Einschätzung
Das neue Schuljahr beginnt in zwei Tagen, aber es wird nicht besser
Mit großer Sorge schauen wir auf den Beginn des neuen Schuljahres. Es steht zu befürchten, dass auch in diesem Schuljahr die Lernbedingungen für die Schüler:innen schlechter und die Belastungen für die Lehrkräfte steigen werden.
Am Montag vor dem Start sind in der Thüringer Stellenbörse noch 910 offene Stellen für Lehrkräfte, Sonderpädagogische Fachkräfte und Fachleiter:innen zu finden. Trotz laufender Einstellungen stellt das die Planungen der Schulleiter:innen vor große, manchmal sogar unlösbare Herausforderungen. In manchen Regionen ist der Lehrkräftemangel so groß, dass schon jetzt individuelle Lernzeiten (also ohne Lehrkraft) regulären Unterricht ersetzen werden und Klassen im Wechsel beschult werden müssen.
Trotz aller Maßnahmen des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport ist die Mammutaufgabe, den Lehrkräftemangel zu beheben, immer noch nicht bewältigt. Die Devise, den Mangel gleichmäßig zu verteilen, ist aus unserer Sicht aber ein Irrweg. Es ist nicht nachvollziehbar, wie in Zeiten, in der hauptsächlich attraktive Arbeitsbedingungen für Interessent:innen über die Annahme von Stellenangeboten entscheiden, offene Stellen teils nur befristet besetzt werden. Den Ausbau der pädagogischen Assistenzen für die Schulen begrüßen wir, es ist ein richtiger Schritt hin zur Entlastung. Diese Stellen müssen aber zusätzliche Stellen sein, für sie sind nicht die unbesetzten Lehrer:innenstellen zu nutzen.
Wer auch immer in der Landesregierung hier ausbremst: Es ist ein Sparen an der falschen Stelle. Dadurch entsteht unnötigerweise und selbstverschuldet nur noch mehr Frust, bei Schüler:innen, bei Eltern und auch bei den Beschäftigten in den Schulen.
Dazu Kathrin Vitzthum, unsere Landesvorsitzende:
„Wir erwarten von der Thüringer Landesregierung, dass sie Bildungspolitik zur Chefsache erklärt. Denn trotz der Investitionen, Verbeamtung, Höhergruppierung in A13 für alle Lehrkräfte und Schaffung zusätzlicher Stellen konnte das Bildungsministerium nicht alles Notwendige umsetzen, um Schulen mit alldem auszustatten, was sie für guten Unterricht und gute Arbeitsbedingungen brauchen.“
Leider ist aktuell wieder zu beobachten, dass Bildung – also die auskömmliche Ausstattung der Bildungseinrichtungen mit personellen, finanziellen und sächlichen Mitteln im Sinne der Ermöglichung von Bildungsgerechtigkeit – zwar zum Wahlkampfthema taugt, aber erfahrungsgemäß nachhaltige Effekte davon nicht zu erwarten sind. Das gilt nicht nur für Rot-Rot-Grün, sondern ausdrücklich auch für die Politik der CDU, deren unangenehme Nachwirkungen einer völlig verfehlten Personalpolitik im Schulbereich immer noch von allen Betroffenen – so auch von Euch – ausgehalten werden müssen.
99096 Erfurt