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Perspektive Schule

„Das alles und noch viel mehr…“

„…würd(e) ich fordern, wenn es Teil von Tarifverhandlungen wär!“

Symbolbild - Quelle: Canva Pro

Was Rio Reiser 1986 in seinem Song für Vorstellungen formulierte, wenn er König von Deutschland wär(e), grenzte schon an das Unmögliche. Und so ähnlich sind so manche Vorstellungen und Forderungen, wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch komme. Natürlich sind die meisten Forderungen berechtigt, manches in Schule seit Jahren kritikwürdig und dringend verbesserungsbedürftig, aber können diese Forderungen auch Teil von bundesweiten Tarifverhandlungen sein?

Der kleinste gemeinsame Nenner bringt keinen großen Würfe

Bei den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder sitzt auf der eine Seite die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Das sind Vertreter der 15 von 16 Bundesländer. (Hessen hat sich vor Jahren schon aus der TdL verabschiedet.) Auf der anderen Seite die Gewerkschaften Ver.di und GEW sowie DBB Beamtenbund und Tarifunion als Vertreter der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes.

So gleichartig nun im Bildungsbereich die Probleme in den Ländern auch sind, so schwierig ist es trotzdem, die Länder zu konstruktiven lösungsorientierten Verhandlungen zu bringen. Da möchte nun doch jede/r Finanzminister/in „seine Entscheidungskompetenz behalten“ und „hält die Taschen zu“.

Und wenn sich zum Ende der Verhandlungen doch eine Einigung andeutet, dann sind für landesspezifische Lösungen keine Spielräume mehr. Denn das, was das eine Land an Sonderregelungen eventuell durchsetzt, könnte bei den Beschäftigten anderer Bundesländer Begehrlichkeiten wecken. Das kann kein/e Finanzminister/in gutheißen.

Das ist der Hauptgrund, warum bei den regelmäßigen Tarifverhandlungen mit der TdL es kaum noch zu umfangreicheren oder landesspezifischen Ergebnissen kommt. Am Ende geht es fast nur noch um Gehaltserhöhungen, Laufzeit und Übertragung auf die Landesbeamten.

Was an Thüringer Schulen dringlich wäre

Zurück zu den Forderungen vieler Thüringer Pädagog:innen an Schulen: Diese sind so breit und differenziert, wie es in der Schule eben gerade aussieht. Da fordert man mit Recht

  • mehr Einstellungen,
  • Arbeitsentlastungen,
  • Bürokratieabbau,
  • Verringerung von Arbeitszeit, (Mehr-)Arbeitszeitkonten,
  • Mehrpädagogenteams,
  • kleinere Klassen und Lerngruppen,
  • sanierte Toiletten und Farbanstriche für Klassenräume oder Flure,
  • ein funktionierendes stabiles Internet in der Schule,
  • und sicher noch viele weitere Dinge.

Ja, all diese Missstände gehören beseitigt oder zumindest perspektivisch gelöst und der Bildungsminister steht bei vielen Forderungen sogar auf unserer Seite. Aber diese Forderungen sind eben nicht Bestandteil bundesweiter Tarifverhandlungen.

Wenn sich alle engagieren würden

Da bleibt mir doch nur der Song von Rio Reiser: „Das alles und noch viel mehr würd ich machen, wenn ich König von Deutschland wär!“ Es sei denn, dass sich alle Beschäftigten an Schulen gemeinsam für ihre Forderungen engagieren!

Hier müssen die Beschäftigten und natürlich vor allem die GEW-Mitglieder in Thüringen auf vielen Ebenen tätig werden, um (bisher leider immer nur) in kleinen Schritten an der einen oder anderen Stelle Verbesserungen zu erreichen. Sei es,

  • sich in den GEW-Veranstaltungen in den Regionen einzubringen,
  • als Mitglied einer Arbeits- oder Projektgruppe innerhalb der GEW Forderungen und Lösungen aufzumachen und diese mit dem TMBJS zu verhandeln,
  • sich aktiv an Aktionen der GEW zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu beteiligen oder bei seinen Landtagsabgeordneten vorzusprechen,
  • über seine Parteizugehörigkeit in den jeweiligen Gremien auf Bildungsfragen aufmerksam zu machen,
  • sich an den Schulträger zu wenden,
  • u.a.m.

Alles kann helfen, die angesprochenen Forderungen öffentlich zu machen, zu kanalisieren und so zur Umsetzung zu führen.

Mach mit!

p.s.: Einen Satz kann ich mir dabei jedoch nicht verkneifen. Wenn ein Kollege mich anspricht und sagt: „Da muss sich die GEW mal drum kümmern!“ Da möchte ich in Anlehnung an Brecht am liebsten antworten:

„Wer aber ist die GEW? In deinem Anzug steckt sie, Kollege!“

Kontakt
Andreas Heimann
Referatsleitungsteam Allgemein- und berufsbildende Schulen
Adresse Heinrich-Mann-Str. 22
99096 Erfurt
Telefon:  0361 590 95 0