AWO krempelt deutsches Modell der Lehrkräftearbeitszeit um: Nicht nur die Unterrichtszeit gehört zur Arbeitszeit von Lehrkräften
Am 30. Juni 2023 einigten sich die Gewerkschaft GEW und die Schulträger der drei Thüringer AWO-Schulen auf zukunftsweisende Arbeitszeitregelungen: Mit dem Schuljahresbeginn 2023/24 werden alle Tätigkeiten der Lehrkräfte – nicht nur die Unterrichtsstunden – als reguläre Arbeitszeit erfasst. GEW und AWO treten in Thüringen damit den Beweis an: Eine Arbeitszeiterfassung bei Lehrkräften ist möglich.
Das neue Modell soll sich hin zu einem Jahresarbeitszeitmodell entwickeln und damit das staatliche Pflichtstundenmodell ablösen. So erfolgt für das Schuljahr 2024/25 eine tarifliche Aufgabenklärung der Lehrkräfte, in der Tätigkeitscluster gebildet und mit verbindlichen Zeitanteilen verbunden werden.
Die Unterrichtsverpflichtung sinkt zudem auf 25 beziehungsweise 26 Lehrerwochenstunden im Grundschulbereich und liegt damit unter der Unterrichtsverpflichtung an den staatlichen Schulen. Sie soll den anspruchsvollen und pädagogisch ausdifferenzierten Konzepten der freien Schulen Rechnung tragen und gibt den Lehrkräften mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung sowie konzeptionelle Tätigkeiten.
„Damit ist es gelungen, die freien Schulen in AWO-Trägerschaft im Wettbewerb um die besten Köpfe gut aufzustellen. Transparenz bei der Arbeitszeit und weniger Pflichtstunden sind nun neben den innovativen Konzepten der Schulen die Faktoren, um Lehrkräfte zu werben und zu binden“, so Nadine Hübener, Verhandlungsführerin der GEW. „Im Zuge der Verhandlungen wurde aber auch klar: Wenn Schulen in freier Trägerschaft in Thüringen ihre Lehrkräfte auf einem mit dem staatlichen Schuldienst gleichwertigen Niveau entlohnen und ihnen vergleichbare Rahmenbedingungen bieten sollen, dann muss die Finanzierung dieser Schulen ausgebaut werden. Jede gewerkschaftliche Forderung in Tarifverhandlungen läuft ins Leere, wenn staatlicherseits eine Gleichwertigkeit nicht durch finanzielle Mittel unterstützt wird.“
In Thüringen befinden sich drei freie Schulen in AWO-Trägerschaft: Die Freie Ganztagsschule LEONARDO des AWO Regionalverbandes Mitte-West-Thüringen in Jena, die Schlossschule der AWO Saale-Orla-Kreis in Neustadt an der Orla und die Freie Gemeinschaftsschule „Friedrich Adolf Richter“ der AWO Rudolstadt. „Im Wettbewerb um die motiviertesten Köpfe punkten die freien AWO-Schulen mit ihrer konzeptionellen Arbeit, ihrer Ausstattung und viel Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Lehrkräfte – und nun auch mit einem innovativen Arbeitszeitenmodell“, so Hans-Heinrich Tschoepke, Geschäftsführer der AWO Rudolstadt. „Mit der Einigung gehen wir einen zukunftsweisenden Schritt.“
Pressekontakt für Rückfragen:
GEW Thüringen - Nadine Hübener (Referentin für Bildung)
Telefon: 0361 5909554
AWO Thüringen - Hans-Heinrich Tschoepke (Geschäftsführer der AWO Rudolstadt)
Telefon. 03672 314110
99096 Erfurt
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