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Buchempfehlung für die Arbeit mit Schüler:innen

Bis die Sterne Zittern

Ein Roman von Johannes Herwig über jugendliche Opposition im Nationalsozialismus. Marina Stopfel, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien in Thüringen, über einen empfehlenswerten Roman für Jugendliche.

Cover: Gerstenberg Verlag / Hintergrund: Canva Pro

Der sechzehnjährige Harro sucht seinen Platz in dieser Welt. Und die Zeiten sind schwierig, in Leipzig im Jahre 1936. Angewidert von der marschierenden Hitlerjugend (HJ) sucht er andere Freunde und findet sie auf der Straße vor dem Kino. Die Gruppe um Heinrich, Hilma, Pitt, Josephine und Edgar imponiert ihm. Sie versuchen, genau wie er in dieser immer mehr gleichgeschalteten Welt ihre Interessen wahrzunehmen und ihr Leben auf eigene Art zu genießen. Selbst als die Hauptfigur Harro zur Tarnung und Beruhigung seiner Eltern in die HJ eintritt, hält es ihn dort nicht lange und er wird ausgeschlossen, weil er bei einem Ausflug mit Luftschutz-Kurs den militärischen Anweisungen nicht folgt. Doch hierin liegen auch nicht seine Interessen, er will viel lieber unbeschwert mit seinen Freunden zusammen sein und sein Mädchen treffen. Denn die erste Liebe spielt, wie für jeden jungen Menschen, eine große Rolle für ihn.

Der Leipziger Johannes Herwig (Jahrgang 1979) hat mit diesem Jugendroman den Leipziger Meuten ein Gesicht und eine Stimme gegeben. Im Postskriptum am Ende des Buches zitiert er aus einer Anklageschrift der Staatsanwaltschaft aus dem Jahr 1940, denn seit 1937 wurde gegen die Jugendlichen, die sich in losen Gruppen auf Straßen und Plätzen trafen, polizeilich vorgegangen. Etwa 1.500 junge Menschen wurden so in den Akten registriert. Dabei waren viele von ihnen nicht besonders politisch, sondern wollten einfach ihren eigenen Weg gehen und ließen sich nicht von der Nazidoktrin vereinnahmen. Wir erleben in diesem Roman ein Dreivierteljahr mit Harro und können dadurch nachempfinden, welche Freuden und Ängste, aber auch welchen Zwiespalt er durchmacht. In einfacher, treffsicherer Sprache und durch viele Dialoge wird für Jugendliche ab 13 Jahren ein Ausschnitt der damaligen Zeit lebendig. Der sympathische Harro als Ich-Erzähler lässt uns seine Gefühle und Gedanken mitempfinden.

Dieser Roman von 2017 ist nun als Taschenbuch beim Verlag cbj erschienen (10 €) und kann ein wichtiger Lesestoff für Jugendliche auf der Suche nach ihrem Platz im Leben sein. Auch als Klassenlesestoff ist „Bis die Sterne zittern“ empfehlenswert, denn dieses Thema wird junge Leute auch heute berühren. Fächerübergreifend würde es den Unterricht in Deutsch, Ethik und Geschichte bereichern.

Weitere Rezensionen sind zu lesen auf www.ajum.de, der Datenbank der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (GEW).

Kontakt
Marina Stopfel
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien in Thüringen