löst Andreas Gehrke ab, der nicht wieder angetreten ist. Merbitz sprach sich am Montag für ein Streikrecht für Beamte aus. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das Verbot falle. Spätestens der Europäische Gerichtshof werde den deutschen Beamten das Recht zugestehen. Mit Blick auf zunehmend auseinanderklaffende Einkommen plädierte Merbitz dafür, die beiden Statusgruppen – Beamte und Tarifbeschäftigte – wieder zusammenzuführen.

Merbitz, 1976 geboren, ist Jurist mit Schwerpunkt Arbeits- und Verfassungsrecht. Er engagiert sich seit den Jugend- und Studententagen gewerkschaftlich. Ab 2001 arbeitete er hauptamtlich als Tarifsekretär beim GEW-Landesverband Sachsen-Anhalt. 

  • Björn Köhler leitet künftig den Vorstandsbereich Jugendhilfe und Sozialarbeit

65,3 Prozent der Delegierten haben in einer Kampfabstimmung für Björn Köhler als künftigen Leiter des Organisationsbereichs Jugendhilfe und Sozialarbeit votiert. Er tritt die Nachfolge von Norbert Hocke an, der nach 31 Jahren im Amt nicht mehr angetreten war. „Bildung beginnt in der Kita“, sagte Köhler vor den Delegierten des GEW-Gewerkschaftstages. Überall würden Einrichtungen für die frühkindliche Bildung ausgebaut, „nun ist es an der Zeit, diesen Arbeitsbereich vor Ort zu verbessern.“

Björn Köhler arbeitet seit 2008 für die GEW. Ab Ende 2009 leitete er das Sozialpädagogische Büro der GEW Bayern. 

  • Hochschule und Forschung: Andreas Keller im Amt bestätigt

Der Organisationsbereich Hochschule und Forschung liegt auch in den kommenden vier Jahren in den Händen von Andreas Keller. Der Politikwissenschaftler erhielt auf dem Gewerkschaftstag 90,2 Prozent der Delegiertenstimmen. Die Gewerkschaft habe sich in den vergangenen Jahren als Interessenvertretung der Beschäftigten profilieren können, sagte Keller . Er verwies auf das Bund-Länder-Programm für den wissenschaftlichen Nachwuchs, erste Kodizes für „Gute Arbeit“ an Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie die Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes.

Als GEW-Mitglied hat sich Andreas Keller ab 1990 ehrenamtlich in Gewerkschafts- und Hochschulgremien engagiert. Seit 2007 ist er im Geschäftsführenden Vorstand der GEW für den Bereich Hochschule und Forschung verantwortlich. In den vergangenen vier Jahren fungierte er zudem als stellvertretender GEW-Vorsitzender. Seit 2012 ist er Vizepräsident des europäischen Dachverbands der Bildungsinternationale. 

  • Ilka Hoffmann für weitere vier Jahre gewählt

In einer Kampfabstimmung hat sich Ilka Hoffmann bei der Wahl für den Organisationsbereich Schule ganz knapp gegen ihren Herausforderer Nuri Kiefer durchgesetzt. Kiefer hatte seine Kandidatur kurzfristig angemeldet. Hoffmann entschied den zweiten Wahlgang mit einfacher Mehrheit (202 zu 201 Stimmen) für sich. Im ersten Wahlgang konnte keiner der beiden Kandidaten die notwendige Stimmenmehrheit aller anwesenden Delegierten hinter sich vereinigen. Bei ihrer Vorstellung hatten sich sowohl Hoffmann als auch Kiefer für eine „Schule für alle“, Inklusion auf allen Ebenen und eine deutlich bessere Ausstattung der Schulen ausgesprochen.

Vor ihrer hauptamtlichen Tätigkeit im GEWVorstand unterrichtete Hoffmann an einer Förder- sowie einer Gemeinschaftsschule und leitete im saarländischen Landesinstitut das Fachgebiet Inklusion. 

  • Ansgar Klinger bleibt Leiter des Organisationsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung

Ansgar Klinger wird auch in den kommenden vier Jahren den Organisationsbereich Berufliche Bildung und Weiterbildung leiten. Für ihn votierten 89 Prozent der Delegierten. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Klinger will sich für eine bessere Bezahlung und Qualifizierung in der Beruflichen Bildung und Weiterbildung einsetzen. „Wir brauchen eine stärkere Anerkennung dieser Berufe“, forderte der Berufsschullehrer. „Mindesthonorare müssen für alle Kurse abgesichert werden.“ Schlupflöcher zur Umgehung des Mindestlohns müssten bekämpft werden. Leider erlebe er in seinem Bereich „eine nicht vorstellbare Prekarisierung“.

Ansgar Klinger (Jahrgang 1964) ist studierter Volkswirt. Nach dem Referendariat an beruflichen Schulen 1993 unterrichtete er in Berlin und Duisburg. Bis zu seiner Wahl in den GEW-Vorstand 2013 war Klinger seit 2004 in der GEW NRW sowie auf Bundesebene ehrenamtlich tätig. Von 2009 bis 2013 war er Leiter des Referats C (Schulrecht, Bildungsfinanzierung und -statistik) der GEW Nordrhein-Westfalen.