Es reicht! Erleuchtung für die Landesregierung!
Bessere Arbeitsbedingungen für die Thüringer Horterzieher*innen!
Forderungen an den Arbeitgeber Land Thüringen und exemplarische Wortmeldungen von Horterzieher*innen - überreicht von der GEW Thüringen an Bildungsminister Helmut Holter auf der Kundgebung der Horterzieher*innen am 29.01.2020.
Sehr geehrter Bildungsminister Holter,
stellvertretend für die Thüringer Landesregierung überreichen wir, die Thüringer Horterzieher*innen, unsere Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen – die wir übrigens für Selbstverständlichkeiten hielten, vor allem seitens eines öffentlichen Arbeitgebers wie dem Land Thüringen. Bitte nehmen Sie diese Forderungen mit in die Kabinettsberatungen, denn zur Verbesserung unserer schlechten Situation vor Ort braucht es gemeinsamer Anstrengungen des Bildungs-, Sozial- und nicht zuletzt des Finanzministeriums.
Verbessern Sie unsere Arbeitsbedingungen!
Um es deutlich zu formulieren: Wir sind die letzte pädagogische Reserve, die die Grundschule noch hat, und wir brauchen bessere Bedingungen:
- Mehr Zeit für jedes einzelne Kind!
- Bessere Unterstützung bei Inklusion!
- Mindestens 80 Prozent Beschäftigungsumfang, im besten Fall Vollbeschäftigung!
Hintergründe, die Ihnen bekannt sein sollten
Viele Horterzieher*innen in Thüringen sind frustriert und am Ende ihrer Kräfte: die Gruppengrößen sind mit mehr als 25 Kindern dauerhaft zu hoch, wird ein*e Kolleg*in krank, steigt die Zahl häufig auf über 30 Kinder. Zudem endet die inklusionspädagogische Betreuung mit dem Unterricht, was mit dem zu hohen Betreuungsschlüssel eine zusätzliche Belastung darstellt. Es wird dadurch immer schwieriger, den Anspruch an hohe pädagogische Qualität zu erfüllen. Immer noch arbeiten viele Horterzieher*innen mit einem Beschäftigungsumfang von 65 Prozent, viele wünschen sich aber mehr und zwar dauerhaft. Zunehmend findet sich immer weniger qualifiziertes Personal, da die geringen Beschäftigungsumfänge nicht attraktiv sind und Altersarmut befürchten lassen.
Freundliche und erwartungsvolle Grüße
die Thüringer Horterzieher*innen
vertreten durch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Exemplarische Wortmeldungen von Horterzieher*innen:
Beispiel 1 |
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„Seit Jahren reden wir über Inklusion und das es doch ganz einfach ist. Natürlich ist es ganz einfach, wenn ich das Personal dafür habe. |
Beispiel 2 |
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„Ich arbeite als Erzieherin in einer Grundschule des Schulamtsbereiches Westthüringen. Unser Ziel ist es, die Freizeit der Kinder unter Berücksichtigung des TBP bis 18 zu gestalten, ihnen interessante Angebote zu unterbreiten, sie in ihrer sozialen Entwicklung voranzubringen. |
Beispiel 3 |
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„Ich wünsche mir von euch endlich mehr Ruhe und Stetigkeit in der Schule. Jedes Jahr kommen neue Anordnungen, die umgesetzt werden müssen. Die Hoko werden am Anfang des Schuljahres mit Aufgaben überschüttet, die einfach unmöglich sind und an die Substanz gehen. Zu Beginn eines jeden Schuljahres gibt es soviel zu tun an Planung und Koordination, da braucht man nicht noch die ganzen bürokratischen Anordnungen von "oben". |
Beispiel 4 |
