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Corona und die GEW

Bildung in der Coronapandemie

Im März 2020 begann für die GEW Thüringen, vor allem aber für alle Beschäftigten in den Bildungseinrichtungen, die wohl herausforderndste Phase des bisherigen Berufslebens. Die Corona-Pandemie zwang Bundes- und Landesregierungen zu weitreichenden Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus mit massiven Auswirkungen auf die Arbeit in den Bildungseinrichtungen.

Quelle: Canva Pro

Die GEW Thüringen hat das Pandemiemanagement von Anfang intensiv und kritisch begleitet. Auf Anregung der GEW Thüringen fanden ab Ende März 2020 regelmäßige Telefonkonferenzen zwischen Bildungsministerium, GEW und Thüringer Lehrerverband statt. In den folgenden zweieinhalb Jahren stand die Durchsetzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten im Vordergrund, wobei zunehmend die Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen, Studierenden und Eltern mit in den Blick genommen werden mussten. Aus diesem Grund wurde auf Initiative der GEW Thüringen der Runde Tisch einberufen, bei dem Vertreter:innen aller Schularten, Schülervertretung, Elternvertretung, Gewerkschaften und TMBJS in regelmäßigen Austausch traten. Zu Beginn gelang es häufiger, auf anstehende Entscheidungen im Vorfeld Einfluss zu nehmen. Mit der zunehmenden Geschwindigkeit von politischen Entscheidungsprozessen nahm der direkte Einfluss auf konkrete Maßnahmen deutlich ab. Dennoch blieb der Austausch wichtig und richtig und wurde auf Drängen der GEW Thüringen weitergeführt.

Im März/April 2020, also in der akuten Phase der Schulschließungen im Lockdown befragten die Universität Erfurt, die Universität Jena sowie die GEW Thüringen Lehrkräfte zu den Erfahrungen mit den Schulschließungen. Im Ergebnis wurde deutlich, dass es zwar einerseits einen deutlichen Digitalisierungsschub gab, die Lehrkräfte aber zumeist unvorbereitet waren. Die Wissensaneignung fand in großen Teilen durch private Unterstützung statt. Daraus entwickelte die GEW Thüringen „10 Empfehlungen für die Arbeit der Thüringer Schulen nach der Corona-Krise“. Mit der Umstellung auf Distanz- und Wechselunterricht führte die GEW Thüringen eine Blitzumfrage zur Arbeitszeit durch. Die Kolleg:innen aller Schularten nahmen eine Arbeitszeiterfassung im Zeitraum vom 8. April bis 14. April 2020 vor. Nachgewiesen wurde, dass die Belastungen deutlich gestiegen waren und sich die Wochenarbeitszeit durch intensivere Vor- und Nachbereitungen vor allem in den Sekundarstufen I und II signifikant verlängerte.

Nach dem Weihnachtslockdown 2020/21 sollten die Grundschulen in voller Präsenz, also ohne die Möglichkeit geteilter Klassen, wieder starten. In einer von uns durchgeführten Blitzumfrage gaben 92 Prozent der Grundschullehrkräfte an, nicht ausreichend vor dem Corona-Virus geschützt zu werden. Im Laufe der weiteren Entwicklung der Pandemie gelang es der GEW Thüringen dann, die Lehrkräfte im Kita- und Grundschulbereich in der Impfpriorisierung nach oben zu setzen.

Für die Beschäftigten bei freien Trägern stellte das Thema Kurzarbeit eine besondere Herausforderung dar, da die Betriebsräte in sozialen Bereichen mit diesem Instrument zur Beschäftigungssicherung bis dato nicht in Berührung gekommen waren. Hier unterstützte die GEW die Gremien bei der Erstellung der entsprechenden Betriebsvereinbarungen. Das Pandemiemanagement selbst, aber auch Positionen der GEW Thüringen waren in dieser Zeit häufig Anlass für kontroverse Debatten. Grundlage aller Bewertung war der Arbeits- und Gesundheitsschutz und die zunehmende Doppelbelastung der Lehrkräfte durch Distanz- und Präsenzunterricht, Notbetreuung an den Kindergärten und Distanzsemestern an den Hochschulen. Als Orientierung für die Positionierung der GEW Thüringen dienten auch die kurzfristig einberufenen Sitzungen des Koordinierungsvorstandes der GEW. Im Spagat zwischen Schutz der einzelnen Betroffenen und der kollektiven Überlastung des Bildungswesens ist es nicht immer gelungen, die divergierenden Interessen aller Mitglieder zu einen.