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„Ich schreibe stellvertretend für meine Erzieher der Vogteischule. Wünsche haben wir viele! Der Beschäftigungsumfang muss unbedingt für Erzieherinnen, die das möchten, erhöht werden. Viele junge Erzieher wählen eher die Kita zum arbeiten als die Schule, weil einfach der Stundenumfang höher ist. Bei dem Lehrermangel könnten aber Erzieherinnen , wie in einer Ganztagsschule, im Unterricht als Zweitbesetzung sein , um den Kindern mit Förderbedarf Hilfestellung zu geben. Leider erhöht sich die Zahl dieser Kinder stetig. Kleine Klassen und Hortgruppen sind Grundvoraussetzung, bei einer 100%igen Hortauslastung. Leider fehlt es ebenfalls an ausreichend Personal. Es muss eine klare Regelung her......wie viele Kinder in einer Gruppe kommen auf 1 Erzieherin. Warum macht man die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Erzieherinnen so schwer. Warum darf es keine gemeinsamen Klassenfahrten mehr geben? Warum haben die Erzieher immer das Gefühl nur der Anhang zu sein? Ein Arbeitgeber, gleiche Bedingungen und Rechte! Die Schulen müssen modernisiert werden! Räume, die die Lautstärke reduzieren, Schulhöfe, die Unfälle vermeiden, Sonnenschutzrollos gegen die absolut überhitzten Räume im Sommer...…..etc. Wo sind kostenlose Präventionsangebote vom Arbeitgeber? Der bürokratische Druck auf die Hortkoordinatoren nimmt jedes Jahr stätig zu. Ich wünsche mir eine Anerkennung meiner Arbeit als Hortkoordinator. Warum stehen dem Hoko keine Abminderungsstunden zu bei einem Alter von 55Jahren? Nur weil er an einer großen Schule arbeitet und weniger Betreuungszeit hat? Die Leistung, die ein Hortkoordinator im Büro leistet, ist oft unterschätzt. Auch finanziell sollte man über eine Erhöhung nachdenken, je nach Schulgröße ein angepasstes Honorar für diese Tätigkeit. Der größte Wunsch jedoch ist es, ein offenes Ohr zu finden, wo man regelmäßig über Probleme reden kann, wo man Missstände unbürokratisch aus der Welt schafft und wo man mehr Eigenverantwortlichkeit bekommt. Uns allen nützt es nichts, wenn man uns in der Praxis allein lässt. Kerstin Kieler“ |
Beispiel 5 |
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„Seit Mai 2017 ist die Anzahl der an unserer Schule beschäftigten Erzieher*innen, anfangs durch Abordnungen, dann durch Versetzung und seit Februar 2018 krankheitsbedingt, reduziert. Über einen längeren Zeitraum arbeiteten wir mit drei Erzieherinnen weiter, wo wir vorher mit vier Kolleginnen eine ordentliche und anspruchsvolle Betreuung der Kinder gewährleisten konnten. Selbst mit drei Kolleginnen gaben wir unser Bestes, obwohl wir dadurch das Freizeitangebot für die Kinder schon sehr reduzieren mussten. Zur Zeit sieht die Situation allerdings so aus, dass wir uns im Moment immer häufiger nur zu zweit um 81 Kinder kümmern müssen. Damit zwingt man uns, weit über unsere Kräfte zu gehen. Wo bleibt da eine Verantwortlichkeit? Ich frage mich, ob wirklich erst etwas passieren muss, ehe eine vertretbare Lösung gefunden wird. So kann und so darf es nicht weitergehen. Das ist den Kindern, den Eltern, uns und unserer Gesundheit gegenüber unverantwortlich.“ |
Beispiel 6 |
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„An unserer Grundschule lernen 200 Kinder, von denen 186 im Hort angemeldet sind. Nur 11 Kinder besuchen den Hort bis zu 10 Stunden je Woche. Der Anteil der Buskinder ist verschwindend gering, so dass die Masse der Kinder viele Stunden im Hort verweilt.
Der Hort darf nicht zur Massenbetreuung werden! Die Mangelverwaltung ist nicht unsere Aufgabe! Wir wollen den Erwartungen der Kinder und der Eltern gerecht werden und unseren pädagogischen Auftrag mit Freude erfüllen. |
99096 Erfurt